# taz.de -- Menschenrechte in China: Antikorruptions-Aktivist in Haft
       
       > Die chinesischen Behörden nehmen den Aktivisten Yang Maodong fest. Mit
       > seiner „Bewegung der neuen Bürger“ deckte er Korruption und
       > Machtmissbrauch auf.
       
 (IMG) Bild: Yang Maodong. Das Video mit Aufnahmen des Schriftstellers wurde aus dem Gefängnis geschmuggelt
       
       BERLIN taz | Eigentlich hatten die chinesischen Behörden allen Beteiligten
       und ihren Unterstützern Straffreiheit zugesagt. Anfang des Jahres hatten
       Journalisten der südchinesischen Wochenzeitung Nanfang Zhoumo gegen
       staatliche Zensur protestiert und für einige Tage ihre Arbeit niedergelegt,
       nachdem der örtliche Parteisekretär einen Leitartikel ausgetauscht und ihn
       durch einen eigenen Text ersetzte. Erst nach mehrtägigen Verhandlungen und
       der Zusicherung, den Protestierenden drohten keine Konsequenzen, nahmen die
       Mitarbeiter ihre Arbeit wieder auf.
       
       Doch weit gefehlt. Wie die Menschenrechtsorganisation [1][Chinese Human
       Right Defenders] (CHRD) nun berichtet, haben Behörden den in China
       bekannten Schriftsteller und Aktivisten Yang Maodong festgenommen. Yang
       hatte den Protest der Journalisten zu Jahresbeginn unterstützt und einen
       entsprechenden Aufruf mitunterzeichnet.
       
       Yang hatte bereits 2005 mehrere Proteste in Südchina gegen korrupte
       Parteifunktionäre organisiert und war 2007 zu fünf Jahren Haft verurteilt
       worden. Nun wird dem Schriftsteller, der auch unter seinem Künstlernamen
       Guo Feixiong bekannt ist, Störung der öffentlichen Ordnung vorgeworfen.
       
       Nach Angaben von CHRD ist Yang seit dem 8. August in Haft. Die Behörden
       hätten aber erst jetzt seine Festnahme bekannt gegeben. Der 47-Jährige ist
       Mitglied der „Bewegung der neuen Bürger“, einem losen Zusammenschluss von
       Intellektuellen, die sich gegen Korruption und Machtmissbrauch wenden.
       Gegen diese Gruppierung scheint die chinesische Staatssicherheit seit
       Wochen gezielt vorzugehen. Mindestens ein Dutzend Aktivisten hat sie
       bereits festgenommen, unter anderem den Juristen Xu Zhiyong, der diese
       Initiative ins Leben gerufen hat.
       
       ## Chinas Ambivalenz in der Korruptionsbekämpfung
       
       Die harte Gangart der chinesischen Behörden gegenüber
       Antikorruptionsaktivisten überrascht auf den ersten Blick. Denn eigentlich
       verfolgt die Führung die gleichen Ziele. Chinas seit Jahresbeginn
       amtierendes Staatsoberhaupt Xi Jinping hatte die Korruptionsbekämpfung zur
       Chefsache erklärt und mehrfach versprochen, Machtmissbrauch, Bestechung und
       Behördenwillkür einzudämmen.
       
       In der Tat sind Machtmissbrauch und Bestechung in China ein weit
       verbreitetes Problem. Auf dem Korruptionsindex der Organisation
       [2][Transparency International] rangierte die Volksrepublik 2012 auf dem
       80. Platz. Für Aktivisten hat sich das Aufspüren von bestechlichen Beamten
       in den vergangenen Jahren daher zum Volkssport entwickelt.
       
       Sie scannen Bilder von Staatsbediensteten nach teuren Zigaretten oder
       Schweizer Luxusuhren ab, die sie sich mit ihren Beamtengehältern unmöglich
       leisten können. Mehrere Dutzend Amtsträger wurden auf diese Weise bereits
       gestürzt.
       
       Eine ganze Initiative, die sich Korruptionsbekämpfung zum Ziel setzt, ist
       der Führung aber offensichtlich nicht geheuer. Zu groß ist die Furcht, die
       Initiative könnte Bestechung in großem Umfang auch bei Spitzenkadern
       aufdecken.
       
       Im März 2012 kam es zum spektakulären Sturz des damaligen Politikers Bo
       Xilai, für den in der neuen Führung bereits eine Spitzenposition eingeplant
       war. Er und seine Gattin Gu Kailai hatten große Summen Geldes unterschlagen
       und über einen britischen Geschäftsmann ins Ausland transferieren lassen.
       
       Nachdem der Brite damit drohte, auszupacken, vergiftete Gu ihn. Sie wurde
       im vergangenen Herbst zu einer Todesstrafe auf Bewährung verurteilt. Der
       Prozess gegen Bo beginnt am Donnerstag. Auch ihm droht lebenslange Haft.
       Dieser Fall stürzte die gesamte chinesische Parteispitze in eine schwere
       Führungskrise.
       
       18 Aug 2013
       
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