# taz.de -- Neue RTL-Serie „Hit and Miss“: Töten, um eine Frau zu werden
       
       > „Hit and Miss“ läuft ab Dienstag auf RTL Crime. Die Probleme einer
       > Transsexuellen werden hier beiläufig thematisiert – das macht die Serie
       > so stark.
       
 (IMG) Bild: Chloe Sevigny aka Mia: She’s a lady, goddammmit!
       
       Der Typ rennt weg, aber er hat keine Chance. Mia schießt ihm viermal in den
       Rücken. Dann zieht sie im Auto roten Lippenstift nach, fährt nach Hause
       duschen, schiebt sich ihren Penis mit einem Tuch wieder zwischen die Beine,
       trainiert noch ein wenig die Fitness und fährt zu ihrem Auftraggeber.
       
       Eddie heißt der, Ausstrahlung irgendwo zwischen Kleinstadtganove und
       Mafiapate, und seine ersten Worte, die ersten Worte überhaupt in [1][„Hit
       and Miss“] (Dienstag, RTL Crime, 20.15 Uhr) sind: „Ja, Job erledigt. Kein
       Problem.“ Und dann: „Bist wie ne Maschine, Mia. Das liebe ich an dir.“
       
       Sie ist seine beste Killerin, sie erledigt Jobs, es gibt nie
       Schwierigkeiten. Sie ist allein, kennt außer Eddie kaum jemanden. Und …
       Penis … sie ist eine Frau, geboren im Körper eines Mannes. Deswegen scheint
       Mia zu töten – um Geld für die letzte Operation zu sammeln, die aus ihr
       auch körperlich endgültig eine Frau macht.
       
       Und dann gewinnt sie eine Familie.
       
       Denn Mia lebte einst, in der Zeit, in der sie außenrum noch mehr Mann war,
       mit einer Frau zusammen. Die ist soeben an Krebs gestorben, hat Mia zuvor
       per Brief aber noch darum gebeten, sich um den gemeinsamen Sohn zu kümmern,
       von dem Mia bisher nichts wusste. Um diesen Sohn haben sich seit der
       Beziehung damals noch einige andere Kinder angesammelt, die auf einem
       schrammeligen Hof draußen in Yorkshire leben.
       
       ## Erzählen statt erklären
       
       Klingt wie eine Mischung aus Landlust und den Verrücktheiten einer
       Großstadt. Für diese Eigenproduktion des britischen Senders Sky Atlantic
       hat Paul Abbott („Shameless“) aber ein sehr einfühlsames Drehbuch verfasst,
       das aus den absurd scheinenden Elementen eine Welt mit großem Zauber
       erschafft, zugleich durchzogen vom Geruch von Schweinescheiße. „Hit and
       Miss“ verwebt das Raue und Blutige, das Komische und Lächerliche, das Zarte
       und Zerbrechliche, zu guter Unterhaltung.
       
       Auch weil die Figuren Zeit bekommen, sich zu entwickeln. Vielleicht geht
       das manchem zu langsam. Aber das Tempo lässt die unaufgeregt und präzise
       spielende Chloe Sevigny als Mia ebenso wie die anderen Darsteller am besten
       zur Geltung kommen. Der zwischen Comicuntermalung, Sphärik und
       melancholischer Gitarre fluktuierende Soundtrack stärkt die Atmosphäre des
       Zwischenweltlichen.
       
       Welche Schwierigkeiten ein transweiblicher Mensch mit seinem Körper hat,
       welcher Schmerz in der Kindheit liegt, das erzählt die Geschichte oft wie
       nebenher – sie erklärt sich nicht ständig.
       
       Ist das falsch? Müsste – wenn denn schon mal ein Transsexueller im Fokus
       steht – das nicht noch stärker thematisiert, problematisiert werden? In
       „Hit and Miss“ steht die Geschichte im Vordergrund, dadurch wird der
       Eindruck, den sie hinterlässt, aber nur stärker.
       
       Ein Skandal ist, dass diese starke Serie nach sechs Folgen nicht mehr
       weitergeht. Obwohl die Kritiker und, wichtiger, auch ein größeres Publikum
       in Großbritannien sie sehr mochten.
       
       14 May 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://rtl-crime.rtl.de/cms/crime/sendungen/crime/hit-and-miss.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Schulz
       
       ## TAGS
       
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