# taz.de -- Schmerzensmann im NSU-Gerichtssaal: Das Kreuz bedroht alle Nicht-Christen
       
       > Jesus schaut auf die Beteiligten des NSU-Prozesses herab. Ein türkischer
       > Abgeordneter kritisiert das Glaubenssymbol – was wiederum die CSU
       > kritisiert.
       
 (IMG) Bild: An Händen und Füßen genagelt.
       
       BERLIN afp | Politiker der CSU haben die Forderung eines türkischer
       Prozessbeobachters nach einem Kruzifix-Verbot im Münchner NSU-Verfahren
       zurückgewiesen. Der CSU-Innenpolitiker Stephan Mayer sagte der Bild-Zeitung
       (Freitagsausgabe), natürlich gehöre ein Kruzifix in den Gerichtssaal.
       
       „Religiöse Fragen haben aber deswegen natürlich keinen Einfluss auf den
       Ausgang des Prozesses.“ Auch der CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl betonte,
       es könne keine Sonderregeln für diesen Prozess geben. „Wenn in dem
       Gerichtssaal normalerweise ein Kruzifix hängt, dann muss das auch während
       des NSU-Prozesses dort hängen.“
       
       Grünen-Fraktionschefin Renate Künast erklärte in Berlin, es führe nicht
       weiter, „wenn Nicht-Verfahrensbeteiligte Kommentare etwa zum Kruzifix im
       Gerichtssaal abgeben“. Künast verwies auf eine Entscheidung des
       Bundesverfassungsgerichts von 1973, wonach der Zwang, in einem mit einem
       Kreuz ausgestatteten Gerichtssaal verhandeln zu müssen, das Grundrecht
       eines Prozessbeteiligten verletzen könne. „Also überlassen wir es den am
       Verfahren Beteiligten – zum Beispiel den Nebenklägern – zu entscheiden, ob
       und wie sie von ihren Rechten Gebrauch machen möchten“, unterstrich Künast.
       
       Der türkische Parlamentsabgeordnete Mahmut Tanal hatte laut Presseberichten
       nach dem Auftakt des NSU-Prozesses am Montag das Oberlandesgericht München
       aufgefordert, das Kruzifix aus dem Verhandlungssaal zu entfernen. Das
       christliche Symbol stelle einen Verstoß gegen die Prinzipien des säkularen
       Rechtsstaats dar, wurde Tanal zitiert. Das Kreuz sei zudem eine „Bedrohung“
       für alle Nichtchristen, sagte er mit Blick auf die muslimischen Angehörigen
       der türkischen NSU-Opfer. Tanal gehört der säkularen Oppositionspartei CHP
       an.
       
       Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek,
       kritisierte Tamals Äußerungen. „Herr Tanal möchte sich mit seiner Belehrung
       der deutschen Justiz etwas zurückhalten“, sagte er der Bild.
       
       9 May 2013
       
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