# taz.de -- Krise in der Ostukraine: Rot-Kreuz-Mitarbeiter getötet
       
       > Bei Gefechten in Donezk geriet ein Rot-Kreuz-Mitarbeiter in die
       > Schusslinie. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich tief besorgt und
       > mahnte, die Waffenruhe einzuhalten.
       
 (IMG) Bild: Ein Rot-Kreuz-Mitarbeiter wurde getötet, als eine Granate neben dem Büro der Organisation in Donezk einschlug.
       
       MOSKAU/DONEZK dpa | Rund vier Wochen nach Inkrafttreten der Waffenruhe in
       der Ostukraine ist erstmals wieder das Zentrum der Separatistenhochburg
       Donezk unter schweren Artilleriebeschuss geraten. Wie das Internationale
       Komitee vom Roten Kreuz (ICRC) am späten Donnerstagabend mitteilte, wurde
       einer seiner Mitarbeiter getötet, als eine Granate neben dem Büro der
       Organisation in der Stadt einschlug. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte
       sich tief besorgt über die zunehmende Gewalt der vergangenen Tage.
       
       „Wir sind zutiefst schockiert über diesen tragischen Verlust“, sagte der
       zuständige ICRC-Direktor Dominik Stillhart zum Tod des 38-jährigen
       Schweizers. Angesichts am Donnerstag ebenfalls getöteter Zivilisten in der
       Stadt verurteilte Stillhart den Beschuss von Wohngebieten. Armee und
       Separatisten gaben sich gegenseitig die Schuld an den jüngsten Gefechten.
       Am Mittwoch waren in Donezk mindestens elf Zivilisten getötet und rund 40
       verletzt worden. Vor allem rund um den geschlossenen Flughafen wird seit
       Tagen gekämpft.
       
       Auch UN-Generalsekretär Ban bedauerte den Tod des Schweizers. Ein
       umfassendes Wiederaufflammen der Kämpfe könnte katastrophal für die
       Ukraine, die Region und darüber hinaus werden, ließ er über einen Sprecher
       warnen. Ban mahnte, die Waffenruhe einzuhalten.
       
       Angesichts der zunehmenden Auseinandersetzungen in der Stadt hatte Russland
       die Ukraine zuvor zu einer raschen Stabilisierung der Konfliktregion
       aufgefordert. Moskau wolle eine berechenbare Partnerschaft mit Kiew, sagte
       Kremlchef Wladimir Putin in Moskau. Er hoffe auf eine Besserung der Lage
       durch die Parlamentswahl in der benachbarten Ex-Sowjetrepublik am 26.
       Oktober.
       
       ## „Wir sind nicht die Ukraine“
       
       Die prorussischen Separatisten in der Ostukraine stellten nach Putins
       Forderung klar, dass die Wahl zur Obersten Rada in ihrem Gebiet nicht
       stattfinden werde. „Wir sind nicht die Ukraine“, sagte ihr Anführer
       Alexander Sachartschenko. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Putin
       am Mittwochabend in einem Telefonat aufgerufen, mäßigend auf die
       Separatisten einzuwirken.
       
       Die - von Beginn an brüchige - Waffenruhe in der Ostukraine ist Teil eines
       Friedensplan des prowestlichen Präsidenten Petro Poroschenko. Dieser warb
       in Kiew weiter für seinen Europa-Kurs. „Eine Unterbrechung der Reformen
       wäre eine Katastrophe für die Ukraine“, sagte Poroschenko bei einem Treffen
       mit Wirtschaftsvertretern.
       
       Auch militärisch strebt Kiew eine Annäherung an den Westen an. Für eine
       Zusammenarbeit mit der Nato räumte die Regierung dem Militärbündnis
       teilweisen Zugang zu Staatsgeheimnissen ein. Die ukrainische Führung will
       langfristig Nato-Mitglied werden. Russland will eine Ausdehnung der Allianz
       auf die ehemalige Sowjetrepublik aber verhindern.
       
       Putin steht wegen der Unterstützung für moskautreue Separatisten in der
       Ostukraine international in der Kritik. Die Sanktionen der EU und USA
       setzen Russlands Wirtschaft unter Druck. Der Kremlchef räumte bei einem
       Forum in Moskau ein, die westlichen Strafmaßnahmen hätten der russischen
       Wirtschaft geschadet. Der Staat werde die betroffenen Unternehmen
       unterstützen, sagte er.
       
       Zugleich bekräftigte Putin, die russische Führung wolle zu einer Lösung der
       „tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise“ in der Ukraine beitragen.
       Um die Not der Menschen in der krisengeschüttelten Ostukraine zu lindern,
       plant Russland einen vierten Hilfskonvoi. Die Lastwagen sollten bald
       vorbereitet werden, kündigte Juri Worobjow vom russischen Föderationsrat
       an. Mit den ersten drei Konvois im August und September hatte Russland
       internationale Kritik auf sich gezogen, weil die Fahrzeuge ohne Zustimmung
       Kiews über die Grenze in die Ostukraine gefahren waren.
       
       3 Oct 2014
       
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