# taz.de -- 20 Jahre Völkermord in Ruanda: Bücher über den Genozid
       
       > Was man lesen kann, um die Ereignisse in Ruanda besser zu verstehen: Eine
       > subjektive Auswahl aus der Bibliothek des taz-Afrikaredakteurs.
       
 (IMG) Bild: Erleuchtung braucht Geduld: Der Himmel über Ruanda an der Grenze zum Kongo.
       
       Klassiker: 
       
       Alison Des Forges: Kein Zeuge darf überleben. Der Genozid in Ruanda.
       Hamburger Edition 2002, 950 S. (original: Leave None to Tell the Story,
       1999): bis heute die detaillierste Schilderung von Vorlauf und Verlauf des
       Völkermordes in Ruanda, von der langjährigen Ruanda-Expertin von Human
       Rights Watch penibel zusammengetragen.
       
       Romeo Dallaire: Handschlag mit dem Teufel. Zweitausendeins 2003, 650 S.
       (original: Shake Hands With The Devil): Memoiren des UN-Kommandeurs in
       Ruanda 1994, dem es untersagt wurde, gegen den Völkermord einzugeifen -
       eine wütende Abrechnung mit der Indifferenz der Welt.
       
       Forscher: 
       
       Gérard Prunier: The Rwanda Crisis. History of a Genocide. Fountain
       Publishers 1995., 390 S. Bis heute der klarste historisch-politische Abriss
       des Völkermordes, seiner Vorgeschichte und der Entwicklung Ruandas bis
       1994, von einem etablierten französischen Afrikahistoriker.
       
       Linda Melvern: Der Völkermord und die Beteiligung der westlichen Welt.
       Diederichs 2004, 384 S. (original: Conspiracy to Murder). Die umfassendste
       Darstellung des internationalen Versagens in Ruanda, von einer britischen
       Journalisten die dazu auch mehrere andere Bücher geschrieben hat.
       
       Mahmood Mamdani: When Victims Become Killers. Colonialism, Nativism and the
       Genocide in Rwanda. Princeton University Press 2001, 365 S. Theoretisch
       grundierte Geschichte des Völkermordes eines der führenden afrikanischen
       Intellektuellen, mit besonderem Augenmerk auf die ruandischen Exiltutsi in
       Uganda.
       
       Jean-Paul Kimonyo: Rwanda, un génocide populaire. Karthala 2008, 530 S. Die
       erste von einem Ruander verfasste wissenschaftliche Untersuchung der
       Massenbeteiligung am Völkermord, basierend auf Recherchen in den Distrikten
       Butare und Kibuye, wo am meisten Tutsi umgebracht wurden.
       
       Historiker: 
       
       Jean-Pierre Chrétien: L‘Afrique des Grands Lacs. 2000 ans d‘histoire.
       Aubier 2000, 410 S. (engl: The Great Lakes of Africa) Gesamtgeschichte der
       Region der Großen Seen in einem großen historischen Bogen, die auch die
       Ursprünge der Viehzüchter-Bauern-Polarisierung und die Geschichte der
       Königreiche erklärt.
       
       Jan Vansina: Antecedents to modern Rwanda: The Nyiginya Kingdom. James
       Currey 2004, 355 S. (original: Le Rwanda ancien. Le royaume Nyiginya,
       2001). Gründlichste Geschichte des vorkolonialen Königreiches Ruanda, die
       nicht auf der offiziellen Geschichtsschreibung sondern auf jahrzehntelangen
       historisch-ethnologischen Forschungen aufbaut und mit vielen Mythen
       aufräumt.
       
       Catharine Newbury: The Cohesion of Oppression. Clientship and ethnicity in
       Rwanda 1860-1960. Columbia University Press 1988, 320 S. Eine der wenigen
       vor 1994 veröffentlichten Forschungen über Ruandas Geschichte und die
       Entstehung des Hutu-Tutsi-Konflikts, recherchiert im Südwesten des Landes
       um Cyangugu.
       
