# taz.de -- Neuer „X-Men“-Film: Alle auf Salat, keiner mehr verstrahlt
       
       > Bryan Singers „X-Men“ ist dramaturgisch überanstrengt. Mehr ironischer
       > Quatsch hätte gutgetan. Und Hugh Jackman etwas weniger Muskeln.
       
 (IMG) Bild: Ihr einfach nur mal beim Gestaltwandeln zusehen: Mystique, gespielt von Jennifer Lawrence.
       
       Das X-Men-Universum ist so ernst und erwachsen geworden. Schade. Der neue
       Film „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ kommt streberhaft daher.
       
       Dabei war es so nett, den Superhelden wie dem Beast, all den lebenden
       Fackeln, Schnellläufern und natürlich Halle Berry als Storm bei ihrem
       Coming-out als Mutanten zuzugucken. Das Teambuilding gab einen sympathisch
       pädagogischen Rahmen ab: Nur wenn alle die jeweiligen Spezialfähigkeiten
       untereinander anerkennen und zusammen einsetzen, kommt ein funktionierendes
       Ganzes dabei heraus.
       
       Und der zentrale Konflikt zwischen dem Professor und Magneto konnte
       allmählich in den Mittelpunkt geschoben werden. In ihrer Analyse der
       Ausgrenzung sind sie sich einig; in der Wahl ihrer Reaktionen darauf
       unterscheiden sie sich fundamental. Der Professor setzt auf Bildung und das
       Prinzip Hoffnung, während Magneto gewaltsame Gegenmaßnahmen gegen die
       Menschen einleitet. Das ergab ein interessantes Entwicklungsschema für die
       Handlung.
       
       Bryan Singers neuer Film dreht all dieses Spielmaterial allerdings in den
       Modus, es allen Seiten recht machen zu wollen (wegen Missbrauchsvorwürfen
       gegenüber Minderjährigen, die er selbst bestreitet, hält sich der Regisseur
       von allen Werbemaßnahmen für den Film fern). Er bringt beide X-Men-Teams
       zusammen, also das in die Jahre gekommene Team aus den ersten Folgen sowie
       das jugendliche Team aus dem Prequel „X-Men: Erste Entscheidungen“.
       
       ## Zu viel Ballast
       
       Es gönnt Wolverine Sonderauftritte bei der Zeitreise zurück in die
       Siebziger (man stellt fest: Hugh Jackman hat sich inzwischen aber echt zu
       viel mit Muskeln aufgepumpt). Es gibt neue Gegenspieler, die die Helden mit
       ihren eigenen Fähigkeiten bekämpfen können.
       
       Und dann gibt es noch den dramaturgischen Clou, dass das Team Studien in
       Komplexität betreiben muss. Es muss lernen, dass schlechte Entwicklungen
       manchmal eindeutige Ursachen haben können – hier die an sich gut gemeinte
       Ermordung eines Wissenschaftlers, die erst recht zur Herstellung der von
       ihm entwickelten Waffen und damit in die Katastrophe führt –, diese
       Ursachen aber nicht eindeutig beseitigt werden können, indem man in die
       Zeit zurückreist und es schlicht anders macht. All das zusammengenommen ist
       zu viel Ballast.
       
       Man könnte sagen: Der Film hat seine hübschen Momente – vor allem in seiner
       Darstellung der siebziger Jahre inklusiver Nixon-Reminiszenzen –, ist aber
       insgesamt dramaturgisch überangestrengt und zu sehr am Reißbrett entworfen.
       Und der Film hat den liebenswerten Blödsinn, den man im Kino mit
       Superhelden anstellen kann, einfach zu sehr im Griff. Ein bisschen mehr
       Liebe zur puren Albernheit und zum ironischen Quatsch würde den X-Men ganz
       gut tun. Manchmal will man doch Mystique einfach nur beim Gestaltwandeln
       zusehen.
       
       21 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dirk Knipphals
       
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