# taz.de -- Journalistin im Wahlkampf: CDU im Büro, AfD zuhaus
       
       > Die Lebensgefährtin des Brandenburger AfD-Chefs ist Redakteurin der
       > „Märkischen Allgemeinen“. Nebenher erledigt sie Büroarbeiten für die
       > Partei.
       
 (IMG) Bild: Ein Arbeitsgespräch?
       
       Diese Medien, so hört man es aus den Reihen der AfD gerne klagen, verstehen
       immer alles falsch. Sie haben ihre eigene Wirklichkeit und kungeln mit den
       verhassten Altparteien. Diese Medien, diese Journalisten – sie missdeuten
       die [1][aufstrebenden Rechtskonservativen]. Praktisch ist es da, wenn man
       als AfD-Politiker nicht nur eine Journalistin zur Lebensgefährtin hat,
       sondern diese auch gleich noch Büroarbeiten für die Partei erledigt.
       Brandenburgs AfD-Spitzenkandidat [2][Alexander Gauland] hat diesen Vorteil.
       
       Der frühere Chef der hessischen Staatskanzlei führte die
       Euro-Ausländerangst-Protestpartei am Sonntag aus dem Stand mit 12,2 Prozent
       der Wählerstimmen in den Landtag. Mitgeholfen hat dabei seine
       Lebensgefährtin Carola Hein – parallel zu ihrer Tätigkeit als
       Lokalredakteurin bei der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) in Potsdam.
       Diese Zeitung gab Alexander Gauland, früher CDU-Mitglied, 14 Jahre lang
       heraus.
       
       Auf diese Verquickung angesprochen, reagiert MAZ-Chefredakteur Thoralf
       Cleven gereizt. „Was Frau Hein in ihrer Freizeit macht, kann ich ihr
       genauso wenig vorschreiben wie allen anderen Redakteuren. Hier gibt es
       keine Sippenhaft“, sagt Cleven. Und er hat im Prinzip recht.
       
       Aber eben nur im Prinzip. Denn Carola Hein berichtete als Journalistin auch
       politisch über die AfD-Konkurrenz: Knapp zwei Wochen vor der Brandenburger
       Landtagswahl [3][porträtierte sie die CDU-Kandidatin Saskia Ludwig] für
       ihre Zeitung. Und fuhr dann abends nach Hause in die Berliner Vorstadt von
       Potsdam, um dort AfD-E-Mails für ihren Lebensgefährten Alexander Gauland zu
       tippen.
       
       Chefredakteur Thoralf Cleven sagt über die Arbeit der Redakteurin: „Frau
       Hein muss sich für diesen konkreten Beitrag keinen Vorwurf gefallen lassen.
       Er ist professionell journalistisch geschrieben.“ Doch darum geht es gar
       nicht. Mindestens problematisch ist, dass die MAZ von Heins privater
       Verbindung zur AfD weiß, aber sie nicht konsequent aus der politischen
       Berichterstattung heraushält.
       
       Der Artikel über die CDU-Kandidatin entstand aus einem personellen Engpass
       heraus. Die zuständige Kollegin fiel aus, nur Carola Hein konnte in der
       Lokalredaktion übernehmen. Allerdings war vorhersehbar, dass es einmal so
       kommen wird. Und es könnte erneut passieren.
       
       ## Freistellung gescheitert
       
       Hein soll sogar versucht haben, diese Situation zu vermeiden. Einzig: Die
       Zeitung wollte sie während des Wahlkampfs nicht gehen lassen. „Sie hatte
       für die Zeit des Wahlkampfs um eine mehrmonatige unbezahlte Freistellung
       gebeten, hat sie aber nicht bekommen“, sagte Alexander Gauland der taz. Die
       Journalistin selbst antwortete auf Nachfragen hingegen nicht.
       
       Seine Lebensgefährtin sei kein Parteimitglied und die Büroarbeit werde
       nicht bezahlt, betont Gauland. „Sie kann ihre Arbeit und die Hilfe für mich
       völlig trennen.“ Doch tagtäglich bearbeitet die Journalistin alle Mails des
       AfD-Spitzenkandidaten Gauland, weil der sich mit seinen 73 Jahren nicht
       mehr so recht an das Internet und die E-Mail-Korrespondenz herantraut.
       
       Und auch medienrechtlich ist Heins Engagement für die AfD eine
       Gratwanderung. Eine Sippenhaft für Hein, bestätigt der Presserat, dürfe es
       natürlich nicht geben. „Wenn sie aber zugleich über politische Themen
       berichtet, gerät das in Konflikt mit Ziffer 6 des Pressekodexes“, sagt
       Referentin Edda Eick. Ziffer 6 nämlich schreibt die Trennung von
       politischen Funktionen und journalistischen Tätigkeiten vor. Der Fall
       Carola Hein sei laut Eick „diskussionswürdig“. Auch die Redaktion habe sich
       falsch verhalten: „Die Zeitung hätte sie aus der politischen
       Berichterstattung herausnehmen müssen.“
       
       Und das bleibt weiter aktuell. Denn nicht nur Alexander Gauland sitzt jetzt
       für die AfD im Landtag. Auch Stefan Hein, der Sohn von Carola Hein, ist
       einer der elf Abgeordneten im Potsdamer Stadtschloss.
       
       19 Sep 2014
       
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 (DIR) Jens Twiehaus
       
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