# taz.de -- Osnabrücker Piraten-Prozess: Strafe für Schiffs- und Menschenraub
       
       > Für die Entführung eines deutsches Frachters muss ein Somalier zwölf
       > Jahre hinter Gitter. Die Geiselnehmer hatten die Schiffsbesatzung acht
       > Monate festgehalten.
       
 (IMG) Bild: Das entführte Schiff „Marida Marguerite“, im Mai 2010 nach der Freilassung vor der omanischen Küste.
       
       OSNABRÜCK dpa | Wegen Beteiligung an einem Piratenüberfall im Jahr 2010 vor
       der afrikanischen Küste hat das Landgericht Osnabrück einen 44 Jahre alten
       Somalier zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Es sprach den Mann am Donnerstag
       des erpresserischen Menschenraubs und der besonders schweren räuberischen
       Erpressung schuldig.
       
       Die Beweise sprächen eindeutig dafür, dass er zum führenden Kommandokreis
       der Piratenbande gehört habe, sagte Richter Dieter Temming. Der Somalier
       wurde in Niedersachsen verurteilt, weil das überfallene Schiff einer
       Reederei aus dem Emsland gehörte.
       
       Die Staatsanwaltschaft hatte zwölfeinhalb, die Verteidigung maximal sieben
       Jahre Haft gefordert. Der Angeklagte will nach Angaben seines Anwalts
       Revision einlegen.
       
       Im Mai 2010 wurde der Tanker „Marida Marguerite“ 100 Seemeilen südlich der
       omanischen Stadt Salalah von einem Überfallkommando gekapert. Die
       22-köpfige Besatzung blieb acht Monate lang in der Hand der somalischen
       Geiselnehmer. Sie habe ein Martyrium erlitten und unsagbare Folterungen und
       Angst durchleben müssen, sagte Richter Temming. Das begründe auch die hohe
       Strafe. „Ein vergleichbarer Fall von erpresserischem Menschenraub ist kaum
       noch vorstellbar.“
       
       Die Höchststrafe für diese Tat liegt bei 15 Jahren. Entlastend wurde dem
       Angeklagten vor allem zugutegehalten, dass er als Ausländer in einem
       deutschen Gefängnis besonders unter der Haft leiden müsse.
       
       Der Verurteilte hatte bei seiner Festnahme im Mai 2013 in einem
       Flüchtlingsaufnahmelager in Gießen zunächst bestritten, überhaupt an Bord
       der „Marida Marguerite“ gewesen zu sein. Allerdings hatte das
       Landeskriminalamt Niedersachsen seine Fingerabdrücke nach der Entführung an
       Bord gefunden, unter anderem in wichtigen Dokumenten, die die Piraten
       zurückgelassen hatten. Daraufhin änderte er seine Aussage mehrfach und
       behauptete zum Schluss, nur als Drogenhändler hin und wieder an Bord
       gewesen zu sein und ab und zu ein Maschinengewehr in der Hand gehalten zu
       haben. Sonst habe er mit den Piraten nichts zu tun gehabt. Diese Aussage
       sah das Gericht als widerlegt an.
       
       17 Apr 2014
       
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