# taz.de -- Vor Jahrstag des Tiananmen-Massakers: Verhöre und Verhaftungen
       
       > Schon einen Monat vor dem 25. Jahrestag des Massakers auf dem Platz des
       > Friedens wollen Chinas Sicherheitsorgane jedes Gedenken an die Opfer im
       > Keim ersticken.
       
 (IMG) Bild: Nach dem Treffen von Bürgerrechtsaktivisten wurde der Rechtsanwalt Pu Zhiqiang verhaftet (Archivfoto von 2012).
       
       PEKING dpa | Der bekannte chinesische Bürgerrechtsanwalt Pu Zhiqiang ist
       festgenommen worden. Ihm werde Unruhestiftung und ein Streit mit der
       Polizei vorgeworfen, wie der befreundete Anwalt Si Weijiang am Dienstag der
       Nachrichtenagentur dpa in Peking unter Berufung auf informierte Kreise
       berichtete.
       
       Pu Zhiqiang gehört zu einem Dutzend Aktivisten, die nach einem Treffen am
       Samstag anlässlich des bevorstehenden 25. Jahrestages der blutigen
       Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 festgesetzt oder
       verhört worden sind. Der Verbleib von mindestens drei weiteren Teilnehmern
       war bis Dienstag noch ungeklärt.
       
       Es handele sich um die kritische Internetautorin Liu Di, die als „Maus aus
       Edelstahl“ zum Symbol für die Freiheit im Netz bekanntgeworden ist, sowie
       den Aktivisten Hu Shigen und Hao Jian, einen Professor der Pekinger
       Filmakademie, berichtete die Menschenrechtsgruppe China Human Rights
       Defenders (CHRD).
       
       „Es ist ein Akt der Einschüchterung, der eindeutig auf jeden zielt, der
       erwägen sollte, öffentlich an die blutige Niederschlagung vor 25 Jahren zu
       erinnern“, zitierte CHRD einen chinesischen Dissidenten, der anonym bleiben
       wollte.
       
       Es gab auch Hinweise, dass die Behörden möglicherweise sogar ein
       Strafverfahren gegen Pu Zhiqiang vorbereiten wollen. So seien am Montag bei
       einer Hausdurchsuchung bei dem 49-Jährigen ein Computer, Mobiltelefon,
       Bücher und persönliche Dinge beschlagnahmt worden, berichtete CHRD.
       
       Ein Dutzend andere Teilnehmer an dem Treffen seien stundenlang festgesetzt
       und verhört worden. CHRD nannte Cui Weiping, Professor an der Filmakademie,
       Xu Youyu, ein früherer Forscher der Akademie der Sozialwissenschaften, und
       Professor Guo Yuhua von renommierten Qinghua-Universität sowie den
       Intellektuellen Qing Hui.
       
       Rund 20 Anwälte, Angehörige von Opfern und Akademiker hätten an dem Treffen
       teilgenommen, hieß es. Dabei seien offene Fragen 25 Jahre nach dem brutalen
       Militäreinsatz gegen friedliche Studenten und andere Demonstranten
       diskutiert und eine unabhängige Untersuchung des Massakers in der Nacht zum
       4. Juni 1989 gefordert worden.
       
       „Dieser Zwischenfall ist besonders erschreckend“, sagte CHRD-Direktorin
       Renee Xia. „Der 25. Jahrestag in diesem Jahr wird zweifellos strengere
       Beschränkungen des Rechts auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit sehen als
       je zuvor.“
       
       6 May 2014
       
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