# taz.de -- Hamburgs CDU-Spitze über die Oppositionsbank: „Wir sind Treiber“
       
       > Landeschef Marcus Weinberg und Fraktionschef Dietrich Wersich über die
       > Wahrnehmbarkeit der CDU.
       
 (IMG) Bild: Froh zu sein, bedarf es keines klaren Profils: Christdemokraten Wersich (l.) und Weinberg
       
       taz: Herr Wersich, Herr Weinberg, die CDU hat es in der Opposition noch
       nicht geschafft, Angriffspunkte bei der Regierung zu finden. Ist sie
       derzeit so schwach oder der Senat so stark? 
       
       Dietrich Wersich: Dieser Eindruck täuscht. Wir setzen deutliche Akzente in
       der Verkehrspolitik, sei es mit intelligenten Konzepten für Park & Ride
       oder der Einführung einer Stadtbahn auf stark ausgelasteten
       Metrobusstrecken. Dann geht es um die Lebensqualität in den Quartieren, wo
       der Kahlschlag in den Bezirken sowie in der Jugend und Sozialarbeit seine
       Spuren hinterlässt. Das Dritte, wo ich uns als stark erlebe, sind die
       Themen rund um die Alltagssorgen der Eltern, wenn es um Schule und um
       ganztägige Bildung und Betreuung geht. Bei diesen Themen, die die Menschen
       ganz konkret bewegen, sind wir Treiber.
       
       In wichtigen Debatten, etwa der um die Lampedusa-Flüchtlinge oder um den
       Rückkauf der Netze, ist die Stimme der CDU aber kaum zu hören. 
       
       Wersich: Wir haben in beiden Fällen eine klare Haltung eingenommen, die
       sich allerdings von der des Senats nicht so stark unterscheidet, dass wir
       deutlicher wahrgenommen werden.
       
       Fehlende Unterscheidbarkeit von der Regierung adelt aber keine
       Oppositionspartei. 
       
       Wersich: Opposition um der Opposition willen ist nicht unser Stil. Damit
       gewinnt man vielleicht Aufmerksamkeit, aber keine Zustimmung.
       
       Mit den Namen Weinberg und Wersich haben viele die Hoffnung auf eine
       Erneuerung der CDU verbunden. Dieser Prozess stagniert. 
       
       Wersich: Woran machen Sie das fest?
       
       Etwa daran, dass Hamburgs CDU vor zwei Jahren eine Zukunftskommission
       eingerichtet hat, von der seitdem nie wieder was zu hören war. 
       
       Marcus Weinberg: Wir wollten mit dieser langfristig angelegten Kommission
       einen Schritt tun, um aus dem eigenen Käfig herauskommen, der bedeutet,
       immer nur aus uns selbst zu schöpfen. Deshalb haben wir dieses Gremium
       hochkarätig auch mit Wissenschaftlern, Gewerkschafts und
       Wirtschaftsvertretern sowie Menschen aus dem sozialen Bereich besetzt, um
       uns in einem breiten Diskurs der Frage zu nähern: Was ist wichtig für die
       Stadt?
       
       Und – was ist wichtig? 
       
       Weinberg: Wir werden im kommenden Frühjahr mit den Mitgliedern die ersten
       Ergebnisse ihrer Arbeit diskutieren. Da werden dann sicher Themen und
       programmatische Ziele für die kommende Bürgerschaftswahl gesetzt.
       
       Was muss die CDU verändern, um in Metropolen wie Hamburg stärker zu
       punkten? 
       
       Wersich: Die innere Internationalität Hamburgs ist ein entscheidendes und
       typisch großstädtisches Thema. Das meint den Austausch und das
       Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft auf allen Ebenen des
       Alltags. Das zweite Thema ist die innere Veränderung der Stadt, etwa in
       Altona oder Rothenburgsort.
       
       Weinberg: Zudem erfahren wir als Partei den immer stärkeren Wunsch der
       Menschen nach einer punktuellen und temporären Beteiligung. Da müssen wir
       konkrete Angebote machen, etwa bei der Entwicklung der Neuen Mitte Altona.
       Wir müssen bürgernäher werden und die Wünsche von Menschen stärker
       aufnehmen, die sich nicht in Parteien organisieren.
       
       Wersich: Wir brauchen neue partizipative Verfahren vor Ort. Die Bürger
       sollten die Zukunft ihres Stadtteils aktiver mitgestalten und stärker
       selbst organisieren. Nachbarschaften und den sozialen Zusammenhang in den
       Quartieren zu stärken, ist für uns ein ein zentrales Thema.
       
       Nach der Bürgerschaftswahl 2015 dürfte die CDU für eine Regierungsmehrheit
       auf einen Koalitionspartner angewiesen sein. Wer wäre Ihr Wunschpartner? 
       
       Wersich: Nach unserem letzten Wahlergebnis sollten wir uns nicht damit
       befassen, mit wem wir koalieren wollen, sondern alles dafür tun, als
       politische Kraft wieder stärker zu werden. Die Koalitionen werden in
       Zukunft bunter werden und die Parteien werden sich davor hüten, mit
       eindeutigen Koalitionsaussagen in die Wahl zu ziehen.
       
       Und wann wird aus dem Fraktionschef Dietrich Wersich der
       Bürgermeisterkandidat Wersich? 
       
       Weinberg: Wir werden die Entscheidung über den Spitzenkandidaten im
       kommenden Sommer nach den Europa und Bezirkswahlen treffen.
       
       9 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
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