# taz.de -- Asylbewerber in Deutschland: Jeder Dritte darf bleiben
       
       > Die Chancen Asylsuchender auf einen Schutzstatus in Deutschland steigen.
       > Flüchtlinge aus den Balkanländern haben allerdings kaum Chancen.
       
 (IMG) Bild: Angekommen: ein Mann aus Syrien in seiner Asylunterkunft in Böbrach, Bayern
       
       BERLIN afp | Die Chancen von Asylbewerbern auf ein Bleiberecht in
       Deutschland steigen. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres habe fast
       jeder dritte Asylsuchende einen Schutzstatus erhalten, der einen Verbleib
       in Deutschland ermöglichte, heißt es in einer am Donnerstag
       veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der
       Linksfraktion. Die Anerkennungsquote lag demnach bei 29,2 Prozent nach 23,9
       Prozent im Quartal davor.
       
       Besonders gute Aussichten auf einen Schutzstatus hatten Flüchtlinge aus
       Syrien. Sie wurden zu 88,8 Prozent anerkannt, wie aus dem Schreiben der
       Bundesregierung hervorgeht. Von den 8.023 Flüchtlingen, die im zweiten
       Quartal Schutzstatus bekamen, kamen allein 4.385 aus Syrien. Von den
       Schutzsuchenden aus dem Irak wurden 56 Prozent anerkannt; dies entsprach
       einer absoluten Zahl von 503 Menschen.
       
       Besonders gering war die Anerkennungsquote bei Asylsuchenden aus den
       Balkanländern Serbien, Bosnien und Mazedonien. Sie lag jeweils unter 0,5
       Prozent.
       
       Ebenfalls am Donnerstag gab das Statistische Bundesamt in Wiesbaden Zahlen
       zu Leistungen für Asylbewerber bekannt. Demnach stieg die Zahl der
       Leistungsempfänger im Jahr 2013 um mehr als ein Drittel auf 225.000. Es war
       seit dem Jahr 2010 der vierte Anstieg in Folge.
       
       Aus Afghanistan stammten rund 18.000 der Leistungsempfänger, aus dem Irak
       und Syrien jeweils 12.000. Insgesamt kam mit einem Anteil von 41 Prozent
       der Großteil der Menschen aus Asien. Aus Europa stammten 38 Prozent der
       Leistungsbezieher, aus Afrika 17 Prozent. Bei vier Prozent der Menschen war
       die Herkunft unklar. Von den 86.000 Europäern, die unterstützt wurden,
       hatten 40.000 einen serbischen, kosovarischen oder montenegrinischen Pass
       oder den Pass eines Vorgängerstaats.
       
       Der Staat gab im Jahr 2013 den Angaben zufolge brutto gut 1,5 Milliarden
       Euro für Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz aus. Das war über
       ein Drittel (38 Prozent) mehr als im Vorjahr.
       
       Knapp ein Drittel (31 Prozent) der 225.000 Leistungsempfänger war noch
       nicht volljährig. Zwei Drittel (67 Prozent) von ihnen waren zwischen 18 und
       64 Jahren alt, lediglich zwei Prozent waren 65 Jahre oder älter.
       
       ## Die meisten Flüchtlinge nimmt Deutschland auf
       
       Angesichts der steigenden Aussichten auf die Anerkennung als Flüchtling
       forderte die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke die Bundesregierung auf, ihre
       „bisherige Politik der Abschreckung gegenüber Asylsuchenden“ aufzugeben.
       
       SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann forderte ein europäisches Konzept zur
       Aufnahme von Kriegsflüchtlingen, um für eine gerechtere Lastenverteilung
       innerhalb der EU zu sorgen. Deutschland nehme derzeit 30 Prozent aller
       Flüchtlinge in der EU auf, sagte er nach einer Fraktionsklausur in Hamburg.
       „Wir müssen auch andere Länder in die Mitverantwortung nehmen.“
       
       Nach dem Dublin-Abkommen ist jeweils das EU-Land, in dem ein Flüchtling
       ankommt, für das Asylverfahren zuständig. Aus der Antwort der
       Bundesregierung geht hervor, dass Deutschland im ersten Halbjahr auf dieser
       Grundlage in 15.431 Fällen die Zusage eines EU-Partnerstaats zur Rücknahme
       eines Asylsuchenden bekommen hat. Allerdings seien nur 2.711 Flüchtlinge
       tatsächlich überstellt worden. Besonders schwierig waren offenbar die
       Überstellungen nach Italien: Den geplanten 4.961 Überstellungen standen nur
       351 konkret erfolgte gegenüber.
       
       4 Sep 2014
       
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