# taz.de -- Bürger-Anleihe für Netzausbau: Nicht protestieren, sondern kaufen
       
       > Netzbetreiber Tennet will über eine Anleihe Bürger an einem
       > Stromtrassenneubau beteiligen. So sollen die Anwohner das Projekt
       > leichter akzeptieren.
       
 (IMG) Bild: Tennet will Anwohner, die vom Bau der Höchstspannungsleitung betroffen sind, bevorzugt beteiligen – in Form einer Anleihe.
       
       HAMBURG taz | Dort wo es besonders viele von Bürgern finanzierte Windparks
       gibt, soll es nun auch die erste Stromleitung mit finanzieller Beteiligung
       von Privatleuten geben: Der Stromnetzbetreiber Tennet hat am Mittwoch
       angekündigt, Anleihen herauszugeben, mit denen sich Bürger an der geplanten
       Leitung zwischen Brunsbüttel und Niebüll an der schleswig-holsteinischen
       Westküste [1][beteiligen] können.
       
       Das Unternehmen zielt dabei besonders auf Kleinanleger in der Region
       entlang der Trasse zwischen Brunsbüttel und Niebüll: Ab einem Mindestbetrag
       von 1.000 Euro sollen sie die Wertpapiere kaufen können. Die angekündigte
       Verzinsung beträgt 4,5 bis 5 Prozent.
       
       „Wir wollen für Akzeptanz werben, damit eines der wichtigsten Projekte für
       die Energiewende gelingt“, sagt Lex Hartman, Geschäftsführer von Tennet.
       Deshalb will das Unternehmen Anwohner, die vom Bau der
       Höchstspannungsleitung betroffen sind, bevorzugt beteiligen. Außerdem
       sollen möglichst viele Personen die Wertpapiere zeichnen können: Darum
       sollen Anleger mit kleinen Beträgen den Vorrang erhalten vor
       Privatpersonen, die eine größere Summe anlegen wollen.
       
       Tennet plant, so bis zu 40 Millionen Euro einzusammeln, mehr als 15 Prozent
       der gesamten Investitionskosten soll es aber nicht werden. Es wird mit
       einem Preis von mehreren hundert Millionen Euro gerechnet. Warum gibt es
       dann eine Begrenzung für die Bürgerbeteiligung? „Das Projekt ist kein
       Finanzierungsinstrument für die Leitung“, erklärte eine Tennet-Sprecherin.
       Das sei nicht das Ziel des Unternehmens.
       
       ## „Bürgerdividende“
       
       Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) nannte das Projekt einen
       „Meilenstein, um die Energiewende im Land zügig umzusetzen“.
       Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) wirbt seit einiger Zeit für eine
       ähnliche Idee, er nennt sie „Bürgerdividende“. Darüber sollen sich Bürger
       an den Kosten der Investition für den Stromnetzausbau beteiligen können.
       
       Kritik an dem Projekt äußerte der Fraktionschef der Piraten im Kieler
       Landtag, Patrick Breyer. „Hier entstehen keine Netze in Bürgerhand“, sagte
       Breyer. Er bemängelt das fehlende Mitspracherecht der Kleinanleger bei
       Leitungsbau und -betrieb, die in seinen Augen zu geringe Verzinsung und die
       Beschränkung der Bürgereinlagen. Ein Sprecher des BUND begrüßte das
       Vorhaben, mahnte aber: „Das darf nicht die Bürgerbeteiligung in der
       Planungsphase und die Alternativenprüfung ersetzen.“
       
       30 Jan 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.tennettso.de/site/news/2013/01jan/bevolkerung-kann-sich-an-der-finanzierung-von-stromtrassen-beteiligen.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Kummetz
       
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