# taz.de -- Regierungsbildung im Irak: Kabinett von al-Abadi bestätigt
       
       > Der Irak hat eine neue Regierung. Einige Ministerämter bleiben aber
       > zunächst unbesetzt. Premier al-Abadi erbat sich eine Woche Bedenkzeit.
       
 (IMG) Bild: In charge: Haidar al-Abadi.
       
       BAGDAD afp | Der Irak hat eine neue Regierung: Das Kabinett von
       Ministerpräsident Haidar al-Abadi wurde am Montag vom Parlament bestätigt.
       Die Ministerämter in den Schlüsselressorts Inneres und Verteidigung blieben
       aber zunächst unbesetzt. US-Außenminister John Kerry sprach dennoch von
       einem „bedeutenden Meilenstein“ für den Irak. Bei einer Reise in den Nahen
       Osten will er für eine Unterstützung der internationalen Koalition gegen
       die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) werben.
       
       Für mehrere Kabinettsposten, darunter die Ressortleitung des Innen- und
       Verteidigungsministeriums, erbat sich al-Abadi eine Woche Bedenkzeit. Bis
       dahin übt er selbst diese Ämter kommissarisch aus. Auch die Regierung von
       al-Abadis Vorgänger Nuri al-Maliki hatte mit einigen übergangsweise
       geleiteten Ministerien begonnen. Einige Ressorts wurden jahrelang auf diese
       Weise geführt.
       
       An der Parlamentssitzung nahmen letztlich auch die kurdischen Abgeordneten
       teil, nachdem sie dies zuvor noch abgelehnt hatten. Al-Abadi war Mitte
       August von Präsident Fuad Masum mit der Bildung einer Regierung der
       nationalen Einheit beauftragt worden, in der Kurden, Schiiten und Sunniten
       vertreten sind.
       
       Vor dem Votum sagte al-Abadi im Parlament, er werde sich dafür einsetzen,
       die Konflikte mit den Vertretern der autonomen Kurdenregion zu lösen. Die
       Kurden liegen seit Langem mit der Zentralregierung in Bagdad wegen
       Streitigkeiten über Gebiete und die Öl- und Gasvorkommen des Landes über
       Kreuz. Derzeit sehen sich die Kurden im Nordirak den Kämpfern des IS
       gegenüber.
       
       ## Kampf gegen IS
       
       International wurde die Regierungsbildung im Irak nach Monaten des
       politischen Stillstands begrüßt. US-Präsident Barack Obama gratulierte
       al-Abadi nach der erfolgreichen Abstimmung. Beide Länder müssten im Kampf
       gegen den IS weiter eng zusammenarbeiten, sagte Obama nach Angaben des
       Weißen Hauses in dem Telefonat. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach von
       einem wichtigen Schritt in Richtung „politischer Stabilität und Frieden“ im
       Irak. Gleichzeitig forderte al-Abadi auf, umgehend Kandidaten für die
       vakanten Posten des Innen- und Verteidigungsministers zu benennen.
       
       US-Außenminister Kerry bezeichnete die Einigung auf ein neues Kabinett als
       einen Eckpfeiler im Kampf gegen die Dschihadistengruppe IS. Gleichzeitig
       schwor er die internationale Koalition gegen den IS auf ein langes
       Engagement ein. Die Allianz sei auf „Monate oder vielleicht sogar Jahre“
       angelegt, betonte der US-Außenminister.
       
       Bei einer Reise in den Nahen Osten will er ab Dienstag weitere Unterstützer
       für den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz gewinnen. Kerry wird unter
       anderem nach Jordanien und Saudi-Arabien fliegen. Nach Angaben seines
       Ministeriums ließen bislang mehr als 40 Staaten ihre Bereitschaft erkennen,
       sich auf verschiedene Weise an der Bekämpfung der Extremisten zu
       beteiligen. Um den IS zu besiegen, müsse eine möglichst breite Koalition
       geschmiedet werden, sagte Kerry.
       
