# taz.de -- Nowitzki-Doku „Der perfekte Wurf“: Das Paar mit dem Faible für Jazz
       
       > Der neue Nowitzki-Film dokumentiert viel Bekanntes. Dennoch beeindruckt
       > die Doku auch mit einer besonderen Beziehungsgeschichte.
       
 (IMG) Bild: Pflegen ein sehr inniges Verhältnis: Basketballer Dirk Nowitzki und dessen Mentor Holger Geschwindner.
       
       Öffentliche Sachen sind mir fast ein bisschen peinlich“, sagt Dirk
       Nowitzki. Man könnte das für kokett halten. Schließlich sagt er das vor
       laufender Kamera. Sebastian Dehnhard, der bereits die Sportlerkarriere der
       Klitschko-Brüder nachgezeichnet hat, hat sich dieses Mal an die Fersen von
       Deutschlands besten Basketballer aller Zeiten geheftet. Entstanden ist
       dabei der Streifen „[1][Nowitzki. Der perfekte Wurf]“, der ab heute in den
       deutschen Kinos läuft. Ein Film, der jede Menge Bekanntes dokumentiert,
       aber auch Spannendes zutage fördert.
       
       Hinlänglich bekannt ist eben, wie zurückhaltend und bescheiden der
       inzwischen 36-Jährige ist. Wobei Dehnhard diesen Zug anschaulich
       festzuhalten weiß. Verlegen wie ein Schulbub schaut Nowitzki aus, als ihn
       der Dokumentarfilmer vor gut einem Jahr auf einer Sponsorenveranstaltung
       begleitet und ihn Altbundeskanzler Helmut Schmidt wie ein gestrenger Onkel
       ausfragt, ob er nach seiner Karriere nicht studieren wolle, er müsse ja
       noch etwas tun. Brav gibt Nowitzki vor, sich über ein BWL-Studium Gedanken
       zu machen. Eine Notlüge, wie er in anderem Kreise etwas verschämt einräumt.
       
       Ebenso bekannt ist natürlich, wie einzigartig die sportliche Laufbahn von
       Dirk Nowitzki verlief. Wie er es von den fränkischen Schulturnhallen nicht
       nur bis in die großen NBA-Arenen in den USA geschafft hat, sondern dort
       auch noch zu den besten zehn Korbschützen der NBA-Geschichte aufstieg. Wie
       er im Jahre 2006 mit den Dallas Mavericks trotz einer 2:0-Führung noch das
       Finale gegen die Miami Heat verlor, die größte Niederlage seiner Karriere
       hinnehmen musste, um dann fünf Jahre später umso gestärkter als
       Führungsspieler wieder zurückzukommen und doch noch mit seinem Team die
       wertvollste Klubtrophäe zu gewinnen.
       
       Aus diesem klassischen Sportlerstoff (Tiefschlag/Wiederauferstehung) baut
       Dehnhard einen wenig originellen Spannungsbogen auf. Er spart dabei nicht
       mit Pathos, und wie es sich für einen Sportlerfilm gehört, lässt er
       Nowitzki und seine Weggefährten bezeugen: Es steckt sehr viel harte Arbeit
       dahinter. Donnie Nelson, der Manager der Mavericks, seine ehemaligen
       Teamgefährten Michael Finley und Jason Kidd sowie Basketball-Legende Kobe
       Bryant preisen die Besonderheiten von Nowitzki. In diesen Momenten wird das
       Werk von Dehnhard zu einem Heldenepos, zu einem Film für Fans. Berechenbar
       und ein wenig langatmig.
       
       ## Querdenker Geschwinder
       
       Jenseits dieses konventionellen Spannungsbogens fördert Dehnhard aber
       Geschichten zutage, die ein anderes, weniger bekanntes Licht auf den
       vermeintlich so bodenständigen Nowitzki werfen. Die Innigkeit seiner
       Beziehung zu Holger Geschwindner, seinem Mentor und Förderer von
       Jugendtagen an, vermag zu verblüffen. Denn Geschwindner ist ein
       Unangepasster, ein Querdenker, der stets Unkonventionelles ausprobiert.
       
