# taz.de -- Container sollen sauberer werden: Geschäfte mit dem Öko-Mythos
       
       > Naturschutzbund fordert saubere Containertransporte. Den Reedereien
       > müssten „Verschmutzungsprivilegien“ weggenommen werden.
       
 (IMG) Bild: Könnten Waren ökologischer transportieren: Containerschiffe
       
       HAMBURG taz | Es geht um fünf Cent für eine Digitalkamera aus Fernost. Oder
       30 Cent für ein Paar Turnschuhe, das um die halbe Welt nach Hamburg oder
       Bremerhaven geschippert wurde. Das wären die Mehrkosten für sauberen
       Schiffsantrieb, den norddeutsche Kunden im Laden zu zahlen hätten, hat der
       Naturschutzbund (Nabu) errechnet (siehe Kasten). „Der Warenverkehr auf See
       kann schnell und ohne spürbare Konsequenzen für Wirtschaft und Konsum
       umweltfreundlicher gemacht werden“, folgert daraus Nabu-Verkehrsexperte
       Dietmar Oeliger.
       
       Nahezu alle auf den Weltmeeren verkehrende Frachter fahren nach Angaben der
       Naturschützer „gänzlich ohne Abgastechnik und verbrennen statt
       Schiffsdiesel hochgiftiges Schweröl“. Derzeit darf der Schwefelgehalt im
       Treibstoff noch 3,5 Prozent betragen – das ist 3.500 Mal mehr als in
       LKW-Diesel. Wirksame Abgastechniken, wie sie für Motoren an Land längst
       Standard sind, seien auf den Meeren nicht vorgeschrieben: „Die Schifffahrt
       hat Verschmutzungsprivilegien, die nicht nachvollziehbar sind“, sagt
       Oeliger, „dass der Warentransport auf Schiffen besonders ökologisch sei,
       ist ein Mythos.“
       
       Der Nabu fordert deshalb von den Reedereien, nur noch Schiffe mit
       Rußpartikelfiltern zu betreiben und auf Treibstoff mit einem Schwefelgehalt
       von höchstens 0,005 Prozent umzustellen. Da die Mehrkosten „im
       Promillebereich des Verkaufspreises“ lägen, seien ein Konsumrückgang oder
       massive ökonomische Verluste nicht zu erwarten. Volkswirtschaftlich rechne
       sich die Nachrüstung ohnehin, ist der Nabu überzeugt. Denn allein durch die
       Verbesserung der Luftqualität ließen sich Schäden in Milliardenhöhe
       vermeiden.
       
       Denn der Anteil der Schiffe an lokaler Schadstoffbelastung ist in
       Hafenstädten gravierend. Im Hamburger Hafen, mitten in der Stadt gelegen,
       verursachen rund 10.000 Schiffe pro Jahr nachweislich 38 Prozent der
       Stickoxid und 17 Prozent der Feinstaubemissionen. „Die Einwohner werden
       bislang nur unzureichend vor den Gesundheitsgefahren durch die Schiffe
       geschützt“, sagt Malte Siegert vom Nabu Hamburg.
       
       Um das zu ändern, müsse EU-weit das Verbrennen von Schweröl verboten und
       der Einsatz von Katalysatoren und Partikelfiltern vorgeschrieben werden,
       fordert der Nabu. Zudem müsse in den norddeutschen Häfen Landstrom, für
       Kreuzfahrtschiffe kurz vor der Einführung, auch für die Riesenfrachter
       angeboten werden.
       
       Aber auch speziell die Hamburger Politik sei in der Verantwortung. Immerhin
       hat die Hansestadt als größter Anteilseigner an der fünftgrößten
       Containerreederei der Welt erhebliche politische Einflussmöglichkeiten auf
       seine Stadtstaatsreederei Hapag-Lloyd mit mehr als 130 Containerschiffen.
       „Einer muss ja vorangehen“, sagt Siegert. Für Hamburg sollte das
       „eigentlich selbstverständlich sein“.
       
       25 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
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