# taz.de -- UN-Millenniumsziel 1A: Armutsbekämpfung
       
       > Der Anteil der Menschen, der 1990 in Armut lebten, soll bis 2015 halbiert
       > werden. China ist es gelungen, dank Industrialisierung. Nigeria nicht,
       > trotz Öleinnahmen.
       
       Erfolgreich: China 
       
       Dass das ehrgeizige 1a-Ziel, von 1990 bis 2015 den weltweiten Anteil extrem
       Armer zu halbieren, wahrscheinlich erreicht wird, ist überwiegend Chinas
       wirtschaftlichem Aufstieg geschuldet. Lebten 1990 noch etwa 60 Prozent
       aller Chinesen von weniger als einem Dollar am Tag, ist dieser Anteil nun
       auf rund 10 Prozent gesunken. Der chinesischen Führung ging es dabei
       weniger um die UN-Ziele als vielmehr darum, den seit den achtziger Jahren
       eingeschlagenen Weg der wirtschaftlichen Öffnung und Industrialisierung
       fortzusetzen.
       
       Und das hieß: Fabriken errichten, ausländische Unternehmen ins Land lassen
       und aus Bauern Industriearbeiter und Dienstleister machen. War die
       Volksrepublik vor 1990 überwiegend noch ein Agrarstaat, so steht das
       Riesenreich heute an der Schwelle zur Industrienation. China durchlief die
       wirtschaftliche Entwicklung, die in Europa und Nordamerika 100 Jahre zuvor
       erfolgte: die Daten aus Fernost sind beeindruckend. Was Chinas Entwicklung
       der letzten 15 Jahre lehrt: Punktuelle Entwicklungshilfe bringt wenig im
       Kampf gegen Armut. Was zählt, ist langfristig angelegte, durchdachte
       Wirtschaftspolitik. (Felix Lee) 
       
       Erfolglos: Nigeria 
       
       Nirgends nimmt die absolute Armut, gemessen an der Zahl Betroffener,
       schneller zu als in Nigeria: 17 Millionen Arme im Jahr 1980, bereits 112
       Millionen im Jahr 2010, nach amtlichen Angaben. Nigeria ist das
       bevölkerungsreichste Land Afrikas und der größte Ölförderer des Kontinents.
       Aber von den Öleinnahmen kommt so gut wie nichts unten an, weil die Elite
       aus Politikern, hohen Militärs und Geschäftsleuten alles unter sich
       aufteilt. Militärdiktator Sani Abacha schaffte es, in den fünf Jahren an
       der Macht bis 1998 rund 55 Milliarden Dollar zu stehlen.
       
       Die Demokratisierung Nigerias ab 1999 hat daran wenig geändert, denn
       Kontrollmechanismen greifen nicht. Kürzlich warf Zentralbankchef Lamido
       Sanusi der staatlichen nigerianischen Ölfirma NNPC, Partner der
       internationalen Ölkonzerne bei der Ölförderung im Nigerdelta, die
       Veruntreuung von 20 Milliarden Dollar vor. Die Reaktion der Regierung:
       Sanusi wurde gefeuert. Am größten ist die absolute Armut im muslimischen
       Norden des Landes; die Armen dort sind bereitwilliges Kanonenfutter für die
       islamistische Rebellenbewegung Boko Haram. (Dominic Johnson)
       
       26 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
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