# taz.de -- Hartz-IV-Sanktionen: Arbeitsagentur feuert Kritiker
       
       > Marcel Kallwass wollte Berufsberater werden. Aber er kritisierte die
       > Hartz-IV-Sanktionen. Das ging der Bundesagentur für Arbeit zu weit.
       
 (IMG) Bild: Ein-Euro-Jobber beim Schnee schnippen. Wer nicht will, muss mit Sanktionen rechnen.
       
       BERLIN taz | „Dicht dran sein am Arbeitsmarkt, das wünschen sich viele
       junge Menschen, die ein Studium beginnen.“ Mit diesem Slogan wirbt die
       Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) in Mannheim für ihr
       dreijähriges Studium.
       
       Für Marcel Kallwass schien die Ausbildung ideal. Schon als Schüler wollte
       er Berufsberater werden. In wenigen Monaten hätte der 22-Jährige sein
       Studium an der HdBA beendet. Doch am 27. Januar wurde ihm vom zuständigen
       Jobcenter Ulm fristlos gekündigt. Die Begründung: Er habe seine
       Loyalitätspflichten verletzt und den Arbeitgeber beleidigt.
       
       Der Konflikt begann, als Kallwass im Rahmen seines Studiums im Jobcenter
       Ulm hospitierte. „Dort habe ich zweimal mitbekommen, wie Erwerbslose
       sanktioniert wurden. Mir war klar, das ist nicht der richtige Weg“, sagt
       Kallwass. Er begann an der Hochschule Diskussionen über eine sanktionsfreie
       Beratung im Jobcenter. „Manche KommilitonInnen begannen nachzudenken, doch
       viele verteidigten die Praxis“, beschreibt Kallwass die Reaktionen. Viele
       warnten ihn, dass er mit seiner Kritik seine Ausbildung gefährde.
       
       Kallwass’ Engagement blieb der Hochschulverwaltung nicht verborgen. Das
       erste Gespräch sei noch moderat abgelaufen, so Kallwass. Doch bald sei der
       Ton rauer geworden.
       
       Kallwass hatte auf dem [1][Blog Kritischer Kommilitone] konkrete Vorschläge
       für eine sanktionsfreie Berufsberatung publiziert und die
       Auseinandersetzungen an der HdBA darüber dokumentiert. Im November 2012
       wurde er innerhalb weniger Wochen zweimal abgemahnt, nachdem er an der
       Hochschule Flugblätter verteilt hatte.
       
       ## Flugblatt über den Mailverteiler
       
       Ende Januar erfolgte mit der dritten Abmahnung der Rausschmiss aus der
       Hochschule, nachdem Kallwass ein sanktionskritisches Flugblatt über den
       hochschulinternen Mailverteiler versandt hatte. Die Bundesagentur für
       Arbeit (BA) betrachtet die Verwendung des Mailverteilers für politische
       Zwecke als rechtswidrig.
       
       Unterstützung erhält Kallwass von Erwerbslosengruppen und der Mannheimer
       Hochschulgruppe Die Linke.SDS. Deren Sprecher Julien Ferrat bezeichnete es
       als unerträglich, dass Kallwass drei Monate vor dem Ende seines Studiums
       gekündigt wird, weil er an der Hochschule Diskussionen angeregt hat.
       
       „Eine Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses mit Ausbildungscharakter war für
       die Bundesagentur für Arbeit aus verschiedenen Gründen nicht mehr
       vertretbar“, erklärte hingegen BA-Sprecherin Ilona Mirtschin gegenüber der
       taz. Einzelheiten könne sie aber nicht nennen.
       
       30 Jan 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://kritischerkommilitone.wordpress.com/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Nowak
       
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