# taz.de -- China beginnt Emissionshandel: Land des aufgehenden Klimaschutzes
       
       > Peking startet in dieser Woche den Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten.
       > Europa ist zwar Vorbild – könnte aber trotzdem von der Volksrepublik
       > lernen.
       
 (IMG) Bild: Muss noch nicht am Emissionshandel teilnehmen: Chemiefabrik in der nordchinesischen Stadt Tianjin
       
       PEKING taz | China ist weltgrößter Emittent von klimaschädlichem CO2 und
       insofern gab es am Dienstag einen Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die
       Erderwärmung: Die Volksrepublik führt den Emissionshandel ein, nach dem
       Vorbild, mit dem Europa klimafreundlicher werden will.
       
       In einem Pilotprojekt startet das System zunächst in der südchinesischen
       Industriemetropole Shenzhen. Bis 2014 soll der Emissionshandel aber auf
       weitere sechs Regionen ausgeweitet werden.
       
       Unternehmen müssen nun für jede Tonne CO2, die sie ausstoßen, eine
       entsprechende Berechtigung vorweisen, einige davon bekommen sie kostenlos
       zugeteilt. Stoßen sie mehr Klimagase aus, müssen sie zusätzliche
       Emissionszertifikate von anderen Firmen erwerben.
       
       Liegen sie mit ihren Emissionen darunter, können die Unternehmen ihre
       überschüssigen Rechte verkaufen und so Geld verdienen. In der
       10-Millionen-Stadt Shenzhen fallen zunächst 636 Fabriken und über 200
       zumeist öffentliche Gebäude darunter.
       
       ## Wirkungsloser Handel in Europa
       
       Europa ist zwar Vorbild für China, kann aber möglicherweise von der
       Volksrepublik lernen. Denn in der EU ist der Emissionshandel derzeit für
       den Klimaschutz wirkungslos: Aufgrund der Wirtschaftskrise und der
       sinkenden Nachfrage nach Energie wird ohnehin weniger CO2 ausgestoßen, die
       Verschmutzungsrechte sind fast nichts mehr wert.
       
       Für die meisten Unternehmen in Europa lohnen sich Klimaschutzgeschäfte
       daher derzeit nicht. Eine EU-Reform des Emissionshandels scheiterte
       zunächst, am Mittwochabend gab es einen Kompromissvorschlag des
       Umweltausschusses des EU-Parlaments.
       
       Demnach sollen 900 Millionen Zertifikate bis mindestens 2016 aus dem
       Verkehr gezogen werden, um das Angebot zu verknappen und so die Preise zu
       stabilisieren. Zwei Drittel der zurückgehaltenen Zertifikate sollen in
       einen Fonds für innovative Industrieprojekte zur Reduzierung der
       Treibhausgase einfließen. Noch müssen sowohl das Plenum des EU-Parlaments
       als auch die EU-Staaten zustimmen.
       
       Allerdings sind sich viele Experten einig, dass die Reform das eigentliche
       Problem nicht löst: Eigentlich müsste die Zahl der Zertifikate je nach
       Konjunkturlage flexibel angepasst werden.
       
       So macht es jetzt die chinesische Regierung. Sie behält sich vor, die
       Stückzahl der Zertifikate jederzeit zu verknappen, wenn die Nachfrage zu
       niedrig ist. „Das ist ein großer Vorteil gegenüber dem europäischen
       Emissionshandel“, sagt Wu Changhua von der internationalen Climate Group in
       China.
       
       20 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
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