# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Springer bei Liefers zu Hause
       
       > Russland-Soli-Wochen, ein Spießerblatt bei Liefers, Loos und Mälzer und
       > die bequeme Art von Gruner + Jahr, Personal loszuwerden.
       
 (IMG) Bild: Verrückt: Jan Joseph Liefers und seine Gattin lesen die gleiche Fernsehzeitschrift
       
       Hallo taz-Medienredaktion!
       
       Ist dir schon aufgefallen, in den Medien herrschen Russland-Soli-Wochen?!
       Alle Menschen sind „gleich an Würde und Rechten geboren“, heißt es in
       Artikel 1 der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen. Russland setzt
       dies für Homosexuelle außer Kraft, weltweit treffen sich am Sonntag Lesben
       und Schwule vor den Botschaften und Konsulaten zur Kuss-Demonstration – und
       keiner berichtet drüber! Außer der Stuttgarter Zeitung, das stimmt. Also
       ein Lob der Stuttgarter Zeitung!
       
       Richtig gern habe ich am Montagabend die „Wahlarena“ gesehen. Wer braucht
       schon die hochbezahlten Selbstdarsteller Klöppel, Illner, Will und Raab,
       wenn er solche gut fragenden Bürger hat? Natürlich habe ich mich gewundert,
       wie die ARD drauf kommt, wieder mal zwei Herren die Sendung moderieren zu
       lassen?
       
       Erst habe ich gedacht, so ein Termin muss natürlich mit Leuten mit tollem
       Chefposten bestückt werden und da gibt es vielleicht keine Frau in der ARD.
       Aber irgendwie ließ mich diese Lösungsmöglichkeit unzufrieden. Also habe
       ich weitergedacht und weitergedacht und dann, beim 71 Rumwälzen in den
       Federn, ist es mir eingefallen: Mit Merkel ist die Frauenquote ja erfüllt!
       Da ist ja eine in der Arena!, werden sich die Sendungsausdenker gedacht
       haben und Schönenborn und Cichowicz die Haare gekämmt und vor den
       Bildschirm geschickt haben. Und am Mittwoch, wenn Steinbrück kommt? Dann
       fragt man ihn, ob er gern kocht.
       
       ## Für wie blöd halten die uns?
       
       Apropos Bildschirm. Dass die Wahlarena geöffnet sein würde, habe ich nicht
       aus einer Fernsehzeitschrift. Anders „Tatort“-Pathologe Jan Josef Liefers,
       der wie wir durch landesweite Plakate wissen, „Hörweg“ zuhause hat. Und
       weil Springer es mit dem Sparen nur bei den Mitarbeitern genau nimmt, haben
       sie noch Plakate geklebt, dass auch Anna Loos „Hörweg“ zuhause hat. Die die
       Frau von Liefers ist.
       
       Womit es ja logisch ist, dass auch sie die „Hörweg“ zuhause hat, wenn er
       die hat. Für wie blöd halten die uns? Auch Tim Mälzer behauptet, die
       „Hörweg“ zuhause zu haben. Und da lach ich mir doch einen Ast. Erstens
       sieht man an seinem Werbeengagement, der Mann macht alles, wofür Geld aus
       dem Hahn tropft, und warum sollte so ein Kerl so ein Spießerblatt wählen?
       Wobei natürlich klar ist, dass er seit dem Werbevertrag die „Hörweg“ bei
       ihm rumliegt. Und ich wette, 94 Prozent der Ausgaben landen undurchblättert
       im Altpapier.
       
       Im Altpapier gewühlt haben wohl auch Julia Jäkel und Stephan Schäfer, die
       Aussortierbeauftragten bei Gruner + Jahr. Dabei sind ihnen die vielen
       Wohnzeitschriften in die Hände gefallen, die der Verlag neben Kochmagazinen
       und Klatschillustrierten herausbringt. Und sie haben sich gedacht, Mensch,
       wenn wir schon so tolle Hefte machen, in denen wir zeigen, wie schön
       Einrichten ist, dann sollen doch auch unsere Mitarbeiter die Gelegenheit
       bekommen. Und was beschließen sie? Die Münchner Standorte dichtzumachen und
       zu sagen, wer von euch weiter für sein Heft arbeiten will, dem machen wir
       das „Angebot, nach Hamburg zu wechseln“! Was für die Verwalter der
       publizistischen Resterampe zu der sich G+J entwickelt, natürlich eine
       bequeme Art ist, Personal loszuwerden.
       
       Dicke Tränen weint der FAZ-Chef Tobias Trevisan, dass sein Haus nicht schon
       früher was andres gemacht hat als Zeitung. Man hätte entschiedener auf
       Diversifikation setzen sollen, statt so lange auf die Krisen-Schlange zu
       starren. Ja, blöd. Die Bibel bringt schon die Bild unters Volk und den
       Hintern auf der Idee vom Trauerportal hat die Süddeutsche Zeitung. Bleibt
       wohl nur was mit Textilien. Und damit zurück nach Berlin!
       
       11 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Silke Burmester
       
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