# taz.de -- Kommentar Wohlstands-Enquete: Bescheidener Anspruch
       
       > Mit einem gemeinsamen Konzept hätten die Fraktionen eine diskurisive
       > Grundlage für die Kriterien von Wohlstand und Fortschritt gehabt.
       
 (IMG) Bild: Viele bunte Autos – gut für die Wirtschaft, aber machen die auch glücklich?
       
       Die Mitglieder der Enquetekommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“
       des Deutschen Bundestages sind inzwischen sehr bescheiden geworden.
       
       Das ist wohl die logische Folge ihrer ins Riesenhafte aufgeblähten
       Einrichtung, die sich in der vergangenen Legislatur mit Wachstum in
       Wirtschaft und Gesellschaft, mit Ordnungspolitik und Arbeit,
       Konsumverhalten und technischem Fortschritt, also mit eigentlich allem
       befasst hat. So ist es nicht verwunderlich, dass die verschiedenen
       Arbeitsgruppen nun, am Ende ihrer Laufzeit, einen Dissens nach dem anderen
       verkünden.
       
       Wieso sollten sich FDP und Linke auf eine Definition von
       Verteilungsgerechtigkeit einigen? Warum CDU und Grüne den
       Ressourcenverbrauch ähnlich bewerten? Mit ihrer Vielstimmigkeit bietet die
       Enquetekommission den Wählerinnen und Wählern den schönen Service,
       Antworten der Bundestagsfraktionen auf verschiedene gesellschaftliche
       Herausforderungen kurz und knapp darzulegen.
       
       In einem Fall aber ist das erreichte Ergebnis zu mager: in der
       Arbeitsgruppe zwei, die nach einer alternativen Wohlstandsmessung in
       Ergänzung zum Bruttosozialprodukt (BIP) gesucht hatte. Dass die Fraktionen
       jetzt neben dem Bericht noch zwei Sondervoten, also insgesamt drei
       Indikatorenmodelle präsentieren, schadet einer guten Sache.
       
       Mit einem gemeinsamen Konzept hätten sie eine diskursive Grundlage für die
       Entscheidung geschaffen, nach welchen Kriterien sie Wohlstand und
       Fortschritt künftig messen wollen. Mit ihren Sondervoten haben die Grünen
       und die Linkspartei dies ohne Not verhindert. Der Hinweis, es bestehe ja
       ein Grundkonsens darüber, dass das BIP Ergänzungen benötige, trägt nicht
       weit, denn das war eh klar. Zu bescheiden dürfen die Erwartungen an die
       eigene Arbeit eben auch nicht sein.
       
       29 Jan 2013
       
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 (DIR) Heike Holdinghausen
       
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