# taz.de -- Korruption in Brasilien: Siemens gibt sich unschuldig
       
       > Siemens ist in Brasilien von allen öffentlichen Ausschreibungen
       > ausgeschlossen. Weil der Konzern eine Klage verlor, die er selbst
       > anstrengte.
       
 (IMG) Bild: Karneval am Zuckerhut: Siemens darf erst mal nicht mehr mitfeiern.
       
       BUENOS AIRES taz | Siemens wird in Brasilien von seiner Vergangenheit
       eingeholt. Der Konzern ist in Südamerikas wichtigster und weltweit
       siebtgrößter Volkswirtschaft auf einer schwarzen Liste gelandet und ist von
       öffentlichen Ausschreibungen ausgeschlossen. Am Montag kündigte der
       Münchner Konzern an, dagegen zu klagen.
       
       Er reagierte damit auf ein jetzt bekannt gewordenes Urteil. Bereits Ende
       Januar hatte die brasilianische Justiz den Ausschluss des Konzerns von
       allen öffentlichen Ausschreibungen des Landes bestätigt, bereits im August
       2013 war ein entsprechender Richterspruch in erster Instanz ergangen.
       
       Dem zufolge soll Siemens in den Jahren 1999 bis 2004 unter anderem
       Politiker bestochen haben, um Aufträge der brasilianischen Post Correios zu
       ergattern.
       
       Bleibt es bei dem Urteil, kann sich Siemens in den kommenden fünf Jahren um
       keine öffentlichen Aufträge bewerben. Für die kommende
       Fußballweltmeisterschaft mag das keine Rolle mehr spielen, aber für die in
       Rio de Janeiro im Jahr 2016 anstehenden Olympischen Spiele könnte es für
       Siemens einen herben Verlust bedeuten.
       
       ## Siemens wechselte selbst den Brasilien-Chef aus
       
       Correios hatte in einem internen Prüfungsverfahren die Unregelmäßigkeiten
       aufgedeckt und Siemens für fünf Jahre verbannt. Dagegen hatte der Konzern
       geklagt, doch der Schuss ging nach hinten los: Siemens unterlag nicht nur,
       das Gericht schloss den Konzern gleich ganz von öffentlichen Aufträgen aus.
       
       Ganz so unschuldig, wie der Konzern gerne tut, kann es nicht zugegangen
       sein. Im Oktober 2011 wechselte Siemens seinen für Brasilien zuständigen
       Chef eben wegen des Verdachts auf Korruption aus. „Eine interne
       Compliance-Untersuchung hat einen gravierenden Verstoß gegen
       Siemens-Richtlinien in der Landesgesellschaft aufgedeckt, der vor 2007
       geschehen war“, hieß es damals.
       
       Auch den drohenden Geschäftsverlust spielt Siemens herunter. „Die
       Entscheidung betrifft einen einstelligen Prozentsatz unseres aktuellen
       Geschäfts in Brasilien“, erklärte ein Konzernsprecher am Montag. Das
       Engagement auf Südamerikas mit Abstand wichtigstem Binnenmarkt ist jedoch
       nicht gering.
       
       2010 macht Siemens einen Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Euro und
       beschäftigt in 13 Fabriken und sieben Forschungszentren rund 8.000
       Mitarbeiter. Wohl auch deshalb gibt sich der Konzern im Fall Brasilien
       unschuldig und kämpferisch.
       
       ## Seit 2008 waren Schmiergeldzahlungen bekannt
       
       Allerdings ist der Ruf des deutschen Konzerns in der Region schon lange
       ruiniert. 2008 hatte Siemens einräumen müssen, dass im Zusammenhang mit
       einer Auftragsvergabe in Argentinien erhebliche Schmiergelder in Höhe von
       106 Millionen Dollar an Regierungsvertreter geflossen sind. Die Namen der
       Empfänger der Geldzahlungen teilte das deutsche Unternehmen nicht mit.
       
       Siemens hatte 1998 mit der argentinischen Regierung unter dem damaligen
       Präsidenten Carlos Menem einen Vertrag mit einem Volumen von rund 1,2
       Milliarden Euro abgeschlossen, um Personalausweise zu erstellen. Doch im
       Jahr 2000 hatte Menems Nachfolger Fernando de la Rúa den Vertrag nach
       angeblichen Unregelmäßigkeiten gekündigt.
       
       Im Dezember 2013 hatte die argentinische Justiz einen Prozess wegen
       Bestechung gegen neun ehemals leitende Siemens-Mitarbeiter angeordnet. Das
       Vermögen der Angeklagten haben die Ermittler gleich mit beschlagnahmt.
       
       4 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Vogt
       
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