# taz.de -- Twitters neuer Kurzvideodienst: Zu viel #porn bei Vine
       
       > Knapp eine Woche ist Twitters Sechs-Sekunden-Videodienst Vine alt – und
       > hat schon ein Pornoproblem. Nun könnte Apple den Dienst sperren.
       
 (IMG) Bild: Sieht so unschuldig aus, aber hat es faustdick hinter den Ohren: Vine.
       
       Die Produktion von frischgepresstem Orangensaft, das ständige Gähnen des
       Haushundes, das Toben von Kindern im Schnee, Momentaufnahmen im wahrsten
       Sinne des Wortes, teils mit kurzen, schnellen Schnitten versehen – die
       Clips, die es bei [1][Vine] zu sehen gibt, entbehren nicht einer gewissen
       Faszination.
       
       Der Dienst, den der Online-Riese Twitter im vergangenen Oktober kaufte,
       ohne dass er offiziell gestartet war, stellt die Videoisierung des
       Kurznachrichtendienstes dar. Statt 140-Zeichen-Botschaften oder einzelnen
       Bildern lassen sich damit seit knapp einer Woche sechs Sekunden lange
       Filmchen in die Welt senden. Diese werden wiederum mit einer kostenlosen
       iPhone-App und der im Smartphone eingebauten Kamera produziert und
       hochgeladen. Erlernt ist die Bedienung der Anwendung innerhalb weniger
       Minuten.
       
       „Wie bei Tweets inspiriert die Kürze der Videos Kreativität“, heißt es auf
       Twitters [2][offiziellem Blog] zum Start des Angebots. Vine wird direkt bei
       Twitter eingebaut, so dass man die Clips sofort im Web zu sehen bekommt.
       Entsprechend schnell wurde das Angebot von den Nutzern auch angenommen, was
       [3][Vinepeek], ein unregulierter Blick in den gesamten Bilderstrom von
       Vine, gut demonstriert.
       
       Schnell zu erkennen ist aber auch, dass es mittels Vine inzwischen auch
       allerlei Freizügiges auf Twitter zu sehen gibt. Unter entsprechenden Tags,
       die man über die Vine-App aufrufen kann, fand sich schon nach wenigen Tagen
       Pornographisches. Peinlicherweise schaffte es einer der Hardcore-Clips
       sogar am Montag in die „Von der Redaktion empfohlen“-Rubrik, die jeder
       Neunutzer als erstes vorgesetzt bekommt. „Menschliches Versagen“ sei das
       gewesen, [4][kommentierte] ein Twitter-Sprecher.
       
       ## Fehlendes Warnschild
       
       Bei einem Test der App zeigte sich zudem, dass nicht alle der kurzen
       Sex-Clips mit einem passenden Warnschild („Dieses Posting könnte heikle
       Inhalte enthalten“) versehen sind, das bei potenziell problematischen
       Filmchen eigentlich vor den eigentlichen Start eines Videos geschaltet
       werden sollte. Stattdessen liefen sie oft einfach sofort an.
       
       Twitter selbst verbietet in seinen Benutzungsregeln sexuell explizite
       Inhalte zwar nicht – Eltern müssen hier selbst aufpassen – was den Dienst
       Medienberichten zufolge bei Pornodarstellern beliebter macht als Facebook,
       wo entsprechende Darstellungen oft sofort weggefiltert werden.
       
       Neben dem Imageproblem von Vine als "Porno-Dienst" könnte Twitter aber
       anderweitig Ärger mit dem neuen Videoangebot drohen: Durch Apple. Der
       iPhone-Hersteller zögert nämlich nicht lange, wenn es darum geht, nackte
       Tatsachen aus seinem App-Store zu kegeln. Das durften in Deutschland vor
       Jahren bereits die Bild und der Stern [5][erleben], bei denen weibliche
       Brüste auf dem digitalen Cover zu sehen waren.
       
       ## Die Apple-Axt
       
       Erst vor wenigen Tagen strich Apple zudem die Foto-App [6][500px] ohne
       weitere Nachfrage aus dem Angebot, weil sich unter Naturfotos und Porträts
       auch Nacktbilder gemogelt haben sollen. Auch Viddy, eine Vine relativ
       ähnliche Video-Anwendung, bekam schon einmal [7][die Apple-Axt] zu spüren.
       
       Da der iPhone-Hersteller offiziell mit Twitter zusammenarbeitet (so kann
       man auf einem iPhone in den Systemeinstellungen einen Twitter-Account
       hinterlegen), dürfte es vor einer möglichen Abschaltung der Vine-App
       zumindest Gespräche zwischen den beiden Firmen geben.
       
       Und eine erste Reaktion zeigte Twitter ebenfalls: Wie die
       US-Technologie-Newsseite [8][The Verge] meldet, führen seit der Nacht zu
       Dienstag die augenscheinlichsten Hashtags wie #porn, #boobs, #sex und
       #booty ins Leere. Das wird die Nutzer aber wohl kaum davon abzuhalten,
       nackte Inhalte mit kreativen Varianten zu taggen – und zu finden.
       
       29 Jan 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://vine.co/
 (DIR) [2] http://blog.twitter.com/2013/01/vine-new-way-to-share-video.html
 (DIR) [3] http://vinepeek.com/
 (DIR) [4] http://www.businessinsider.com/porn-editors-pick-in-vine-app-2013-1
 (DIR) [5] /IPhone-Apps-ohne-Nackte/!46461/
 (DIR) [6] http://www.theverge.com/2013/1/22/3904356/500px-iso500-photo-apps-pulled-from-itunes-allegedly-over-nudes
 (DIR) [7] http://www.businessinsider.com/apple-had-to-pull-this-video-sharing-app-for-having-too-much-porn-2012-2
 (DIR) [8] http://www.theverge.com/2013/1/28/3925850/vine-begins-censoring-searches-weeds-out-porn-and-more
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
       ## TAGS
       
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