       ## Luftangriffe auf Terroristen
       
       ## 
       
       Die USA hatten die Allianz gegen den IS Ende vergangener Woche beim
       Nato-Gipfel im walisischen Newport ins Leben gerufen. Washington
       vereinbarte dort mit Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien,
       Polen, Australien, Dänemark, Kanada und der Türkei ein gemeinsames Vorgehen
       gegen die Dschihadisten, die auch Teile Syriens kontrollieren. Unter
       anderem sollen die Verbündeten im Irak militärische Unterstützung erhalten,
       ausländische Kämpfer nicht länger in das Konfliktgebiet einsickern und die
       humanitäre Krise gelindert werden.
       
       Die USA fliegen seit Anfang August Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak.
       US-Präsident Barack Obama will am Mittwoch in einer Fernsehansprache seine
       Strategie für den Kampf gegen die Dschihadisten darlegen. Den Einsatz von
       Bodentruppen schloss der Präsident indes aus.
       
       9 Sep 2014
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Irak
 (DIR) Haidar al-Abadi
 (DIR) Bundeswehr
 (DIR) Ägypten
 (DIR) Erbil
 (DIR) „Islamischer Staat“ (IS)
 (DIR) Irak
 (DIR) „Islamischer Staat“ (IS)
 (DIR) Peschmerga
 (DIR) Irak
 (DIR) Irak
 (DIR) Irak
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Rüstungshilfe für kurdische Kämpfer: Peschmerga nach Hammelburg
       
       Die kurdischen Kämpfer sollen nicht nur Waffen von Deutschland geliefert
       bekommen. Die Bundeswehr wird einige hierzlande auch in die Bedienung
       einweisen.
       
 (DIR) Oppositioneller über Zukunft Syriens: „Wir brauchen Israel“
       
       Die Opposition muss sich säkularisieren. Dabei können Liberale aus Israel
       helfen, sagt der syrische Intellektuelle Kamal Allabwani.
       
 (DIR) Neuer TV-Sender: Nachrichten von der Front
       
       Der IS-Terror macht es möglich: Das kurdische Mediennetzwerk Rudaw könnte
       dem Nachrichtensender Al-Dschasira den Rang ablaufen.
       
 (DIR) US-Politik im Irak und in Syrien: Senat soll mitbomben
       
       Beim Treffen mit den Spitzen des Kongresses wünscht sich Obama vom
       Parlament mehr Unterstützung im Kampf gegen den Islamischen Staat.
       
 (DIR) Neue Regierung im Irak: Al-Abadi wartet auf Minister
       
       Die Bildung einer Regierung ist gelungen, auch wenn noch wichtige Ressorts
       vakant sind. Probleme machen aber die Kurden.
       
 (DIR) IS-Belagerung im Nordirak: In Amerli droht ein weiteres Massaker
       
       Seit Wochen sind Tausende Menschen in einer irakischen Kleinstadt von der
       Terrormiliz IS eingekesselt. Nun schlagen die Vereinten Nationen Alarm.
       
 (DIR) Offensive gegen IS-Milizen im Irak: Die Rückeroberung Tikrits ist das Ziel
       
       Die irakische Armee und kurdische Peschmerga-Kämpfer erzielen militärische
       Erfolge, auch dank der USA. Obama stellt sich auf einen längeren Einsatz
       ein.
       
 (DIR) Regierungsbildung im Irak: Al-Maliki gibt auf
       
       UNO und USA reagieren erleichtert: Nuri al-Maliki tritt als irakischer
       Premier ab. Derweil hat die Bundeswehr mit der Lieferung von Hilfsgütern
       begonnen.
       
 (DIR) Politische Krise im Irak: Magere Bilanz nach US-Luftschlägen
       
       Obama stellt sich hinter den designierten Regierungschef al-Abadi. Obwohl
       der US-Einsatz bisher kaum Wirkung zeigt, sollen die Luftschläge nicht
       ausgeweitet werden.
       
 (DIR) Kommentar Regierungsbildung im Irak: Maliki, Bomben und Politik
       
       Die Klientelpolitik von al-Maliki ist gescheitert. Ein politischer
       Neuanfang und eine Einheitsregierung sind nötig. Herbeibomben kann man
       beides nicht.