# taz.de -- Kommentar Bodenoffensive in Gaza: Breitbeinige Hoffnungslosigkeit
       
       > Irael befindet sich in einer Hassspirale und die Hamas ist zynisch wie
       > immer: Warum Verzweiflung trotzdem die falsche Antwort ist.
       
 (IMG) Bild: Junge im Gazastreifen am Freitag
       
       Hoffnung ist naiv, Verzweiflung vernünftig. Für den Schriftsteller David
       Grossman beschreibt just diese Perversion der Gefühle die allgemeine
       Stimmungslage in Israel. In seinem großartigen Essay [1][„Unsere
       Verzweiflung ist unser Untergang“] zeigt er, wie die verhöhnte Hoffnung auf
       Frieden die militärische Eskalation bedingt.
       
       So fällt Premier Netanjahu nichts besseres ein, als Bodentruppen nach Gaza
       zu schicken; die Hassspirale der Rechten fordert ihren Tribut. Und die
       Hamas hatte ohnehin nie eine Perspektive für Gaza entwickelt. Sie lebte ja
       gut vom Geld der Muslimbrüder und dem Assadregime. Beide fallen heute als
       Partner aus, also zettelt sie einen Krieg an. Die bittere Armut der
       Palästineser in Gaza wird so noch bitterer werden. Frieden gäbe ihnen die
       Möglichkeit, ihre Verzweiflung auch gegen die Hamas zu richten – er ist für
       letztere also eine Bedrohung.
       
       Breitbeinige Hoffnungslosigkeit gilt aber auch im kriegsverschonten Westen
       als angemessene Welthaltung. Die Folge ist die Parteinahme für die
       diktatorischen Eliten sowie das Prinzip Stabilität, das aber nicht
       funktioniert, wie unschwer in Syrien, Irak, Gaza, Lybien und auch in
       Ägypten zu beobachten ist. Also sieht man weg.
       
       Krieg und Kooperation mit Diktatoren bedeuten immer das totale Versagen der
       Politik. Und die versagt, weil sie aufgehört hat, Probleme im Kontext zu
       sehen. Allerorts wird über Isis debattiert, indes der Krieg des
       Assadregimes gegen die syrische Bevölkerung weiter verdrängt wird. Doch der
       Aufstieg von Isis im Irak ist ohne die Lage in Syrien nicht zu verstehen.
       
       Die Dschihadisten sind das Ergebnis der Arroganz der Mächtigen wie der
       internationalen Mittelschichten; denn nur die Hoffnung auf Freiheit,
       Wohlstand und Bildung auch für die Mehrheit im Nahen Osten wird ihren
       Vormarsch aufhalten können. Die Aktivisten der Arabellion haben die
       Hoffnung darauf verkörpert. Sie wurden von allen verraten. Das Ergebnis
       sind Al-Qaida, Isis, 170.000 tote und neun Millionen flüchtende Syrer. Die
       Toten im Irak zählt niemand mehr. Glückwunsch.
       
       18 Jul 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/israels-politik-unsere-verzweiflung-ist-unser-untergang-13034508.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ines Kappert
       
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