# taz.de -- Greenwashing bei Öko-Investmentfonds: Nachhaltig, Bombe und Porno
       
       > Immer mehr Fonds versprechen ethische, soziale und ökologische Anlagen.
       > Doch in einem Test fielen jetzt von 46 Anbietern alle bis auf einen
       > durch.
       
 (IMG) Bild: Der Chemiekonzern BASF hält sich auch für besonders ökologisch und sozial.
       
       BERLIN taz | Was haben die Ratingagentur Moody’s, der Öl- und Gaskonzern
       Statoil, Toyota, Nestlé und BASF gemeinsam? In den Aktien dieser Firmen
       könnten AnlegerInnen ihr Geld wiederfinden, obwohl sie sich für einen
       besonders ökologisch, ethisch und sozial ausgerichteten Aktienfonds
       entschieden haben.
       
       Die Verbraucherzentrale Bremen und die Stiftung Warentest haben jetzt 46
       Investmentfonds geprüft, die nach eigenen Angaben nur in besonders
       nachhaltige Firmen investieren. Nur ein einziger erfüllt dabei zu 100
       Prozent die entsprechenden Kriterien: ein Fonds der Firma Ökoworld. Der
       zweitbeste fällt bereits auf 68 Prozent zurück.
       
       Die Tester beurteilten zunächst, nach welchen Kriterien die Fonds Aktien
       nicht kaufen – etwa von Firmen, die in Fracking, Erdöl, Atomkraft,
       Gentechnik, Waffen, Pornografie oder Glücksspiel investieren. Dann
       überprüften sie, ob die Fonds gezielt Unternehmen aussuchen, die in
       erneuerbare Energien, Gesundheit, umweltfreundliche Produkte oder soziale
       Kleinkredite investieren. Am schlechtesten schnitt der Fonds Global
       Sustainability A EUR der Allianz ab, der nicht einmal Pornografie, Rüstung
       und Kinderarbeit ausschließt. „Einige Fonds, die nur wenige der Kriterien
       erfüllen, entsprechen nicht unbedingt den Erwartungen, die viele
       Verbraucher aufgrund von Fondstiteln wie ’öko‘ oder ’nachhaltig‘ haben“,
       sagt Ulrike Brendel von der Verbraucherzentrale Bremen. „Diese Begriffe
       sind Freiwild bei den Geldanlagen“, ergänzt sie. Sie können also völlig
       willkürlich verwendet werden.
       
       Allerdings zeigt die Untersuchung auch, wie schwer die Bewertung derartiger
       Anlagen ist. Von der Methodik her haben die Prüfer nur nachgeschaut, anhand
       welcher Kriterien die Aktien- oder Rentenfonds ihr Portefolio bestücken –
       nicht, ob die gekauften Aktien den Kriterien auch gerecht werden.
       
       ## Blumige Sätze statt klare Information
       
       So könnte es sein, dass ein Fonds Toyota einbezieht, weil der Autokonzern
       im Branchenvergleich besonders sparsame Wagen baut, ein anderer Fonds
       Automobilkonzerne generell ausschließt. Dass der Allianz-Fonds wiederum
       laut der Studie Unternehmen nicht ausdrücklich ausschließt, die in
       Kinderarbeit verwickelt sind, bedeutet noch lange nicht, dass sich in dem
       Fonds auch derartige unethische Aktien wiederfinden. Generell suchen
       Ratingagenturen wie Oekom, Imug oder Sustainalytics für die Fonds passende,
       nachhaltige Unternehmen. Die Kriterien, was als solches zu werten ist,
       definieren die Fonds aber selbst.
       
       Brendel hält deshalb Transparenz für wichtig. „Einige der sogenannten
       nachhaltigen Fonds stellen sich bei näherer Betrachtung als weniger
       konsequent heraus als erwartet“, sagt sie. „Statt klarer Informationen
       verschleiern blumige Sätze, dass der Fonds alles andere als umfänglich
       nachhaltig ist“, ergänzt sie.
       
       Die Verbraucherschützer haben sich bei ihrer Analyse nur auf bestimmte
       Fonds konzentriert: solche, die in viele Branchen investieren und weltweit
       aktiv sind, was Renditen, aber auch Risiken senkt. Fonds, die nur in
       Solarkraft oder Bioenergien investieren, sind nicht enthalten.
       
       Für mehr Transparenz fordert Verbraucherschützerin Brendel ein Gesetz, das
       Mindestkriterien definiert, wann Geldanlagen als nachhaltig bezeichnet
       werden.
       
       19 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ingo Arzt
       
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