# taz.de -- Kommentar Stuttgart 21: Neue Dolchstoßlegenden
       
       > Einst haben Merkel und Kauder die Gegner von Stuttgart 21 verleumdet. Nun
       > schweigen sie – und überlassen es der zweiten Reihe, Unsinn zu verzapfen.
       
       Sie ducken sich feige weg, die Verantwortlichen für Stuttgart 21.
       „Zukunftsverweigerung“ warf Unions-Fraktionschef Volker Kauder den Gegnern
       des Monsterbahnhofs im Jahr 2010 vor. Sprachregelung der Union: Wer gegen S
       21 ist, ist ein Fortschrittsfeind. Auch Angela Merkel schloss sich dem als
       vehemente Unterstützerin des Stuttgarter Tiefbahnhofs an.
       
       Jetzt kommt aus dem Hause des eigenen Ministers ein Papier, in dem
       drinsteht: Alles wird teurer, der Vorstand der Bahn verschleiert die wahren
       Kosten. Und was machen Merkel und Kauder? Sie ducken sich weg.
       
       Merkel hat Stuttgart 21 stets aus machttaktischen Gründen unterstützt, im
       Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg 2011 ging es ihr darum, das
       Bundesland nicht zu verlieren. Jetzt hat sie die Kollateralschäden. Ihr
       Kalkül scheint klar: Ein möglicher Ausstieg aus dem Projekt lässt sich noch
       locker bis nach der Bundestagswahl verzögern. Die paar hundert Millionen
       Euro, die das zusätzlich kosten dürfte, muss sie ja nicht zahlen. Bis dahin
       wird sie nur das Allernötigste zu S 21 sagen. Merkel will den Bahnhof
       vergessen machen.
       
       Die zweite Reihe darf unterdessen Dinge behaupten, die schon reichlich
       bescheuert sind. Thomas Bareiß, der Vizechef der CDU-Landesgruppe
       Baden-Württembergs im Bundestag, entwickelt Dolchstoßlegenden, wonach die
       Heimatfront aus Bürgerbeteiligung und einer gemeinen Landesregierung den
       Bahnhof verteuern würde.
       
       Dabei steht in dem nun in den Medien zitierten Papier aus dem
       Bundesverkehrsministerium minutiös, wie die Bahn durch eigenes Verschulden
       Mehrkosten erzeugt – Bareiß selbst liest es nicht einmal, wie er freimütig
       erzählt.
       
       So geht es mit Stuttgart 21 seit Jahren: Die Verantwortlichen plappern
       Worthülsen nach, die ihnen irgendeine PR-Agentur diktiert hat. Zum Glück
       sind bald Wahlen.
       
       6 Feb 2013
       
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 (DIR) Ingo Arzt
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