# taz.de -- Kommentar Weltwirtschaftsforum: Euroland ist nicht abgebrannt
       
       > Die Pessimisten des letztjährigen Davoser Forums 2012 haben sich geirrt.
       > Der Zerfall der Eurozone konnte verhindert werden - vor allem dank der
       > EZB.
       
 (IMG) Bild: Weltwirtschaftsforum in Davos: Das Treffen ist vorbei. Die Eurokrise bald auch?
       
       Zu den erfreulichen Erkenntnissen des diesjährigen Weltwirtschaftsforums in
       Davos gehörte, dass die Pessimisten des vergangenen Jahres nicht recht
       behalten haben. Unter anderem US-Ökonom Nouriel Roubini prognostizierte
       damals, dass Euroland bald zerbrechen werde. Doch weder Griechenland noch
       Portugal mussten austreten. Die Gemeinschaft der Eurostaaten hat sich als
       stabil erwiesen, weil sie eine Reihe richtiger Entscheidungen traf.
       
       Diesen Verdienst hat in erster Linie die Europäische Zentralbank unter der
       Führung Mario Draghis erworben. Mit ihrem Kaufprogramm für Staatsanleihen
       verhinderte sie den Bankrott von Euro-Mitgliedern. Wichtig war ebenfalls,
       dass die Regierungen den Stabilitätsfonds ESM sowie die gemeinsame
       Bankenaufsicht gründeten und mit der Sanierung der Staatsfinanzen begannen.
       Schließlich wurden in den südeuropäischen Ländern die Löhne gekürzt, weil
       die dortigen Unternehmen im Vergleich zu ihren ausländischen Wettbewerbern
       häufig nicht mehr konkurrenzfähig waren.
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel wies in ihrer Rede beim WEF daraufhin, dass
       die Staaten und Bürger der Europäischen Union 25 Prozent der globalen
       Wirtschaftsleistung erbrächten, sich aber 50 Prozent der weltweiten
       Sozialkosten leisteten. Merkel meinte dies als Warnung: Europäische
       Produkte dürfen nicht zu teuer werden, damit sie sich auf dem Weltmarkt
       weiter verkaufen. Denn unter anderem darauf beruht unser Wohlstand.
       
       Das allerdings ist nicht die ganze Wahrheit. Grundsätzlich kann sich Europa
       seine vergleichsweise opulenten Sozialkosten und Löhne durchaus leisten –
       sie sind sogar eine Vorbedingung für seine künftige Rolle in der Welt. Denn
       vor dem Hintergrund der Geschichte des alten Kontinents wollen die hiesigen
       Bürger in global konkurrenzfähigen Unternehmen arbeiten, verlangen dafür
       aber eine ausreichende Absicherung ihres Unterhaltes und ihrer
       Lebensrisiken. Die Regierungen sollten sich bewusst sein, dass dieses
       soziale Versprechen nicht nur ein Kostenfaktor, sondern auch ein Zweck der
       europäischen Einigung ist - das gilt für Griechenland, Portugal und Spanien
       ebenso.
       
       27 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hannes Koch
       
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