# taz.de -- Simbabwes nächster Präsident: Tote im Wahlregister
> Der 89-jährige Robert Mugabe kämpft mit allen Mitteln um eine weitere
> Amtszeit. Sein ewiger Herausforderer wirkt wie ein Leichtgewicht – gibt
> sich aber siegessicher.
(IMG) Bild: Viel hilft viel? Morgan Tsvangirai versucht es jedenfalls
Alles scheint möglich, wenn Simbabwe am Mittwoch einen Präsidenten wählt.
Robert Mugabe, starker Mann des Landes seit der Unabhängigkeit 1980, will
trotz seines Alters von 89 Jahren eine neue Amtszeit. Aber die
oppositionelle Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) unter
Premierminister Morgan Tsvangirai gibt sich optimistisch. Der Wahlsieg sei
sicher, sagte MDC-Generalsekretär Tendai Biti am Montag.
Bei einer freien und fairen Abstimmung würde Tsvangirai wahrscheinlich
siegen. Doch vermutlich würde dann die Armee verhindern, dass er die Macht
übernimt. Wie schon bei früheren Wahlen haben führende Generäle, die von
Mugabes Patronagesystem profitieren, mit Putsch gedroht, sollte die
Opposition gewinnen.
Mit 61 Jahren gilt Tsvangirai als jung und agil. Er ist seit 2009
Premierminister unter Präsident Mugabe. Tsvangirai verspricht, Simbabwe aus
der Isolation zu führen, und das dürfte ihm Stimmen bringen. Man traut ihm
auch eine rationale Wirtschaftspolitik zu, anders als die emotionale von
Mugabe.
Doch Tsvangirais Partei MDC hat mehrere Abspaltungen hinter sich. Seine
Kritiker werfen ihm vor, seine Zeit als Premierminister nicht genutzt zu
haben, um den Mugabe-Machtapparat entscheidend zu schwächen. Tsvangirai
habe vier Jahre lang mit Mugabe zusammengearbeitet, statt für Reformen zu
sorgen, die jetzt faire Wahlen ermöglichen würden, heißt es. Dabei habe er
sich als schwach und gutgläubig erwiesen, ein Leichtgewicht gegen den
hinterlistigen Mugabe.
Im März 2008 hatte Tsvangirai die Präsidentschaftswahl in Simbabwe
gewonnen. Aber er erhielt keine absolute Mehrheit und wurde zur Stichwahl
drei Monate später gezwungen. Nach Gewaltaktionen gegen MDC-Unterstützer
zog sich Tsvangirai aus der Stichwahl zurück und Mugabe blieb im Amt.
Die internationale Gemeinschaft erkannte das nicht an und zwang Mugabe zu
Verhandlungen mit Tsvangirai, die zur Bildung einer Regierung der
Nationalen Einheit führten. Ihre Aufgabe sollte sein, eine neue Verfassung
für neue Wahlen zu schreiben. Das hat sie getan: Die Verfassung wurde am
16. März 2013 per Referendum angenommen.
## Mehr Wähler als Einwohner
Aber Mugabe hat gegen den Willen Tsvangirais den 31. Juli als Wahltermin
durchgesetzt. Die MDC war dagegen, weil weder die Sicherheitskräfte
reformiert worden seien noch das Wahlregister überprüft worden sei. Einer
unabhängigen Untersuchung zufolge sind rund eine Million der 6,4 Millionen
registrierten Wähler bereits gestorben oder emigriert.
In mehr als 63 Wahlkreisen gebe es mehr registrierte Wähler als Einwohner.
Laut Volkszählung von 2012 seien 156.000 Simbabwer über 80 Jahre alt, 1,69
Millionen sind laut Zensus zwischen 18 und 24. Im Wahlregister stünden
jedoch 341.000 Wähler über 80 Jahre und nur 271.000 unter 24.
Auch die Sorge um den Wahlablauf hat stark zugenommen, seit am 14. und 15.
Juli die Sicherheitskräfte vorzeitig wählen gingen – damit sie am
eigentlichen Wahltag arbeiten können. Die Soldaten und Polizisten standen
fast den ganzen Tag Schlange, weil die Wahlzettel nicht rechtzeitig
ausgeliefert worden waren. Bis heute ist nicht bekannt, wie viele
Sicherheitskräfte tatsächlich ihre Stimme abgaben. Justizminister Patrick
Chinamasa von der Mugabe-Partei Zanu-PF (Simbabwe Afrikanische
Nationalunion/Patriotische Front) sagt, es seien 29.000 von 120.000
gewesen.
## Ein Klima der Angst
Die Gewalt im Wahlkampf hält sich diesmal in Grenzen. Nach Angaben der
Menschenrechtsorganisation Zimbabwe Lawyers for Human Rights wurden im
Wahlkampf mehr als 40 Menschen verhaftet. Vor den Wahlen 2008 wurden
zahlreiche Menschen getötet. Mugabes Anhänger erinnern auch heute gern an
diese Zeit, um ein Klima der Angst zu erzeugen.
Mugabes hohes Alter und seine mutmaßlich schlechte Gesundheit gelten als
die größten Hindernisse für seine Wiederwahl. In seiner Partei Zanu-PF
rivalisieren Fraktionen von Möchtegernnachfolgern, die sich gegenseitig auf
lokaler Ebene ausbooten. Das dürfte die Partei Stimmen kosten, ebenso die
Erinnerung an die Wirtschaftskrise, die Mugabes Politik der Enteignung
weißer Farmer im letzten Jahrzehnt hervorrief.
Entscheidend dürfte die Haltung des Auslands sein. Die Regionalorganisation
SADC (Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika) könnte einen
gefälschten Mugabe-Sieg zurückweisen, die Afrikanische Union würde einen
Putsch gegen einen Tsvangirai-Sieg verurteilen und das Land isolieren. Als
Ausweg bietet sich eine Verlängerung der Machtteilung an.
31 Jul 2013
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