# taz.de -- Berlinale Staralbum: Julie Delpy: Die Schlagfertige
       
       > Sie kann es nicht allen recht machen – will sie auch nicht. Die
       > Schauspielerin Julie Delpy ist smart und vor allem eins: schnell.
       
 (IMG) Bild: Schattenspiele: Die Schauspielerin Julie Delpy in Berlin
       
       Sie wird geliebt oder gehasst. Keine Grauzone. Die französische
       Schauspielerin Julie Delpy stellt Richard Linklaters „Before Midnight“
       (außer Konkurrenz) in Berlin vor. Auf der Pressekonferenz sitzt sie neben
       dem Regisseur, ihr Filmpartner Ethan Hawke ganz außen. Sie trägt ein
       klassisches schwarzes Kleid, ihre Haare einfach so lose hochgesteckt. Wie
       sie da sitzt, so wahnsinnig natürlich, so ätherisch.
       
       Vor 18 Jahren spielte die mittlerweile 43-jährige Delpy die gleiche Rolle,
       in „Before Sunrise“, dem ersten Teil der Trilogie von Linklater. Einem
       Film, der sie außerhalb Frankreichs bekannt machte, in dem ein wenig ihr
       Herzblut steckt. Ein Film über Liebe, über zwischenmenschliche Beziehungen
       – mit schnellen und intelligenten Dialogen.
       
       Delpy kann einem Angst machen, sie ist keine dumme Gans. Wenn Fragen an sie
       gerichtet werden, hört sie sehr aufmerksam zu. Sie hat Humor und antwortet
       schnell. Vor allem die Dynamik zwischen Ethan Hawke und ihr überträgt sich
       auch auf die Pressekonferenz. Was für Erfahrungen sie miteinander gemacht
       haben, will eine Journalistin wissen. „Schreckliche“, antwortet sie. Ethan
       Hawke kontert: „Es war eine Schüler-Lehrer-Beziehung.“
       
       Auf die Frage, ob sie einen nächsten Teil drehen wollen, sagt Hawke: „Ich
       würde gern die Grenzen sprengen – auf eine pornografische Art und Weise.“
       Delpy zögert keine Sekunde und antwortet: „Ich widerstehe. Vielleicht, wenn
       ich 80 Jahre alt bin.“ Diesen Schlagabtausch, den beherrschen sie beide.
       Delpy geht auch oft dazwischen, wenn Linklater oder Hawke antwortet, dann
       entschuldigt sie sich und lacht. Das wirkt nie unhöflich oder
       besserwisserisch.
       
       Auch Ethan Hawke kann seine Verehrung für Delpy nicht verbergen: „Sie ist
       leidenschaftlich, talentiert und hat ein unglaubliches Wissen über Film.
       Mit 23 Jahren war sie schon eine weise Person.“ Julie Delpy wächst in Paris
       als Tochter eines Schauspielerehepaares auf. Mit 14 Jahren wird sie von
       Jean-Luc Godard entdeckt. Eigentlich Grund genug abzuheben, doch darauf
       legt sie es nicht an. Sie konzentriert sich lieber auf ihre eigene Arbeit,
       auf ihre Regie („2 Tage Paris“), auf ihre Musik, ihre Malerei, auf ihre
       Drehbücher („Die Gräfin“, die „Before“-Serie).
       
       Dann kommt die Frage, die kommen muss, wenn man als Schauspielerin dreimal
       dieselbe Figur gespielt hat: „Was haben Sie und Ihre Filmfigur gemeinsam?“.
       Fiktion sei Fiktion, sagt Delpy – und ergänzt: „Ich wünschte, ich könnte so
       streiten.“ Kann sie.
       
       12 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Enrico Ippolito
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