# taz.de -- Durchsuchungen bei EnBW: Neues vom Nikoklaus
       
       > Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat die Zentrale des EnBW-Konzerns
       > durchsucht. Der Vorwurf lautet auf Steuerhinterziehung.
       
 (IMG) Bild: Hier scheint nicht alles sauber zu laufen.
       
       BERLIN taz | Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat am Donnerstag die
       EnBW-Zentrale in Karlsruhe und zwei weiteren EnBW-Standorte durchsucht.
       Laut dpa seien auch die Privaträume von sieben Beschuldigten durchsucht
       worden, sagte Staatsanwalt Peter Lintz der Nachrichtenagentur. Hintergrund
       sind die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in der Affäre um den
       russischen Unternehmer Andrej Bykow.
       
       Die Stuttgarter Zeitung hatte die Affäre um den umtriebigen Lobbyisten
       aufgedeckt. Auch [1][die taz konnte anhand zahlreicher Dokumente
       nachzeichnen], dass Bykow offensichtlich im Auftrag von einzelnen
       Mitarbeitern von EnBW Landschaftspflege betrieben hatte. Die EnBW
       bestreitet das. Bereits seit Sommer des vergangenen Jahres ermittelt die
       Staatsanwaltschaft.
       
       Auch die jetzigen Ermittlungen gehen dem Verdacht nach, dass EnBW-Manager
       Schmiergeld an Bykow gezahlt haben könnten. Der Vorwurf gegen die
       EnBW-Manager lautet auf Steuerhinterziehung beziehungsweise Untreue. Beim
       Untreue-Vorwurf geht es um Geschäfte der EnBW mit Bykow, die nicht
       ausreichend abgesichert gewesen sein sollen. Beim Verdacht der
       Steuerhinterziehung geht es darum, dass Zahlungen an Bykow von der EnBW zu
       Unrecht als Betriebsausgaben beziehungsweise als Spenden geltend gemacht
       worden sein sollen. Bykow behauptet das Geld sei zur Landschaftspflege in
       Kirchen und Statuen des Heiligen Nikolaus geflossen, um so Zugang zu
       russischen Gas zu bekommen.
       
       „Als langjähriger Geschäftspartner der EnBW kann ich die Lage meiner
       Kollegen in dem Unternehmen nur bedauern“, sagte Bykow jetzt der taz
       angesichts der Durchsuchungen. „Gleich am nächsten Tag nach der Ankündigung
       der Staatsanwaltschaft Mannheim über Anfang der Ermittlungen habe ich am
       30. Juni 2012 in einem ausführlichen Brief an die Aktionäre der EnBW meine
       volle Unterstützung angeboten“, sagte er.
       
       Laut Handelsblatt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die ehemaligen
       Vorsitzenden Utz Claasen und Gerhard Goll. Bereits im September 2012 hatte
       die taz aufgedeckt, dass Claasen von den merkwürdigen Geschäften mit Bykow
       gewusst haben musste. So beschäftigte sich im März 2004 die Konzernrevision
       mit den Gasgeschäften von Bykov. Also zur Amtszeit von Utz Claassen. In
       einem als „streng vertraulich“ deklarierten Dokument, das der taz vorliegt,
       heißt es: „Die Verträge wurden aussagegemäß insbesondere mit der Intention
       geschlossen, für die Interessen im Gas-Bereich ein vorteilhaftes Klima zu
       schaffen.“
       
       In einem Brief, den Wolfgang Heni, zuständig für die Russlandgeschäfte, am
       12. April 2007 an Bykov schrieb, heißt es: „UC ist definitiv nächste Woche
       nicht verfügbar.“ Bei dem Treffen hätte es laut Bykov um einen Besuch des
       damaligen russischen Energieministers Sergej Schmatko gehen sollen. „UC“
       dürfte für Utz Claassen stehen, den damaligen Vorstandsvorsitzenden der
       EnBW.
       
       Auch Wolfgang Heni und Hans-Josef Zimmer, gegen die ermittelt werden soll,
       tauchen in einem internen Revisionsbericht des Konzerns auf. EnBW macht in
       dem Bericht rund 170 Millionen Euro Schadensersatzansprüche gegen beide
       geltend.
       
       Laut Handelsblatt sollen zahlreiche interne Emails des Konzerns
       verschwunden sein. Womöglich bilden diese nun die Grundlage für die
       Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich nicht zu weiteren
       Details. Laut EnBW seien die Untersuchungen vom Konzern „konstruktiv
       unterstützt und begleitet worden“.
       
       Bykow bekam bei zwei von drei Schiedsgerichtsverfahren zwischen ihm und
       EnBW Recht.
       
       19 Apr 2013
       
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