# taz.de -- Kommentar Bahnchaos Mainz: Gegen Pech kann man was tun
       
       > Nicht zum ersten Mal legt eine Fehlplanung der Bahn den Verkehr lahm.
       > Bahnchef Grube muss noch viel tun, um den Konzern zu modernisieren.
       
 (IMG) Bild: Wenn es läuft im Stellwerk.
       
       Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech hinzu. So oder so
       ähnlich mussten sich die Personalverantwortlichen der Deutschen Bahn am
       Knotenpunkt Mainz fühlen. Da Sommerzeit ist, begehrten die überlasteten
       Stellwerker Urlaub – welch Unding! –, und immerhin 20 Prozent der
       Fahrdienstleister durften diesen auch nehmen.
       
       Als dann aber noch ein Drittel der Belegschaft wegen Krankheit ausfiel, war
       das Chaos perfekt: Etliche Regionalzüge fallen aus, Fernzüge werden
       umgeleitet. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht, da Stellwerker
       Spezialisten sind, für die es keinen raschen Ersatz gibt. Wieder einmal hat
       der bundeseigene Bahnkonzern versagt, denn so etwas darf nicht passieren.
       
       Aber es passiert, und es ist nicht das erste Mal, dass Fehlplanungen der
       Bahn den Schienenverkehr lahmlegen. Häufig sind übertriebene Spar- oder
       Gewinnvorgaben die Ursache. Legendär ist das Chaos bei der Berliner S-Bahn,
       einer DB-Tochter. Um die Bahn für den Börsengang – das Steckenpferd von
       Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn – fit zu machen, musste die S-Bahn auf Teufel
       komm raus sparen: in den Werkstätten und am Personal. Als dann technische
       Probleme auftauchten, waren diese nicht mehr beherrschbar – jahrelang fuhr
       die S-Bahn nur einen Notfahrplan.
       
       Unter dem neuen Bahnchef Rüdiger Grube wollte das Unternehmen eigentlich
       einen Kurswechsel vollziehen: weg vom Trimmen auf Rendite, hin zu mehr
       Zuverlässigkeit, Kunden- und Mitarbeiterfreundlichkeit. Das Chaos von
       Mainz, das lange nicht die Berliner Ausmaße hat und haben wird, zeigt, dass
       längst noch nicht alle Weichen richtig gestellt sind.
       
       ## Das Ziel bleibt richtig
       
       Zwar ist es für einen Arbeitgeber zunächst einmal Pech, wenn plötzlich ein
       Drittel der Belegschaft wegen Krankheit ausfällt. Aber gerade ein
       Großkonzern sollte in der Lage sein, auch kurzfristig qualifizierte Leute
       dorthin zu bringen, wo Not am Mann ist – für Stellwerker müssten etwa
       regionale Pools geschaffen werden, selbst wenn die entsprechende
       Weiterbildung nicht umsonst ist.
       
       Zudem lässt sich durch vorausschauende Personalplanung, die die Be- oder
       Überlastung von Mitarbeitern erkennt, verhindern, dass der Krankenstand
       sprunghaft steigt. Bahnchef Grube möchte aus der Bahn AG einen der besten
       Arbeitgeber machen, bei dem die Menschen gern und engagiert ihren Dienst
       tun. Er muss dafür noch viel tun – aber das Ziel bleibt richtig.
       
       11 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
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