# taz.de -- Neue Kulturministerin in Schweden: Die Disneyprinzessin
       
       > Alice Bah Kuhnke moderierte den „Disneyclub“ und galt als schwedische
       > Britney Spears. Überraschend wurde sie jetzt als Kulturministerin
       > vorgestellt.
       
 (IMG) Bild: Kurz vor knapp in die Regierung gerutscht: Alice Bah Kuhnke.
       
       STOCKHOLM taz | Alice Bah Kuhnke war die große Überraschung, als Schwedens
       neuer Ministerpräsident Stefan Löfven am Freitag sein Kabinett vorstellte.
       Die neue Kultur- und Demokratieministerin begann ihre Medienkarriere vor 22
       Jahren als Moderatorin eines Fernsehprogramms, das für ihr junges Publikum
       zu den absoluten Höhepunkten der Woche gehörte: der Freitagabends
       ausgestrahlte „Disneyclub“.
       
       Als eine Art Pendant zu Britney Spears oder Christina Aguilera, die etwa
       zur selben Zeit diesen Job in den USA machten, gab Bah da die
       „Disneyprinzessin“, auf einem roten Sofa sitzend und mit großen schwarzen
       Mickey-Maus-Ohren.
       
       Die Tochter einer schwedischen Mutter und eines aus Gambia stammenden
       Vaters, aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Småland, blickte da schon auf
       erfolgreiche Jahre als Leichtathletin zurück. Als Gymnasiastin war sie eine
       der landesweit besten 100- und 200-Meter-Sprinterinnen ihrer Altersgruppe,
       entschied sich dann aber gegen die Stadion- für eine Medienlaufbahn. Zu
       deren Stationen gehörten neben Disney unter anderem die Rolle als Sklavin
       in einem Wildwestfilm und eine Talkshow, die ihren Namen trug.
       
       Danach arbeitete die heute 42-Jährige – verheiratet mit einem Schauspieler
       und Mutter dreier Töchter – als Generalsekretärin des Fairtrade-Labels, saß
       im Vorstand des „Christlichen Vereins junger Menschen“ und gehört dem
       schwedischen Nationaltheaters „Dramaten“ an. Sie schrieb eine Biografie
       über Kronprinzessin Victoria und wurde im letzten Jahr von der damaligen
       Regierung zur Chefin der Behörde für „Fragen der Jugend und der
       Zivilgesellschaft“ ernannt.
       
       Drei Tage vor ihrer jetzigen Kabinettsberufung war die engagierte
       protestantische Christin und bislang Parteilose, die als
       Lieblingsfernsehprogramm „natürlich das Kinderprogramm“ nennt, schnell noch
       Mitglied der grünen Regierungspartei geworden.
       
       Die Reaktionen auf ihre Ernennung waren gespalten. Auf „interessante Wahl“
       konnten sich zwar alle Kommentatoren einigen – doch fast alle auch auf
       Zweifel wie: „Was kann sie in der Kultur? Welche Visionen hat sie?“ Vor
       allem wird wohl Medienpolitik als große, von der Vorgängerin
       vernachlässigte Aufgabe auf den politischen Neuling warten: Eine Reform der
       Pressesubventionen und der Public-Service-Finanzierung stehen an.
       Disney-Erfahrungen dürften da nicht recht weiter helfen.
       
       6 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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