# taz.de -- Zwangsräumung in Spanien: Aus für den „Wohnblock Utopie“
       
       > 30 Familien, überwiegend Frauen und Kinder, werden in Sevilla aus ihren
       > besetzten Häusern geräumt. Eine Bank wollte es so, selbst die Politik ist
       > machtlos.
       
 (IMG) Bild: Ende der Utopie: Zwangsgeräumte bedauern ihren Rauswurf.
       
       SEVILLA dpa/taz | Die spanische Polizei hat in Sevilla einen Wohnblock
       geräumt, in dem etwa 30 Familien seit fast zwei Jahren als Hausbesetzer
       gelebt hatten. Die Räumung des Gebäudes, das die Besetzer „Corrala Utopía“
       (Wohnblock Utopie) genannt hatten, verlief nach Berichten des staatlichen
       Rundfunks RNE am Sonntag friedlich. Die Besetzer, zu einem großen Teil
       Frauen mit Kindern, verließen weinend das Haus in der andalusischen
       Hauptstadt.
       
       Die Familien hatten den Wohnblock im Mai 2012 mit Unterstützung der
       Bewegung der „Empörten“ besetzt. Die Sparkasse Ibercaja, der das Haus
       gehört, erwirkte vor Gericht einen Räumungsbefehl. Die Hausbesetzer wurden
       jedoch von der Polizeiaktion überrascht. Sie hatten darauf gehofft, dass
       die andalusische Regionalregierung und die Stadtverwaltung in Verhandlungen
       mit dem Geldinstitut eine einvernehmliche Lösung erzielen würden.
       
       Die von den Sozialisten geführte Regionalregierung hatte eine Aussetzung
       des Räumungsbefehls gefordert. Wie die Nachrichtenagentur Europa Press
       berichtete, zogen die Besetzer nach der Räumung zur Kathedrale von Sevilla.
       Sie kündigten an, in dem Gotteshaus so lange bleiben zu wollen, bis eine
       Lösung für ihr Wohnungsproblem gefunden sei.
       
       In Spanien sind Zwangsräumungen in den vergangenen Jahren zum
       Massenphänomen geworden. Seit Ausbruch der Wirtschaftskrise im Jahr 2007
       bis Ende 2012 wurden mehr als 400.000 Räumungsverfahren eingeleitet.
       [1][2013 wurden 67.189 Räumungen vollstreckt], im Durchschnitt 184 pro Tag.
       In der Provinz Sevilla sind zwischen 2010 und 2011 circa 6.000
       Wohnungen geräumt worden, während geschätzte 118 000 Häuser
       leerstehen.
       
       Viele Betroffene wehren sich mit Hilfe der Plataforma por los Afectados de
       la Hipoteca (PAH – Plattform für die Betroffenen der Hypothek), die sich
       2007 gründete und mittlerweile in mehr als 50 Städten aktiv ist. Die
       Initiative versucht Betroffene bei ihren Verhandlungen mit Banken zu
       unterstützen, gewährt juristische Hilfe und organisert Besetzungen
       leerstehender Häuser.
       
       7 Apr 2014
       
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