# taz.de -- Chefwechsel am Jüdischen Museum: Mut und Statur
       
       > Nach zwölf Jahren verlässt W. Michael Blumenthal, der Gründungsdirektor
       > des Jüdischen Museums Berlin, das Haus. Nachfolger wird der Judaist Peter
       > Schäfer.
       
 (IMG) Bild: Der scheidende und der kommende Chef des Jüdischen Museums Berlin: Michael Blumenthal (rechts) und Peter Schäfer.
       
       Auf der Mitarbeiterversammlung im Jüdischen Museum Berlin flossen die
       Tränen, als W. Michael Blumenthal vor kurzem verkündete, er werde im
       September sein Amt niederlegen. 1997 hat Blumenthal den Job des
       Gründungsdirektors übernommen. Für 24 Monate sollte er nach Berlin kommen,
       um die Fundamente für das Haus zu legen, das heute zum größten jüdischen
       Museum in Europa geworden ist. 750.000 Besucher werden im Jahr gezählt,
       viele davon kommen aus dem Ausland.
       
       88 Jahre alt ist Blumenthal, der eine Karriere als Wissenschaftler und
       Manager gemacht hatte, bevor er zum US-Finanzminister berufen wurde,
       darüber geworden. Er habe nicht am Amt geklebt, sagt Blumenthal während
       einer Pressekonferenz am Donnerstag. Er habe nur so lange ausgeharrt, bis
       er einen geeigneten Kandidaten für seine Nachfolge gefunden habe. Jetzt sei
       er sehr glücklich, dass ihm das gelungen sei. Die Taschentücher, die ihm
       sein Assistent vorsorglich auf den Tisch gelegt hat, die werde er nicht
       brauchen.
       
       Glücklich ist auch Monika Grütters, die als Vorsitzende des Stiftungsrats
       des Museums an der Entscheidung beteiligt war. Peter Schäfer heißt der neue
       Direktor des Jüdischen Museums Berlin. Er blickt auf eine beeindruckende
       Karriere als Judaist zurück, die darin gipfelte, dass er als nichtjüdischer
       Deutscher den neu geschaffenen Lehrstuhl für Judaistik in Princeton
       übernahm. Schäfer habe den Mut und die Statur, einem der bedeutendsten
       Häuser, das die Bundeskultur verantworte, vorzustehen, sagte Grütters.
       Schäfer konterte bescheiden: „Ich dachte mir: Es gibt niemand, der in diese
       Fußstapfen treten kann, also kann ich’s auch versuchen.“ Was die Statur
       angehe – das müsse die Zukunft zeigen.
       
       Auf seine Qualifikation als Museumsdirektor angesprochen, sagte Schäfer,
       seine Lieblingsvorlesung in Princeton sei diejenige über den Golem gewesen.
       Die Geschichte der Menschmaschine, die aus dem jüdischen Prag kommend bis
       heute Widerhall in der globalen Popkultur findet, ist eine Geschichte, die
       bestens zur Ausstellungspolitik des Hauses passt. Bis jetzt hat es weder
       Angst vor dem Populären noch vor kontroversen Themen gezeigt.
       
       22 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrich Gutmair
       
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