# taz.de -- Onlinewahlkampf der SPD: Roter Anstrich mit Bewegung
       
       > Innovativ, klassisch oder peinlich? Wir analysieren, wie sich die
       > Parteien während des Wahlkampfes im Netz schlagen. Dieses Mal: die SPD.
       
 (IMG) Bild: Wenigstens im Netz läuft es für die SPD gut: Peer Steinbrück freut es.
       
       ## Der Klassiker - die Parteiseite
       
       Purpur oder das Rot der Sozialdemokratie? Die SPD entscheidet sich, sich
       nicht zu entscheiden – zumindest, was die Farbgebung auf [1][ihrer
       Homepage] angeht. Mal sind Schrift und Bilder purpur – außerhalb von
       Werbeagenturen auch Lila genannt – mal klassisch sozialdemokratisch rot.
       Meistens fließen die zwei Farben aber regenbogenhaft ineinander. Wieso?
       
       2011 übermalte die Partei ihre Niederlage beim Steinmeier-Wahlkampf lila,
       damit die Zukunft rosiger wird. Gleichzeitig will sich die SPD aber wieder
       den roten Anstrich der Gerechtigkeitspartei geben, die sie vor Schröder
       einmal war. Die SPD als Speerspitze der Bewegung!
       
       Schön und gut, auf ihrer Homepage nervt Bewegung nur. Alle zwei Sekunden
       läuft ein Banner, auf dem SPD-Themen stehen, um eine Position weiter.
       Kleiner Tipp: Oben rechts der Animationsstopp. Noch eine Anregung: Die
       Grafiken sehen aus wie Anzeigen. Liegt es an den dicken Balken oder der
       schlechten Einbettung in den Text – egal, ändern! Noch ist es nicht zu
       spät. Denn eine Vermischung von sozialdemokratischen Inhalten und
       Wirtschaft - diesen Eindruck will die SPD bei dem Spitzenkandidaten nicht
       erwecken.
       
       Lieber will sie freundlich wirken. Nachdem schon im [2][SPD-Wahlspot] echte
       Menschen zu Wort kommen, werden die Parteithemen online von
       perlweiss-lächelnden, seidenhaarigen Models präsentiert. Die [3][Videos],
       die Fakten und Forderungen der SPD etwa zum Thema Arbeit vermitteln sollen,
       meinen es zu gut mit der jungen Ansprache.
       
       Sie sind schön produziert und der loungige Elektro-Beat ist nicht peinlich.
       Nur einen Fremdschämmoment gibt es, wenn eine Mädchenstimme sagt: „Wer
       bekommt heute noch einen normalen Job, mit Anerkennung und so?“ Wer will da
       besonders jung sein, mit allen Mitteln und so?
       
       Geschenkt, dass die Startseite wie jede x-beliebige Nachrichtenseite
       aussieht, verziehen, dass, wer Mitglied werden will, auch nach drei Klicks
       noch nicht beim Online-Antrag ist, vergessen die Frage, für wen eigentlich
       die Positionen der SPD als Audio abrufbar sind – für Sehbehinderte? Nur
       leider wird nirgends auf diesen Service hingewiesen. Nein, wir wollen nicht
       nur über, sondern auch mit der SPD lachen. Und das geht. Am Ende der
       Homepage verbergen sich hinter zwei der sechs rot-lila Buttons gelungene
       Onlineauftritte.
       
       Der [4][schwarzgelblog] ist zwar „nur“ ein Blog, aber dafür gibt's witzige
       Videos. Etwa wenn eine Szene aus dem „Leben des Brian“ zum Blick durch's
       Schlüsselloch in die CDU-Zentrale wird. Nur blöd, dass die [5][FDP dieselbe
       Idee] hatte. Originale gibt es auf der Seite zu [6][150 Jahre SPD]. Vor
       allem die Werbesports der SPD und CSU von den 60ern bis jetzt lohnen sich.
       
       ## Das Neuland - die Social Media Präsenz
       
       Warum die [7][SPD bei Facebook] fast 15.000 mehr Likes hat als die CDU,
       weiß niemand. Wirklich Überraschendes gibt es hier nicht. Die Bildergalerie
       ist zugespamt mit hunderten Wahlkampf-Postern. Echte Fotos mit echten
       Menschen, das wär doch mal bürgernah.
       
