# taz.de -- Twitter und Sprache: OMG, Männer fluchen
       
       > Twittern Männer anders als Frauen? Ja und nein, sagen US-Forscher, die
       > mehr als neun Millionen Tweets sprachlich untersucht haben.
       
 (IMG) Bild: Männer und Frauen sprachlich strikt getrennt? Nicht wirklich.
       
       Sprache kann Herkunft widerspiegeln. Bildungsgrad. Klassenzugehörigkeit.
       Aber auch das Geschlecht? In den USA haben drei Forscher aus Atlanta,
       Pittsburgh und Stanford den Zusammenhang zwischen Gender und Sprache bei
       [1][Twitter] untersucht.
       
       Über die üblichen „Frauen können nicht einparken“- und „Männer nicht
       multitasken“-Klischees hinausgehend untersucht [2][die Studie] detailliert,
       ob sich Frauen und Männer in der Knappheit von 140 Zeichen grundlegend
       unterschiedlicher Sprache bedienen.
       
       Untersucht wurden mehr als 14.000 Twitter-Nutzer und mehr als neun
       Millionen ihrer Tweets. Mehr linear als kommunikativ ausgerichtete Nutzer
       wie Unternehmen, Medien und Prominente schlossen die Forscher aus.
       
       Das eindeutig uneindeutige Ergebnis: Zwar gibt es Wörter, die in der
       Tendenz geschlechtsspezifisch benutzt werden: Frauen etwa verwenden mehr
       Pronomen, Emotionen ausdrückende Adjektive ("traurig“ „glücklich“) und
       Abkürzungen wie „lol“ und „omg“. Männer twittern demnach eher Zahlen,
       technische Ausdrücke und Schimpfwörter.
       
       ## Männer mit weiblichen „Standardwörtern“
       
       Doch darauf festzulegen sind Twitter-Nutzer nicht. Denn bei den
       untersuchten Nutzern zeigten sich auch Twitterer, die sich nicht der
       geschlechtsspezifischen Sprache bedienten – Männer, die sich weiblicher
       „Standardwörter“ bedienten und umgekehrt.
       
       Was beeinflusst die untersuchten Twitter-Nutzer also noch in ihrer
       Kommunikation? Die Forscher, darunter der [3][Linguist Tyler Schnoebelen],
       schauten nicht nur isoliert auf einzelne Tweets sondern auch auf die
       Interaktion und Kommunikation der Twitterer.
       
       Das Umfeld, so das Ergebnis der Untersuchung, beeinflusst die Sprachwahl.
       Ein männlicher Twitterer, der in seinem Netzwerk viele Frauen hat, bedient
       sich demnach überdurchschnittlich an Wörtern, die Frauen zugeordnet werden.
       Ein Frau, die viele männlicher Follower hat, wird sich eher an Zahlen und
       technischen Begriffen bedienen. Und ist das soziale Netzwerk auf Twitter
       heterogen, wird die vom Nutzer gewählte Sprache eher ohne eine derart
       geschlechter-besetzte Sprachwahl auskommen.
       
       Das dürfte auch für Twitter nicht unterinteressant sein. Das Unternehmen
       hatte im Oktober 2012 angekündigt, ihre Werbung genauer auf weibliche und
       männliche Nutzer zuzuschneiden. Da Nutzer anders als in anderen sozialen
       Netzwerken auf Twitter aber bei der Anlegung eines Nutzerkontos nicht ihr
       Geschlecht angeben müssen, ist das gezielte Marketing fehleranfällig.
       
       Die Forscher zeigen: Über Wortwahl und Ausdruck der Tweets allein werden es
       die Nutzer den Werbetreibenden nicht einfacher machen. Denn wo
       oberflächlich betrachtet „frau“ draufstehen mag, muss noch lange keine Frau
       twittern.
       
       21 Feb 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://twitter.com/
 (DIR) [2] http://arxiv.org/abs/1210.4567
 (DIR) [3] http://www.stanford.edu/~tylers/index.shtml
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rieke Havertz
       
       ## TAGS
       
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