# taz.de -- Die Wahrheit: Wenn die Wale Trauer tragen
       
       > Urlaub in Valle Gran Rey? „Da war ich schon mal“. Der frühe Vogel hat um
       > diese Insel schon immer einen weiten Bogen gemacht.
       
 (IMG) Bild: Deutsche am Strand? Schnell abtauchen!
       
       Meine Freundin will in den Urlaub. Im Februar! Kanaren. Gomera. Valle Gran
       Rey. Ich sage: „Da war ich schon mal.“ Sie sagt: „Das ist gut für deine
       Seele!“ Ich sage: „Ich brauch mehr was für den Körper!“ Sie sagt: „Nimm
       doch beide mit!“
       
       Mein letzter Besuch ist zweiundzwanzig Jahre her. Aber wenn man mal wieder
       so richtig unter Deutschen sein will, dann muss man im Jahr 2013 nur ins
       Valle reisen. Gomera – früher das Eiland der alleinerziehenden Mütter.
       Valle Gran Rey – heute die Hauptstadt der deutschen Wandervogel-Bewegung.
       Ernsthafter kann es den Deutschen nicht in die Berge ziehen. Paarweise
       fallen sie ein und steigen sie auf. Wer allein kommt, wird allein bleiben.
       Das war früher anders. Aber immer noch ist Sonnenuntergang „bei Maria“ in
       Playa. Immer noch finden sich allabendlich drei Trommler, die dort die
       Sonne verabschieden.
       
       Es gibt sie weiterhin auf der Insel, die Bremer, Berliner und Schwaben.
       Nicht mehr so viele wie früher und alle tapfer in die Jahre gekommen. Der
       frühe Vogel hat um diese Insel schon immer einen weiten Bogen gemacht. Die
       hier wohnhaften Deutschen treffen sich täglich, vor allem aber samstags in
       der Gecko Bar zur Bundesliga.
       
       Raus zum Whalewatching. Karten gekauft bei Capitano Claudio, einem
       Deutschen, der auch so aussieht, wie er sich nennt, mit dem ich aber von
       unerfahrenen Gomera-Urlaubern gern mal verwechselt werde. Auch ich habe
       diese maritime Aura, gerade unrasiert und mit Piratentuch, dass ich aber
       nur gegen den Sonnenbrand trage.
       
       An Bord ist Martin aus der Schweiz, wohnhaft Gomera. Er baut Didgeridoos
       und gibt Unterricht. „Davon kannst du leben?“ – „Klar! Ich geb dir meine
       Karte!“ Ein Didgeridooist auf Whalewatching mit Visitenkarte! Ist das noch
       alternativ, frage ich mich?
       
       Der Schweizer hat ein spezielles Didgeridoo mit an Bord, aus grauem PVC.
       Also ein Abflussrohr mit 350 Millimeter Durchmesser. Er hat ein Mundstück
       aus Holz drauf gearbeitet. „Wenn wir Wale treffen, möchte ich ins Wasser
       spielen, vielleicht kann ich mit ihnen kommunizieren. Sie wenigstens
       anlocken.“
       
       Später treffen wir Wale. Nach einer Weile erlaubt der Skipper ihm die
       maritime Musikprobe. Er didgeridoot ins Wasser. Die Wale schwimmen weg. Ich
       muss leider an Bord bleiben.
       
       Gomera. Es gab hier berühmte Reisende. Kolumbus hat hier immer angelegt,
       bevor er nach Amerika rüber ist. Janosch wohnt um die Ecke, auf Teneriffa,
       und kommt häufig rüber. Heutzutage, das erfahren wir Tage später,
       heutzutage kommt Angela Merkel.
       
       Das Wasser um Gomera ist also eine Art Wolfgangsee, und Merkel verbringt
       hier ihre Sommerfrische mit ihrem Joachim. Die Physikerin und der Chemiker
       unterwegs. Die Kanzlerin und ihr Joachim im Partnerlook an den Stränden von
       San Sebastian und zum Essen beim Italiener in Playa im Valle. Mit
       Personenschutz zum Sonnenuntergang. Das hätten sich die Freaks in der
       Schweinebucht im Leben nie träumen lassen. Nicht mit den dicksten Joints
       wäre ihnen der Gedanke je gekommen!
       
       7 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Gieseking
       
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