       In der Überzeugung, dass Basketball wie der Jazz viel mit Rhythmus und
       Improvisation zu tun hat, lässt Geschwindner, der einst selbst
       Nationalspieler war, Übungseinheiten musikalisch begleiten. Selbst ein
       guter Freund von Dirk Nowitzki schüttelt erstaunt den Kopf darüber, dass
       der NBA-Profi nach seiner vielleicht schwersten Lebenskrise mit
       Geschwindner in den Urlaub fährt: Er müsse doch auch noch ein anderes Leben
       haben als mit einem alten Mann, der seine Sachen sehr lange anhat, durch
       Asien zu ziehen.
       
       Aber Geschwindner ist sein steter Begleiter. In den USA bei den Dallas
       Mavericks, wo er Narrenfreiheit genießt, weil keiner das Paar „aus dem
       Rhythmus“ bringen will, wie Coach Rick Carlisle erklärt, oder im Sommer im
       oberfränkischen Rattelsdorf, wo die beiden stets mit der Saisonvorbereitung
       beginnen. Es ist eine besondere Beziehungsgeschichte, dessen Ursprünge gar
       bis zu den Anfängen der Erfindung des Basketballs reichen. Es ist eine
       Geschichte, die den Film allein getragen hätte. Der Mut zum
       Unkonventionellen hat Regisseur Sebastian Dehnhard aber leider gefehlt.
       
       18 Sep 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.derperfektewurf.de/trailer.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Dirk Nowitzki
 (DIR) Basketball
 (DIR) Dallas Mavericks
 (DIR) Kolumne Kulturbeutel
 (DIR) Basketball
 (DIR) Basketball
 (DIR) Landleben
 (DIR) Basketball
 (DIR) Michael Jordan
 (DIR) Basketball
 (DIR) Basketball
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Uraufführung im Deutschen Theater: Mit Dirk Nowitzki aus der Krise
       
       Bei der Berliner Uraufführung von "Dirk und ich" kommen sich Theater und
       Sport ganz nahe. Oft geht das schief, aber dieses Mal nicht.
       
 (DIR) Basketball in den USA: Wankelmütiger Modellathlet
       
       Der begehrte Center DeAndre Jordan wechselt nun doch nicht zu den Dallas
       Mavericks. Der Klub von Dirk Nowitzki steht vor dem GAU.
       
 (DIR) Kolumne American Pie: Thronfolge geklärt​
       
       Die Dallas Mavericks rüsten für die nächste NBA-Saison auf. Mit DeAndre
       Jordan können sie Dirk Nowitzki endlich einen Topstar zur Seite stellen​.
       
 (DIR) Doku-Serie „Landschwärmer“: Verspielt in der Uckermark
       
       Ruhe, Idylle, Einsamkeit – viele Städter träumen vom Häuschen in der
       Provinz. Eine Dokureihe sucht den komischen Moment.
       
 (DIR) Basketball und Heldenverehrung: Dörk im Abendrot
       
       Dirk Nowitzki gilt als einer der besten Basketballer aller Zeiten. In
       Dallas ist er bereits eine Sportikone. Bricht jetzt seine letzte Saison an?
       
 (DIR) American Pie: Der ratlose Ehrgeizling
       
       Seine Lufthoheit war des öfteren Protagonist dieser Rubrik. Diesmal geht es
       um Michael Jordans Fähigkeiten als Teammanager.
       
 (DIR) Henning Harnisch über Basketball: The Times They Are A-Changin’
       
       Der Ex-Profi und Vizepräsident von Alba Berlin, Hennig Harnisch, über den
       Werdegang des deutschen Basketballs, kurze Hosen und das Dream Team.
       
 (DIR) Miami ist US-Basketballmeister: Und Geld gewinnt doch Titel
       
       Sieben Spiele Dramatik bot die Finalserie der NBA. Am Ende setzte sich
       Miamis Starpower gegen die grundsoliden alten Männer aus San Antonio durch.