# taz.de -- Kolumne zum Fall Hoeneß: Denkt da mal einer drüber nach?
       
       > Die Hexenjagd auf unseren Uli läuft. Aber damit werden sie nicht
       > durchkommen, die Medienlumpen. Der Uli ist nämlich das Opfer einer
       > Kampagne.
       
 (IMG) Bild: Uli Hoeneß - lässt nicht nur sein Geld arbeiten.
       
       Mal ehrlich, ist doch alles nicht so schlimm. Gerade ging’s ja noch um
       einen Betrag von 600 bis 800 Millionen Schweizer Franken. Aber das ist
       natürlich ein totaler Schmarrn. Wer kommt denn darauf? So viel Geld kann
       der Uli ja niemals haben. Wie soll der denn mit seinen Würsten auf so einen
       Betrag kommen? Echt irre. Nun haben wir es also mit 20 Millionen zu tun.
       Das passt. Das könnte der Uli locker, das ist realistisch.
       
       Der Uli hat halt vergessen, ein bisschen Kapitalertragsteuer zu bezahlen,
       ja mei. Rutscht uns nicht allen im Alltag mal was durch? Ist eh eine
       komische Steuer, diese Kapitaldings. Kann man schon mal vergessen. Und wie
       er sich nicht beirren lässt von diesem ganzen Empörungsmüll, der jetzt über
       ihm ausgekippt wird, das ist echt klasse.
       
       Er ist halt ein [1][Sauhund], dieser Hoeneß, ein echter Pfundskerl. Den
       haut so schnell nichts um. Wie eine Edeltanne steht er am Tegernsee und
       denkt sich seinen Teil. Der will jetzt sogar die übelsten Dreckschleudern
       verklagen, allen voran die Schmierfinken von der Abendzeitung. Denen soll
       er mal richtig heimleuchten, den Schreiberlingen, die sich ja förmlich in
       einen Exzess hineingesteigert haben. So geht’s ja schließlich nicht.
       
       ## Er hat auch Rechte
       
       Auch der Hoeneß ist ein Mensch. Der hat auch Rechte. Gerade einer, der
       immer an die Schwächeren denkt, an den alkoholkranken Mitspieler und
       kaputte Vereine, den darf man nicht von heute auf morgen zum Verbrecher und
       zum Kriminellen machen.
       
       Und schon gar nicht dürfen das solche Blätter, für die der Uli gestern noch
       der große Hero war. Das Vorbild. Der Supermacher. Was soll man denn davon
       halten? Die schwimmen doch immer nur mit dem Strom. Depperte Opportunisten
       sind das, die jetzt eine Meldung hernehmen, um mal nachzukarten. Ist aus
       dem Uli ein komplett anderer Mensch geworden, nur weil er sich ein bisschen
       selbst angezeigt hat wegen ein paar Peanuts in der Schweiz? Wir wollen doch
       mal alle auf dem Teppich bleiben und diese Hexenjagd beenden.
       
       Denkt denn keiner an den FC Bayern, der jetzt alles gewinnen kann, die
       Champions League, den Pokal und so? Die Meisterschaft hamma ja schon in der
       Tasche. Dieses Steuergedöns macht vielleicht noch die Mannschaft nervös.
       
       ## Er kennt Edi und Horst
       
       Denkt da mal einer drüber nach? Fußballdeutschland muss jetzt
       zusammenhalten, gerade in dieser schwierigen Zeit. Wir alle brauchen doch
       den Uli noch. Er muss Präsident bleiben. Er sollte sich nicht vergraulen
       lassen von diesen Neidhammeln und Medientrotteln. Angst vor den
       Staatsanwälten sollte er schon gar nicht haben. Er kennt doch den Edi und
       den Horst. Die werdn’s schon irgendwie richten. Verdient hätte es der Uli
       jedenfalls, einigermaßen unbeschadet aus dem Schlamassel herauszukommen,
       denn seine [2][Lebensleistung] ist überragend.
       
       Echt schade, dass er sich wegen dieser, Dings, laufenden Ermittlungen nicht
       äußern darf. Aber er hat ja schon durchblicken lassen, dass er sich seinen
       Teil denkt. Kann man sich ehrlich gesagt vorstellen: Einen Schmarrn wisst’s
       ihr, wird er sich denken, ihr siebengescheiten Moralapostel. Ihr habt doch
       alle keinen Einblick in die wirklichen Vorgänge. Ich war es doch, der den
       FC Bayern von heute erst möglich gemacht hat. Das wird der Uli denken.
       
       Einen honorigen Mann wollt’s ihr verdammen, dabei liegt die Sache doch ganz
       anders. Am Ende wird nämlich herauskommen, dass gar nix war. Dass die
       Staatsanwälte wieder mal Schaum vorm Mund hatten und die Mediendeppen
       sowieso. Dass der Uli eine blitzsaubere Selbstanzeige hingelegt hat und das
       Strafverfahren gar nicht nötig war.
       
       Liegt doch eigentlich auf der Hand: Der Uli ist ein Opfer. Das wird sich
       bald schon erweisen. Mit diesem Wissen wird er seinen Kritikern die Stirn
       bieten, aufrecht ins Stadion marschieren und all den Gaffern zeigen, was
       für ein Typ er ist. Einer, der sich nicht umblasen lässt von einem
       Windchen. Und einer, der zu seinen Fehlern steht.
       
       Ja, wird er sagen, ich habe gefehlt. Aber ich habe daraus gelernt und werde
       es nie wieder tun. So ist der Uli nämlich. Immer g’rade heraus. Ein
       Vorbild.
       
       22 Apr 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://ulihoenesserklaertdinge.tumblr.com
 (DIR) [2] http://www.wuv.de/marketing/hypovereinsbank_mit_uli_hoeness_gegen_die_krise
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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