# taz.de -- Reparationszahlungen von Deutschland: Athen will Milliarden zurück
       
       > Laut einem Geheimbericht hat Griechenland Ansprüche auf riesige
       > Weltkriegs-Reparationszahlungen von Deutschland. Berlin betrachtet alles
       > als abgegolten.
       
 (IMG) Bild: Gedenken am Mahnmahl im griechischen Kalvrita. An dieser Stelle erschoss 1943 die deutsche Wehrmacht 1.310 Menschen.
       
       ATHEN taz | Nach einem „streng geheimen“ Regierungsbericht hat das
       schuldengeplagte Griechenland einen Anspruch auf milliardenschwere
       Reparationszahlungen von Deutschland. Das berichtet die Athener Zeitung To
       Vima. Auf 80 Seiten soll eine Expertengruppe zahlreiche Beweise und eine
       juristische Argumentation für Reparationsansprüche gegen Deutschland
       geliefert haben.
       
       Zahlen nennt der Bericht nicht. Aber in griechischen Zeitungen und
       Expertenkreisen kursieren Schätzungen von „über 100 Milliarden Euro“, die
       Deutschland dem Land angeblich schuldet. Die rechtspopulistische Partei
       Laos kam vor einigen Jahren auf die Summe von 150 Milliarden, andere
       Gruppen summieren die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Infrastruktur und
       erzwungene Kredite zwischen 1942 und 1944 auf insgesamt 162 Milliarden
       Euro.
       
       Bereits im vergangenen September hatte der stellvertretende Finanzminister
       Christos Staikouras eine Arbeitsgruppe damit beauftragt, die griechischen
       Staatsarchive nach Beweismaterial für Gräueltaten, Zerstörungen und
       mögliche Reparationsforderungen gegen Deutschland zu durchsuchen.
       
       Panagiotis Karakousis, Vorsitzender der Expertengruppe, äußerte sich
       gegenüber der Zeitung nicht zur Sache, sondern nur zum Verfahren. Man habe
       über 190.000 Seiten Material erstmals sortiert und archiviert, nur die
       Digitalisierung der Beweisdaten stehe noch aus. Selbst diese lakonische
       Äußerung sei nur „mit besonderer Genehmigung“ des Finanzministers erfolgt,
       berichtet To Vima. 
       
       ## Verjährt und unberechtigt
       
       Nach einem bilateralen Wiedergutmachungsabkommen am 18. März 1960 hätte
       Deutschland an die damalige griechische Regierung 115 Millionen DM als
       Entschädigung für „griechische Opfer des Nazi-Terrors“ überwiesen. Aus
       deutscher Sicht gilt dies als Beweis dafür, dass Reparationsfragen bereits
       abschließend geregelt würden. Zudem beruft sich Deutschland (mit Erfolg)
       auf den Grundsatz der Staatenimmunität – so etwa 2011 nach einer Klage vor
       dem Internationalen Gerichtshof im Den Haag wegen Reparationsforderungen
       italienischer und griechischer Staatsangehöriger im Zusammenhang mit
       NS-Verbrechen. Im Übrigen heißt es in Berlin, Reparationsforderungen aus
       dem Zweiten Weltkrieg seien verjährt oder inzwischen ohne Berechtigung.
       
       Dieses Argument sorgt in Athen für Empörung. Aus griechischer Sicht sieht
       die Rechtslage nämlich so aus, dass im Londoner Schuldenabkommen von 1953
       alle Zahlungsverpflichtungen Deutschlands aus dem Zweiten Weltkrieg nicht
       erlassen, sondern lediglich auf die Zeit „nach Abschluss eines
       Friedensvertrags“ vertagt würden. Da Deutschland 1990 seine Souveränität
       wiederhergestellt hatte, liege nunmehr ein Friedensvertrag, die Forderungen
       seien noch aktuell. Salopp formuliert: Wer seinem Gläubiger sagt, er soll
       in siebzig Jahren wiederkommen, der darf sich auch nicht wundern, wenn
       dieser sich tatsächlich meldet.
       
       Doch die Forderung nach Reparationen ist in Griechenland umstritten. Selbst
       To Vima hat Zweifel, dass Griechenland mit dieser Argumentation durchkommt:
       „Es handelt sich um eine politische Frage, die die Beziehungen
       Griechenlands zu Deutschland, aber auch zu anderen Ländern beeinflussen
       könnte“ gibt das Blatt zu bedenken.
       
       8 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Papadimitrou
       
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