# taz.de -- Kritik an BKA-Chef: „Nicht besonders glaubhaft“
       
       > Jetzt grollt auch die Große Koalition: BKA-Chef Ziercke kommt in der
       > Edathy-Affäre wegen seines Krisenmanagements nicht aus der Kritik.
       
 (IMG) Bild: Kommt und kommt nicht aus der Defensive: BKA-Chef Jörg Ziercke.
       
       BERLIN taz | Seit Wochen steht Jörg Ziercke, Chef des Bundeskriminalamts
       (BKA), in der an Seltsamkeiten reichen Edathy-Affäre in der Kritik. Bisher
       war ihm eine Rückendeckung gewiss: die der Großen Koalition. Inzwischen
       aber sind es auch Politiker von CDU und SPD, die sich irritiert zeigen.
       
       Anlass ist diesmal eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Fraktion zu
       internen Abläufen im BKA. Aus der 27 Seiten langen Antwort des
       Innenministeriums geht hervor: Anders als bisher dargestellt, waren
       BKA-Beamte doch schon vor Oktober 2013 auf den Namen des
       SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy im Zusammenhang mit dem Besitz
       von Kinderpornografie gestoßen. Allerdings verstanden die Kriminalbeamte
       angeblich nicht, worum es sich handelte, und gingen den Informationen nicht
       weiter nach.
       
       Der Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestags, Wolfgang Bosbach,
       reagierte befremdet auf die neue Wendung. „Wir wissen nicht alles, was wir
       wissen müssten“, sagte der CDU-Politiker dem Kölner Stadt-Anzeiger. „Und
       mir fällt es nicht leicht, das zu sagen: Aber ich halte das, was man uns
       bisher gesagt hat, für nicht besonders glaubhaft.“ Er habe vielmehr das
       Gefühl, vom BKA immer nur das gesagt zu bekommen, was sich ohnehin nicht
       mehr verheimlichen lasse, so Bosbach. Ein schwerer Vorwurf – gerade, weil
       er aus der CDU-Fraktion kommt.
       
       Eigentlich hatten Union und SPD die Vorwürfe der Opposition gegen das BKA
       bereits für erledigt erklärt. Nun jedoch kündigte Bosbach an, er werde er
       Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bitten, Ziercke ein weiteres
       Mal im Innenausschuss aussagen zu lassen. Die inzwischen vierte Sitzung des
       Gremiums zur Causa Edathy soll Anfang April stattfinden. Ziercke war bisher
       jedes Mal geladen.
       
       ## Wusste das BKA doch früher Bescheid?
       
       Die Grünen hatte in ihrer Anfrage an die Regierung unter anderem erfragt,
       wie viele BKA-Mitarbeiter auf die Kundendaten des kanadischen
       Online-Anbieters Azov Films zugegriffen hatten – dort hatte auch Edathy
       bestellt. In der Antwort räumte das Innenministerium ein: Vier
       BKA-Mitarbeiter hätten bereits vor Oktober 2013 in einem
       „Vorgangsbearbeitungssystem“ der Behörde nach dem Namen „Edathy“ gesucht.
       Glaubt man der Darstellung, dann warf der PC den Beamten zwar einen Treffer
       unter dem Schlagwort „Besitz / Erwerb von Kinder- / Jugendpornografie“ aus.
       Die Beamten hätten aber keinen Zugriff auf Detailinformationen gehabt,
       keine weiteren Schlüsse gezogen und auch nicht im zuständigen BKA-Referat
       zur Bekämpfung von Kinderpornografie nachgefragt.
       
       Nach BKA-Angaben waren die Mitarbeiter keine Kinderporno-Fahnder, sondern
       aus ganz anderen Gründen mit Edathy befasst: Sie sollten im Dezember 2012
       einen vermeintlichen Sprengstoffanschlag auf einen Briefkasten des
       SPD-Politikers aufklären und im August 2013 andere „Gefährdungssachverhalte
       zum Nachteil der Schutzperson“ Edathy.
       
       In der Antwort an die Grünen behauptet das Innenministerium, dieses
       Scheuklappenwesen entspreche „der standardisierten Nutzung“ der internen
       BKA-Datenbanken. Das BKA konterte die neuen Zweifel an seiner Arbeit mit
       einer entrüsteten „Klarstellung“. Edathy sei erst am 15. Oktober 2013 als
       Kunde von Azov identifiziert worden, bekräftigt die Behörde darin. Und
       weiter: „Verschwörungstheorien, Informationen zu Sebastian Edathy seien
       durch das BKA bewusst zurückgehalten worden, entbehren jeder Grundlage.“
       
       25 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Astrid Geisler
       
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