# taz.de -- Nachrichten von 1914 – 22. August: Siegesnachricht in Berlin
       
       > Die Stimmung in Berlin war unbeschreiblich, als sich die Siegesnachricht
       > aus Metz verbreitete. In der Nacht noch feierten die Menschen Unter den
       > Linden.
       
 (IMG) Bild: Schon bei der Mobilmachung jubelten die Berliner, später auch über die ersten Siegesnachrichten.
       
       Die Nachricht vom Siege bei Metz wurde von der Bevölkerung mit freudigem
       Jubel begrüßt. Als kurz vor halb vier Uhr aus dem Hause des „Berliner
       Tageblatts“ zwei Fahnen weithin ankündeten, dass ein deutscher Sieg
       erfochten sei, öffneten sich in der Umgegend alle Fenster, und die Menge
       strömte, um Näheres zu erfahren, von allen Seiten herbei. Mit Windeseile
       verbreitete sich die Nachricht in der ganzen Stadt und in den Vororten, und
       die ersten Abendzeitungen, die um diese Stunde erschienen, wurden den immer
       zahlreicher werdenden Zeitungsverkäufern an den belebten Verkehrspunkten
       fast aus den Händen gerissen.
       
       Das Oberkommando gab Befehl, dass alle öffentlichen Gebäude zu beflaggen
       seien. Das Provinzalschulkollegium ordnete an, dass zur Feier des Sieges am
       heutigen Sonnabend die Schulen geschlossen bleiben sollen. Auf dem
       Kriegsministerium, dem Reichsmarineamt, dem Herrenhaus und zahlreichen
       anderen öffentlichen Gebäuden und Privathäusern wurden schon in den
       Nachmittagsstunden die Fahnen aufgezogen.
       
       Gegen fünf Uhr kam vom königlichen Schloss, auf dem die Kaiserin-Standarte
       wehte, in einem halboffenen Auto die Kaiserin, der die Menge zujubelte. Vor
       dem kronprinzlichen Palais hielt das Auto, und die Kaiserin trat in das
       Schloss ein. Nach wenigen Minuten erschien die Kaiserin wieder in
       Begleitung der Kronprinzessin und mit einem Herrn und einer Dame des
       Gefolges. Die Menge brachte Hochrufe aus und sang „Heil dir im
       Siegerkranz“.
       
       Während der Abfahrt des Automobils drängten sich in der Tür des
       Kronprinzenpalais die vier kronprinzlichen Kinder, in hellen Kleidern. Die
       Kaiserin rief einen Händler herbei, der kleine Fahnen feilbot, und kaufte
       Fahnen für die kronprinzlichen Kinder. Die Kinder winkten ihrer Großmutter
       und ihrer Mutter nach und beteiligten sich auch an den Hochrufen der Menge
       und riefen ein über das andere Mal „Hurra“.
       
       Bis in die letzte Nacht hinein herrschte dann in der inneren Stadt ein
       Treiben ohnegleichen. An verschiedenen Stellen Unter den Linden standen die
       Menschen Kopf an Kopf. Auch auf dem Potsdamer Platz war alles mit Menschen
       bedeckt, so dass der Verkehr wiederholt ins Stocken geriet. Ein Herr hielt
       dort eine Rede, und viele Tausende sangen entblößten Hauptes patriotische
       Lieder.
       
       Quelle: Berliner Tageblatt
       
       22 Aug 2014
       
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