# taz.de -- Gen-Analysen weisen Abstammung nach: Braunbären, die Eisbären sind
       
       > Der Eisbär stammt vom Braunbär ab. Auf den ABC-Inseln gibt es welche, bei
       > denen das genau umgekehrt ist. Wissenschaftler haben herausgefunden,
       > warum.
       
 (IMG) Bild: Ist der nicht niedlich?
       
       SAN FRANCISCO/BERLIN dpa | Wissenschaftler haben ein Rätsel um die
       genetischen Wurzeln von Bären im Südosten Alaskas gelüftet. Mittels einer
       Erbgutanalyse fanden sie heraus, dass die heutigen Braunbären auf den
       Inseln Admiralty, Baranof und Chichagof (ABC-Inseln) weit mehr Gene einer
       sehr alten Eisbär-Kolonie in sich tragen als gedacht.
       
       Obwohl die Tiere wie Braunbären aussehen und sich auch so verhalten, sind
       sie genetisch gesehen Eisbären ähnlich, berichtet ein internationales
       Forscherteam in einem Artikel in der Fachzeitschrift [1][Plos Genetics].
       
       Die Forscher um Studienleiterin Beth Shapiro sind sich nun sicher, dass
       Braunbären auf den Inseln Nachkommen einer sehr frühen Eisbärpopulation
       sind. Sie stammen damit nicht, wie bisher angenommen, vom heutigen Eisbären
       ab. Denn Eisbären und Braunbären können sich bis heute erfolgreich paaren –
       das macht die Sache kompliziert.
       
       Seit langem diskutieren Wissenschaftler schon über die evolutionären
       Zusammenhänge zwischen Braun- und Eisbären. Die Braunbären auf den
       ABC-Inseln eigneten sich besonders gut als Forschungsobjekte. Denn ihre DNS
       ähnelt der von Eisbären mehr als der von anderen Braunbären. Als Grund für
       die überraschende Verwandtschaft vermuten die Forscher eine Klimaerwärmung
       vor 10.000 Jahren.
       
       Eisbären lebten damals etwas südlicher als heute. Obwohl sich das Eis nach
       Norden zurück gezogen habe, könnten einige der Tiere länger auf in diesem
       nun eisarmen Gebiet der ABC-Inseln geblieben sein als andere. Heutige
       Eisbären verhielten sich ähnlich, zum Beispiel in der westlichen Hudson
       Bay, schreibt Ian Stirling, Mitautor der Studie von der University of
       Alberta in Kanada.
       
       Mit dem Rückzug des Eises wurde die Gegend der ABC-Inseln nach
       Forscherangaben wieder bewohnbar für Braunbären. Daraufhin hätten sich
       überwiegend männliche Braunbären mit den „gestrandeten“ weiblichen Eisbären
       gepaart.
       
       ## Paarung mit gestrandeten Weibchen
       
       Das internationale Forscherteam nahm besonders das (weibliche) X-Chromosom
       der heutigen Insel-Braunbären in Alaska ins Visier. „Der Schlüssel lag
       darin, die DNA aus den Zellkernen und insbesondere ihre X-Chromosomen zu
       untersuchen“, berichtet Shapiro, Forscherin an der University of California
       Santa Cruz. Im Ergebnis stammten 6,5 Prozent der X-Chromosomen der
       Insel-Braunbären von Eisbären. Die restlichen Gene stimmten nur zu einem
       Prozent mit EisbärErbgut überein.
       
       Die Forscher schlussfolgern nun, dass die Braunbären auf den ABC-Inseln
       auch von Eisbären abstammen. Sie wurden nur deshalb äußerlich langsam zum
       Braunbär, weil sie sich mit männlichen Braunbären vom alaskischen Festland
       paarten. Damit verläuft die Familiengeschichte dieser Bären anders als bei
       anderen Eis- und Braunbären. Denn eigentlich stammt der Eisbär vom
       Braunbären ab. Diese Abspaltung datierten Forscher des Frankfurter
       Biodiversität und Klima Forschungszentrums 2012 auf eine Zeit vor rund
       600.000 Jahren.
       
       „Wir sagen, dass die rätselhaften ABC-Insel-Braunbären von einer Population
       von Eisbären abstammen, die wahrscheinlich übrig geblieben sind, als das
       Eis am Ende der letzten Eiszeit zurückging“, schreiben die Wissenschaftler
       in ihrer Studie. Die neuen Erkenntnisse gelten aber nur für die ABC-Inseln.
       Offen bleibt die Frage, wo sich in der Arktis Eisbären und Braunbären
       zuerst auseinanderentwickelt haben.
       
       15 Mar 2013
       
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