# taz.de -- US-Präsidenten und ihre zweite Amtszeit: Das Gesetz der Serie
       
       > Wiedergewählt – und jetzt einfach loslegen? Für viele US-Präsidenten ging
       > die Sache mit der zweiten Amtszeit gar nicht gut aus.
       
 (IMG) Bild: Michelle im Arm, die zweite Amtszeit voll im Blick: Präsident Barack Obama.
       
       BERLIN taz | Durchatmen. Barack Obama ist wiedergewählt und muss sich in
       den kommenden vier Jahren nicht mehr darum scheren, ob ihn das Volk bei der
       nächsten Präsidentschaftswahl abstraft. Eine dritte Amtszeit steht – dank
       des 22. Verfassungszusatzes – gar nicht erst zur Debatte.
       
       Er muss nur die zweite Amtszeit überstehen. Allerdings: Ginge es nach dem
       Gesetz der Serie, dann sähe es für den amtierenden US-Präsidenten nicht
       sehr rosig aus. Kaum einer seiner Vorgänger hat in den vergangenen
       Jahrzehnten einen guten Abgang hinbekommen.
       
       Nun kann man nicht jedem Präsidenten vorwerfen, er hätte sich nach seiner
       Wiederwahl schon gedanklich zur Ruhe gesetzt. Ronald Reagan etwa schloss
       die international hoch angesehenen Verträge über die Rüstungskontrolle
       zwischen der Sowjetunion und den USA erst dann. Und Bill Clinton konnte in
       seiner zweiten Amtszeit zum ersten Mal seit 30 Jahren einen ausgeglichenen
       Haushalt präsentieren.
       
       Nicht alle US-Präsidenten haben in ihrer zweiten Amtszeit also versagt –
       und dennoch gibt es über fast jeden etwas zu sagen, was den Eindruck
       verstärkt, es läge ein Fluch auf den vier Jahren nach der Wiederwahl.
       
       ## Watergate-Affäre
       
       Der Republikaner Richard D. Nixon zum Beispiel. Er gewann seine Wiederwahl
       im Herbst 1972 – gab knapp zwei Jahre später jedoch seinen Rücktritt
       bekannt. Der Grund: die Watergate-Affäre.
       
       Auch sein Parteikollege Ronald Reagan hat sich wenige Jahre darauf nicht
       mit Ruhm bekleckert. Nach seiner triumphalen Wiederwahl im Jahr 1984
       stolperte er samt seinem guten Ruf über die sogenannte Iran-Contra-Affäre.
       Die US-Regierung hatte einen geheimen Waffendeal mit dem Iran abgeschlossen
       und das Geld dann Konterrevolutionären – auch Contras genannt – in
       Nicaragua gegeben. Sie sollten die linksgerichtete Regierung bekämpfen.
       Damit verstieß die Regierung nicht nur gegen einen Beschluss des
       Kongresses, sondern sie wurde auch vom Internationalen Gerichtshof in Den
       Haag verurteilt.
       
       Dann wäre da noch Bill Clinton. Seine große Beliebtheit im Land litt enorm,
       als seine sexuelle Beziehung zu einer Praktikantin im Weißen Haus bekannt
       wurde. Zwar stritt er die Affäre mit Monica Lewinsky anfangs ab, musste sie
       unter dem Druck der Öffentlichkeit aber später doch eingestehen. Beinahe
       wäre er über ein Amtsenthebungsverfahren gestürzt. Dass es nicht so kam,
       wundert viele bis heute.
       
       ## Immobilienblase
       
       Und dann natürlich George W. Bush. Er drückte sich in seiner zweiten
       Amtszeit selbst den Stempel eines schlechten Krisenmanagers auf, weil er
       2005 nicht in der Lage war, nach dem verheerenden Hurrikan „Katrina“ vor
       der Küste Louisianas schnell und effektiv Hilfe zu schicken. Dazu kamen die
       Immobilienblase, die weltweite Finanzkrise, die hohen Schulden der USA –
       als Bush 2008 aus dem Amt ging, hatte er einen Großteil seiner Popularität
       verloren.
       
       Die Gefahr besteht also, dass auch von Barack Obamas Politik am Ende nicht
       viel in Erinnerung bleiben wird außer dem großen Enthusiasmus nach seiner
       ersten Wahl im Jahr 2008: wenn er agiert, als würden für ihn andere Gesetze
       gelten; wenn ihn neues Machtbewusstsein und übergroßes Selbstbewusstsein
       blind machen für die Dinge, die wirklich wichtig sind. Alles schon
       dagewesen.
       
       ## Mehr als ein paar dürre Worte
       
       Bleibt die Hoffnung, dass er einiges an verlorenem Vertrauen in der zweiten
       Amtszeit zurückgewinnen kann. Diese zweite Amtszeit könnte ihm auch dabei
       helfen, etwas zu hinterlassen, was über ein paar dürre Worte in den
       Geschichtsbüchern weit hinausginge.
       
       Vielleicht bekommt er die desolate Haushaltslage der USA in den Griff und
       schafft in Bezug auf Schuldenobergrenze und Steuererhöhungen eine wirkliche
       Einigung mit den Republikanern. Er könnte die Einwanderungsgesetze endlich
       reformieren und die Waffengesetze verschärfen, die Energiewende in den
       Vereinigten Staaten vorantreiben und für mehr Gleichberechtigung von
       Homosexuellen sorgen. Oder er hilft, den Friedensprozess zwischen Israelis
       und Palästinensern wieder in Gang zu bringen und die Lage im Nahen Osten zu
       stabilisieren.
       
       Er könnte ein Vermächtnis hinterlassen, das größer wäre als seine möglichen
       Niederlagen.
       
       23 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffi Dobmeier
 (DIR) Steffi Dobmeier
       
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