# taz.de -- Die Wahrheit: Fanatische Toleranz
       
       > Der Bundesinnenminister mahnt: Dem Export und dem Tourismus zuliebe
       > müssen diese abstoßenden Ausländer akzeptiert werden.
       
 (IMG) Bild: Laut Innenminister Friedrich müssen wir selbst karnevalöse Personen in unserem sauberen Land dulden.
       
       Der Ausdruck „Vaterland“ in Verbindung mit dem Wort "Nazis" ist an sich
       nichts Ungewöhnliches. Nur zu gern nehmen Letztere auch Ersteren in den
       Mund. Daher tut ihnen die neue Volte sicher weh, mit der
       Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich im Gespräch mit „RP Online“ den
       Vaterlandsbegriff für sich reklamiert: „Deutschland ist eines der
       beliebtesten Länder der Welt. Das hilft beim weltweiten Verkauf von
       Produkten ebenso wie beim Tourismus. Wir dürfen nicht zulassen, dass dieses
       positive Bild zerstört wird. Neonazis schaden unserem Vaterland.“
       
       Schau einer an. Neonazis schaden Vaterland. Vögel schaden Nestern. Pups
       schadet Arsch. Versucht da einer mit Andersgesinnten in deren Sprache zu
       reden oder mit Gleichgesinnten in seiner? Die Verwirrung wird noch größer,
       da Friedrich fordert, „die Sorgen der Bevölkerung ernst zu nehmen“, in
       deren Nachbarschaft Asylunterkünfte entstehen.
       
       Aber das machen die Nazis doch auch! Gut, sie haben so ihre eigenen
       Methoden, aber wer hat die nicht? Die Sache mit den Touristen und dem
       Kaufkram ist allerdings doof. Fast ein ernstzunehmender Grund dafür, warum
       Nazis stören: weil das Ausland nämlich dabei zusieht. Und die Autos
       fürderhin beim Ausländer kauft und nicht mehr zu Besuch kommt.
       
       Blöd irgendwie. Doch was tun? Und wie vor allem unserem Vaterland helfen -
       mit den Nazis, gegen die Nazis? Zum Glück erläutert der Minister fürs
       Vaterländische Innenleben in einem Interview für „RP Offline“ seine
       Gedankengänge näher: "Es kann nicht angehen, dass Nazis auch gutsituierte
       Kanaken davon abhalten, unser Vaterland zu besuchen. Das ist
       volksschädlich, weil es dem Konsum schadet. Aus demselben Grund sage ich
       auch: Schont mir die Schwuchteln. Schließlich kurbeln die in besonderem
       Maße den Binnenkonsum unseres Vaterlandes an.
       
       ## Bittere Notwendigkeit
       
       Übrigens braucht unser Vaterland auch viel mehr Schlampen in den
       Führungspositionen der Wirtschaft. Daneben kann ein im Rahmen gehaltenes
       Maß an Verjudung dem fortschrittlichen Geist unseres Vaterlandes sogar
       nützlich sein. Auch der Osten unseres Vaterlandes muss den Asylschmarotzern
       als Lebensraum offenstehen, um unser Vaterland als wuchtige Festung der
       Toleranz zu präsentieren. In dieselbe Kerbe schlägt die bittere
       Notwendigkeit, die Allianz von Schlampen und Schwuchteln, die das Bild
       unserer Metropolen prägen, nach außen hin zu dulden, um unserem Vaterland
       den Städte- und Partytourismus als Einnahmequelle zu erhalten.
       
       Wenn unsere Nazis nicht damit aufhören, Fitschis zu klatschen, bringen sie
       das arische Blut in Verruf. Ich meine, mir ist es - Hand aufs Herz -
       natürlich egal, aber unsere durchrassten Zwangsverbündeten, die sich uns
       nach der unglücklichen Niederlage unseres geliebten Füh … äh … Vaterlandes
       ungefragt von selbst aufs Auge drückten, haben ja immer was zu meckern.
       
       Man muss die berechtigten Ängste der Bürger unseres Vaterlandes vor
       Schwuchteln, Schlampen, Juden, Linken, Negern und Kanaken ernst nehmen und
       darf diese Ängste nicht allein den Nazis überlassen. Das Ansehen unseres
       Vaterlandes leidet nämlich darunter, dass Nazis am helllichten Tag
       Hetzparolen schwingen und Hitlergrüße zeigen, anstatt diese notwendigen
       Tätigkeiten ausschließlich unter dem diskreten Schutz der Dunkelheit
       auszuführen.
       
       Natürlich verstehe ich jeden Bürger, der sich durch den Zuzug von fremden
       Familien zur Gewalt gezwungen sieht. Dennoch möchte ich ihn aus Rücksicht
       auf die Reputation unseres Vaterlandes nochmals ausdrücklich darum bitten,
       diese Gewalttaten nicht unter dem Vorzeichen des Nationalsozialismus zu
       verüben."
       
       30 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uli Hannemann
       
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