       Frankreichs Rolle: 
       
       Daniela Kroslak: The Role of France in the Rwandan Genocide. Hurst 2007,
       330 S. Gesamtdarstellung der französischen Kumpanei mit den
       Völkermordverantwortlichen, von einer ehemaligen deutschen
       UN-Mitarbeiterin.
       
       Laure de Vulpian, Thierry Prungnaud: Silence Turquoise. Rwanda, 1992-1994:
       Responsabilités de l‘État francais dans le génocide des Tutsi. Don
       Quichotte 2012, 460 S. Explosive Memoiren zweier französischer Offiziere
       der „Opération Turqouise“ in Ruanda in der Schlussphase des Völkermords,
       die das Ausmaß der französischen Unterstützung für den Völkermord
       enthüllen.
       
       Gabriel Périès, David Servernay: Une guerre noire. Enquête sur les
       oroigines du génocide rwandais. La Découverte 2007, 420 S. Trockene aber
       überzeugende Analyse der Militärdoktrin hinter Frankreichs Kollaboration
       mit Ruandas Völkermördern und ihren Wurzeln in der französischen
       antikolonialen Aufstandsbekämpfung von Vietnam bis Algerien.
       
       Die Justiz und Ruanda: 
       
       Maria Malagardis: Sur la piste des tueurs rwandais. Flammarion 2012, 315 S.
       Reportagig verfasster Bericht einer Libération-Journalistin darüber, wie in
       Frankreich die Ruanda-Opferverbände versuchen, flüchtige Völkermordtäter zu
       stellen.
       
       Nicholas A. Jones: The Courts of Genocide. Politics and the Rule of Law in
       Rwanda and Arusha. Routledge 2010, 230 S. Umfassender Überblick über die
       ruandische und internationale Justiz in Bezug auf Ruandas Völkermord.
       
       Das Gedankengut des Völkermordes: 
       
       Jean-Pierre Chrétien/Marcel Kabanda: Rwanda, racisme et génocide:
       L‘idéologie hamitique. Belin 2013, 380 S. Umfassende historische
       Darstellung des aus Europa eingeschleppten Rassendenkens, auf dem die
       Ideologie hinter dem Völkermord aufbaute, vom erfahrensten französischen
       Historiker der Region.
       
       Josias Semujanga, Jean-Luc Galabert (Hg): Faire face au négationnisme du
       génocide des Tutsi. Izuba 2013, 415 S. Teils polemisch und am Rande der
       Denunziation verfasster, dennoch wichtiger Sammelband über die vielen
       Formen der Ruanda-Völkermordleugnung und -relativierung und ihre Träger
       weltweit.
       
       Stimmen aus Ruanda: 
       
       Esther Mujawayo/Souâd Belhaddad: Ein Leben mehr - 10 Jahre nach dem
       Völkermord in Ruanda. Peter Hammer. Wuppertal 2005. Auf der Suche nach
       Stéphanie - Ruanda zwischen Versöhnung und Verweigerung. Wuppertal 2007.
       Die sehr persönlich geschriebenen Memoiren der bekanntesten ruandischen
       Völkermordüberlebenden in Deutschland.
       
       Jean Hatzfeld: Nur das nackte Leben. Berichte aus den Sümpfen Ruandas.
       Psychosozial Verlag 2004. (original: Dans le nu de la vie, 2000, 240 S).
       Zeit der Macheten. Gespräche mit den Tätern des Völkermordes. Psychosozial
       Verlag 2005 (original: Une saison de machettes, 2003, 315 S.). La stratégie
       des antilopes, Seuil 2007, 310 S. Aus jahrelangen persönlichen Gesprächen
       hervorgegangene Erinnerungen von Überlebenden und Tätern des Völkermordes,
       aufgezeichnet und verarbeitet von einem sehr erfahrenen
       Libération-Reporter.
       
       Joseph Sebarenzi: God Sleeps in Rwanda. A Personal Journey of
       Transformation. Oneworld Books 2009. 260 S. Die Memoiren des ehemaligen
       ruandischen Parlamentspräsidenten, zugleich seine persönliche Abrechnung
       mit Präsident Paul Kagame, bieten Einblicke in Ruandas Machtsystem nach
       1994.
       
       4 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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