# taz.de -- G20 und der Finanzmarkt: Die unverbindliche Weltregierung
       
       > Die wichtigsten Wirtschaftsnationen arbeiten an der Regulierung der
       > Finanzmärkte. Man will auf Schattenbanken besser aufpassen.
       
 (IMG) Bild: Banken können aber doch so schön sein: Los Angeles
       
       BERLIN taz | Die wichtigsten Wirtschaftsnationen wollen sich auf eine Liste
       der global systemrelevanten Versicherungsunternehmen einigen, um diese
       besser zu kontrollieren. Aus Deutschland könnten die Allianz und die
       Münchner Rückversicherung auf der Liste stehen, die insgesamt ein gutes
       Dutzend Konzerne umfasst.
       
       Diese internationale Einigung ist Teil der seit 2008 andauernden
       Bemühungen, die Weltfinanzmärkte als Konsequenz aus der Finanzkrise
       wirksamer zu regulieren. Die Finanzminister der 20 größten
       Wirtschaftsmächte bereiten am Freitag und Samstag in Moskau den G-20-Gipfel
       vor, der Anfang September in St. Petersburg stattfindet. Gegenwärtig hat
       Russland die Präsidentschaft der G 20 inne. Zur Gruppe dieser Staaten
       gehören unter anderem die USA, Japan, Deutschland, aber auch große
       Schwellenländer wie China, Indien, Brasilien und Indonesien.
       
       Wie aus Berliner Regierungskreisen verlautete, will man die großen
       Versicherungen, aber auch sogenannte Schattenbanken – etwa Hedgefonds und
       Kreditvermittler – künftig besser beaufsichtigen. Die konkrete
       Ausgestaltung der neuen Kontrolle muss aber erst noch ausgearbeitet werden.
       Denkbar sind strengere Anforderungen für Versicherungen, ihr Geschäfte mit
       mehr Eigenkapital abzusichern.
       
       Als Vorbild kann die Bankenregulierung dienen, die die G-20-Staaten seit
       2008 umgesetzt haben. So einigte sich die EU darauf, die wichtigsten
       Institute der Mitgliedstaaten der gemeinsamen Aufsicht durch die
       Europäische Zentralbank zu unterstellen. Diese kann unter anderem die
       Bilanzen der Banken prüfen. Ein wesentliches Ziel dieser Übung ist, dass
       die Banken und Investoren selbst die finanziellen Kosten einer verfehlten
       Geschäftspolitik tragen, und nicht die Steuerzahler.
       
       ## Kein „Maastricht für alle“
       
       Nach anfänglichen Erfolgen haben die Regulierungsbemühungen der G 20
       mittlerweile allerdings deutlich an Fahrt verloren. Vieles dauert sehr
       lange oder bleibt bruchstückhaft. So versucht sich Europa immer noch darauf
       zu einigen, woher die Hilfsmilliarden kommen sollen, wenn wieder einmal
       eine Großbank pleitegeht.
       
       Beim bevorstehenden Gipfel in St. Petersburg möchte die Bundesregierung
       außerdem eine Übereinkunft erreichen, dass die Staatsverschuldung in den
       G-20-Ländern ab 2016 sinkt. Dies bedeute aber kein „Maastricht für alle“,
       hieß es in der Regierung. Im Vertrag von Maastricht haben sich die
       EU-Länder verpflichtet, dass die öffentliche Verschuldung 60 Prozent ihrer
       Wirtschaftsleistung nicht überschreiten darf.
       
       Viele EU-Staaten, auch Deutschland, liegen jedoch darüber. Als
       unrealistisch gilt es deshalb, dass sich etwa Japan, das mit dem
       Zweieinhalbfachen seiner Wirtschaftsleistung verschuldet ist, einem
       60-Prozent-Kriterium unterordnet. In der Lesart der Bundesregierung geht es
       eher um eine Vereinbarung, dass jedes G-20-Land zumindest das Ziel der
       Schuldenreduzierung anerkennt.
       
       Solche Beschlüsse allerdings sind bei den Großen 20 niemals verbindlich.
       Formale Sanktionsmöglichkeiten existieren nicht. Es handelt sich nur um
       Ziele, für deren Verfehlung die jeweilige Regierung sich vielleicht beim
       nächsten Gipfel rechtfertigen muss. Dieses Prinzip gilt auch für eine
       gemeinsame Strategie gegen Steuerhinterziehung und Steuervermeidung, die
       die G-20-Regierungen auf ihre Tagesordnung gesetzt haben. Künftig sollen
       Steueroasen wie die Cayman-Inseln mehr Informationen über verstecktes
       Kapital zur Verfügung stellen, die beispielsweise Finanzämtern in
       Deutschland nicht bekannt sind.
       
       19 Jul 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hannes Koch
       
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