# taz.de -- Frauenhausleiterin über Sachsen-Wahl: „Sachsenweit gibt es große Defizite“
       
       > Viele Frauen in Leipzig können sich den Aufenthalt im Frauenhaus nicht
       > leisten, sagt Marlies Sonntag. Sie wünscht sich, dass ein Aufenthalt dort
       > nichts kostet.
       
 (IMG) Bild: „Man bräuchte dafür eine Fachkraft“: Frau in einem Frauenhaus.
       
       taz: Frau Sonntag, gehen Sie wählen? 
       
       Marlies Sonntag: Ja klar.
       
       Was erwarten Sie von der Wahl? 
       
       Wir sind zwar in sehr gutem Kontakt mit PolitikerInnen auf Landesebene,
       aber es hapert meist mit der Umsetzung unserer Forderungen.
       
       Können Sie die Situation der sächsischen Frauenhäuser kurz skizzieren? 
       
       Im Jahr 2013 waren 582 Frauen und 628 Kinder in den sächsischen Frauen- und
       Kinderschutzhäusern. Die Zahl bleibt in Sachsen konstant hoch.
       
       Womit haben Sie am meisten zu kämpfen? 
       
       Wir bräuchten dringend eine gesicherte Festbetragsfinanzierung. Momentan
       müssen wir jedes Jahr neue Gelder beantragen und erneut hoffen, sie zu
       bekommen. Außerdem orientieren sich diese Gelder nicht mehr an den realen
       Kosten. Es wird immer schwieriger, für die Sach- und Betriebskosten
       aufzukommen.
       
       Welche Folgen hat das? 
       
       Wir vom Frauenhaus Leipzig müssen von den Frauen Miete nehmen. Wenn die
       Frauen Arbeitslosengeld II beziehen, ist das okay, weil die Jobcenter das
       übernehmen. Aber wenn Rentnerinnen, Studentinnen, Arbeitnehmerinnen, die
       ein geringes Einkommen haben, in Gewaltsituationen stecken und auf ein
       Frauenhaus angewiesen sind, dann wird es schwer.
       
       Warum? 
       
       Die meisten müssen ihre alte Miete noch drei Monate weiterzahlen. Deswegen
       haben wir immer wieder Frauen, die nicht bleiben können, weil sie es sich
       nicht leisten können. Das ist ein totales Unding.
       
       Wie viel müssen die Frauen denn zahlen? 
       
       Acht Euro pro Tag, aber das muss man erst mal aufbringen. Und trotz Miete
       wird noch an allen Ecken und Enden gespart. Manchmal fehlt dann benötigtes
       Küchengerät oder gutes pädagogisches Spielzeug.
       
       Wie geht es den Kindern, die in Frauenhäusern leben? 
       
       Egal ob Kinder selbst oder innerhalb der Elternbeziehung Gewalt erleben,
       sie tragen immense Schäden davon. Sie müssten unabhängig von den Müttern
       kindgerecht beraten werden. Man bräuchte dafür eine Fachkraft, die mit
       traumatisierten Kindern arbeiten kann. Wir haben niemanden, obwohl wir das
       seit Jahren versuchen. Sachsenweit gibt es große Defizite in diesem
       Bereich.
       
       Wie viele Frauen und Kinder leben bei Ihnen? 
       
       Wir haben Platz für 15 Frauen und alle Plätze sind belegt. Dann leben noch
       16 Kinder hier.
       
       Verraten Sie, wen Sie wählen? 
       
       Das ist nicht Ihr Ernst, oder?
       
       27 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jasmin Kalarickal
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Sachsen
 (DIR) Leipzig
 (DIR) Frauenhaus
 (DIR) Gewalt gegen Frauen
 (DIR) Schwerpunkt Ostdeutschland
 (DIR) Frauenhaus
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahlen
 (DIR) Gewalt gegen Frauen
 (DIR) Mobbing
 (DIR) Frauenhäuser
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Tag gegen Gewalt an Frauen: Mangelwirtschaft mit Gewaltopfern
       
       Mehr als die Hälfte der Frauen, die in Deutschland in ein Frauenhaus
       wollen, findet dort keine Aufnahme. Und die Politik streitet über die
       Kosten.
       
 (DIR) Debatte Landtagswahl in Sachsen: Bloß keine Nestbeschmutzer
       
       Das südöstliche Bundesland gibt sich gern selbstverliebt. Dieser
       Patriotismus wird von Parteien jeglicher Couleur auch noch gestützt.
       
 (DIR) Gewalt in Beziehungen: Kratzen, beißen, spucken
       
       Prügelnde Frauen sind in Anti-Gewalt-Projekten nicht vorgesehen. Eine
       Berliner Einrichtung berät Paare, bei denen beide Partner schlagen.
       
 (DIR) Übergriffe auf Frauen: Gewalt im Netz
       
       Cyberstalking und digitale Gewalt greifen um sich – auch Frauenhäuser haben
       mit dem Problem zu tun. ExpertInnen fordern eine bessere Schulung für
       Behörden.
       
 (DIR) Gewalt gegen Frauen: Budget für Opferhilfe stagniert
       
       Das neue Opferschutzkonzept des Senats umfasst mehr Bereiche, die
       Fördermittel werden aber nicht erhöht. Das gehe zu Lasten der
       Frauen-Beratungsstellen, so die Kritik.