       An den Twitter-Papst und CDU-Umweltminister Peter Altmaier kommt die SPD
       auch nicht heran. Kurzzeitig weckte [8][Gesche Joost] Hoffnungen. Im Mai
       holte sie Steinbrück in sein Kompetenzteam, als Netzexpertin. Wer, wenn
       nicht Sie, hätte Altmeier überholen können? Jeder. Bevor sie als die
       Fachfrau für neue Medien gehandelt wurde, pausierte Joost bei Twitter gerne
       mal für vier Tage und hatte nur 103 Follower. Jetzt hat sie immerhin 2855
       und postet jeden Tag. Das sieht alllerdings mehr nach Pflichtübung als nach
       wahrer Leidenschaft aus.
       
       ## Das Oberhaupt
       
       Peer Steinbrück führt zumindest auf [9][Twitter] die Spitzenkandidaten an.
       Niemand hat so viel Follower wie er, über 50.000. Authentisch wirkt sein
       Auftritt nicht, denn Steinbrück schreibt sicher nicht selbst. Oder wie
       hätte er gleichzeitig beim TV-Duell und auf Twitter sein können? Selbst
       betätigt sich der Spitzenkandidat aber auch. Er kritzelt regelmäßig
       Notizzettel voll, die dann auf seiner Homepage unter der Rubrik „[10][Kurz
       notiert]“ ausgestellt werden.
       
       Sie sehen aber leider nur persönlich aus. Inhaltlich sind es platte
       Wahlkampfsprüche. Immerhin sieht die [11][Homepage von Peer Steinbrück]
       schöner aus, als die seiner Partei. Keine ausgefransten Texte, dafür ein
       kompaktes Bild, zusammen gesetzt wie aus Memorykarten, hinter denen sich
       das Leben oder das Kompetenzteam von Steinbrück verbergen.
       
       ## Die Kleinigkeiten
       
       Schön, dass die SPD ihre Wähler auf allen Kanälen bedienen will: Video,
       Audio, Bildergalerien. Wenn diese noch unterschiedliche Inhalte hätten,
       gäbe es ein Sternchen. Haben sie oft nicht. Steinbrück erzählt nur als
       [12][Audio oder im Video] bei dem Thema Mieten immer die gleiche
       Geschichte'. Wie im Kreisverkehr!
       
       ## Der Peinlichkeitsfaktor
       
       Liebe Politiker, ja, es gibt sie, die neuen Medien und ja, es ist gut, wenn
       ihr euch damit auskennt. Aber wenn ihr damit nichts anfangen könnt, dann
       lasst es einfach. [13][Dieses Video] der SPD-Bundestagsabgeordenten
       Gabriele Hiller-Ohm zeigt Euch, warum.
       
       ## Gesamteindruck
       
       Es scheint, als hätten sich einige Leute bei der SPD wirklich Gedanken
       darüber gemacht, was es so kann, dieses Internet. Dabei sind ein paar
       schöne Ideen rausgekommen. Nur manchmal hat es die SPD übertrieben. Etwa,
       wenn sie ganz besonders jung erscheinen mag. Anscheinend gibt es ja Leute
       bei der SPD, die mit dem Internet spielen können. Es wäre schön, wenn man
       ihnen dieses Feld auch überlassen würde.
       
       16 Sep 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.spd.de/
 (DIR) [2] http://www.spd.de/aktuelles/107798/20130822_tv_spot_rednerpult.html
 (DIR) [3] http://www.spd.de/themen/102812/arbeit.html
 (DIR) [4] http://schwarzgelblog.de/
 (DIR) [5] http://www.youtube.com/watch?v=5GVIIfdPo44
 (DIR) [6] http://www.150-jahre-spd.de/
 (DIR) [7] http://www.facebook.com/SPD
 (DIR) [8] http://twitter.com/GescheJoost
 (DIR) [9] http://twitter.com/peersteinbrueck
 (DIR) [10] http://peer-steinbrueck.de/PS-kurz-notiert/
 (DIR) [11] http://peer-steinbrueck.de/
 (DIR) [12] http://peer-steinbrueck.de/themen/95548/wohnen.html
 (DIR) [13] http://www.youtube.com/watch?v=EuL7Pkz8ZmA
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lisa Schnell
       
       ## TAGS
       
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