# taz.de -- Kommentar Bewaffnung der Peschmerga: Waffen sind noch kein Konzept
       
       > Um den Vormarsch der IS-Milizen zu stoppen, muss man die Kurden im
       > Nordirak mit Waffen versorgen. Besiegt sind die Dschihadisten damit noch
       > lange nicht.
       
 (IMG) Bild: Kurdische Peschmerga-Kämpfer im Nordirak.
       
       Die radikalen Milizen vom „Islamischen Staat“ (IS) haben große Teile des
       Irak überrollt, sie terrorisieren und vertreiben Christen, Schiiten und
       Jesiden. Will man ihren Vormarsch stoppen, muss man die Kurden im Nordirak
       jetzt mit Waffen und Munition versorgen. Die USA sind dazu sogar geradezu
       verpflichtet. Weil sie spätestens mit ihrem Einmarsch 2003 die alte
       staatliche Ordnung zerstörten, haben sie schließlich dafür gesorgt, dass
       der Irak zum Schlachtfeld der Extremisten wurde.
       
       Bislang wollten die USA die Kurden im Nordirak nicht aufrüsten, um deren
       Streben nach einem unabhängigen Staat nicht zu befördern und damit die
       staatliche Einheit des Irak zu gefährden. Doch das spielt jetzt in der Not
       keine Rolle mehr. Welche unbeabsichtigten Nebenwirkungen dieser Kurswechsel
       haben könnte, ist aber noch unklar – ebenso, wer genau von der
       US-Militärhilfe profitieren wird. Denn die Kurden sind in zwei verschiedene
       Fraktionen gespalten, deren Anführer die Autonomieregion im Nordirak wie
       Feudalherren unter sich aufgeteilt haben und sich noch in den 90er Jahren
       blutige Bruderkämpfe lieferten.
       
       Hinzu kommt die PKK, die von Nordirak aus den türkischen Staat bekämpft,
       aber nun gegen den IS-Vormarsch zu Hilfe eilt, und die mit ihr verbündete
       PYD, die die kurdischen Regionen im Norden Syriens kontrolliert. Der Kampf
       gegen die IS-Milizen schweißt sie alle zusammen. Wenn die Karten in der
       Region neu gemischt werden, könnten sich die innerkurdischen Konflikte auch
       wieder verstärken.
       
       Der Zerfall des Irak scheint kaum noch aufzuhalten. Schon jetzt haben die
       Kurden den Vormarsch der IS-Milizen genutzt, um die Stadt Kirkuk unter ihre
       Kontrolle zu bringen. Der alte Traum vom eigenen Staat ist zum Greifen nah.
       Sie werden sich kaum die Chance entgehen lassen, bald ihre Unabhängigkeit
       auszurufen.
       
       Doch auch wenn es jetzt gelingt, die IS-Milizen zurückzuschlagen – besiegt
       sind die Dschihadisten damit noch lange nicht. Die kontrollieren inzwischen
       mehrere Ölfelder und die Millionenstadt Mossul. Wie man die IS-Milizen aus
       diesen sunnitisch geprägten Regionen, in denen sie sich festgesetzt haben,
       wieder zurückdrängt, dafür hat bislang niemand ein Rezept. Das aber braucht
       es, wenn die vertriebenen Minderheiten wieder in ihre Häuser zurückkehren
       sollen und sich zwischen Syrien und dem Irak nicht auf Dauer ein radikaler
       „Kalifatstaat“ etablieren soll.
       
       11 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
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