# taz.de -- Krisenforscher über Schokourteil: „Den falschen Gegner ausgesucht“
       
       > Frank Roselieb sieht den Schaden für die Stiftung Warentest nach der
       > Niederlage gegen Ritter als begrenzt an. Ihre Sturköpfigkeit wundert ihn
       > aber.
       
 (IMG) Bild: Streitgegenstand: die Ritter-Sport-Sorte „Voll-Nuss“.
       
       taz: Herr Roselieb, wie groß [1][ist der Vertrauensverlust für die Stiftung
       Warentest durch dieses Urteil]? 
       
       Frank Roselieb: Der Vertrauensverlust wird begrenzt bleiben. Denn die
       Stiftung Warentest hat eine lange Tradition, arbeitet nicht
       gewinnorientiert und ist über alle Medien hinweg gut aufgestellt. So kann
       sie die Tests und Verfahren transparent darstellen und Reputation
       zurückgewinnen. Wenn sie weiterhin stur bleibt und die nächste Instanz
       verliert, sieht es schon anders aus.
       
       Die Tester sollen also auf die Berufung verzichten, obwohl sie sich bei
       ihrem Prüfverfahren fehlerlos wähnen? 
       
       Mich hat die Sturköpfigkeit der Stiftung in diesem Fall von Anfang an
       gewundert. Auch Tests sind nicht perfekt. Hier wurde einfach behauptet,
       dass die von Ritter benötigte Menge Piperonal nicht auf natürlichem Wege
       erzeugt werden könne. Dabei braucht Ritter im Jahr vielleicht 7 oder 8
       Kilogramm davon. Diese Menge lässt sich natürlich gewinnen. Dieser Hochmut
       hat mich überrascht.
       
       Schadet diese Sturheit dem Image mehr als das Eingeständnis eines Fehlers? 
       
       So ist es. Das sieht man auch bei Politikerrücktritten. Es wird einem übel
       genommen, wenn man einen Fehler nicht eingestehen kann. Mit Ritter hat sich
       die Stiftung zudem den falschen Gegner ausgesucht. Das ist eine grundsolide
       Firma mit einem Ökounternehmer an der Spitze.
       
       Werden sich nach der ersten Niederlage der Stiftung auch andere Unternehmen
       gegen deren Urteile wehren? 
       
       Ich glaube nicht an eine Klagewelle gegen die Warentester. Normalerweise
       werden die Tests vorher mit der Industrie abgestimmt und sehr genau
       durchgeführt. Gegen die Bewertung vorzugehen dürfte kaum erfolgreich sein.
       Bei Ritter liegt der Fall anders. Das Unternehmen hat sich nicht gegen die
       Note „mangelhaft“ gewehrt, sondern nur gegen die Behauptung, Inhaltsstoffe
       falsch zu deklarieren. Hier lag die offene Flanke beim Test. So angreifbar
       sind andere Tests nicht.
       
       Gibt es vergleichbare Fälle? 
       
       Wir haben lange gesucht. Bekannt ist nur der Fall des Nudelherstellers
       Birkel, der unerlaubt Flüssigeier bei der Herstellung einsetzte und durch
       eine völlig überzogene Behördenwarnung einen erheblichen wirtschaftlichen
       Schaden erlitt. Das Unternehmen konnte einen Millionenbetrag als
       Schadenersatz vom Land Baden-Württemberg erstreiten. Ansonsten haben wir
       keinen David gefunden, der sich gegen den Goliath erfolgreich wehren
       konnte.
       
       Was sollte die Stiftung nun tun? 
       
       Sie sollte aus dem Schmollwinkel herauskommen und ihre Testkriterien
       verbessern. Auch stünde ihr ein wenig mehr Zurückhaltung bei der
       Präsentation spektakulärer Testergebnisse gut zu Gesicht.
       
       13 Jan 2014
       
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