# taz.de -- Die Streitfrage: Serien oder Sozialleben?
       
       > Sie machen süchtig und dauern ewig: Serien fressen Freizeit – für Freunde
       > bleibt da kaum noch Zeit. Ist das ein Problem oder einfach gemütlich?
       
 (IMG) Bild: Serien-Angebot bei Netflix: 500 Minuten Komaglotzen.
       
       Es ist halb eins in der Nacht. Der Rest der Wohnung schläft bereits, der
       Wecker am nächsten morgen wird um sieben Uhr klingeln. Die vorletzte
       „Fargo“-Episode ist gerade zu Ende. Man könnte jetzt schlafen gehen – oder
       ins Staffelfinale starten. Die Spannung, minutiös über die letzten Folgen
       aufgebaut, spitzt sich zu. Wie geht es weiter? 15 Sekunden noch, dann
       startet der Streaming-Dienst automatisch die nächste Folge. Danach wäre es
       viertel nach eins.
       
       Dran bleiben oder schlafen gehen?
       
       Der Serienmarkt boomt. Immer neue Serienformate fesseln Millionen von
       Zuschauern. Hinter den einzelnen Episoden stehen riesige
       Produktionsmaschinen. Seit den 2000ern entwickeln auch renommierte
       Regisseure Formate für Serien, heute sind sich selbst Stars wie Kevin
       Spacey nicht mehr zu schade mitzumachen.
       
       Um diese relativ neue Industrie herum hat sich eine rege Debattenkultur
       etabliert, Portale wie [1][serienjunkies.de] zeigen das. Das Portal hat
       eine Millionen Leser pro Monat, am höchsten sind die Zugriffszahlen während
       der Mittagspause. Als würde es nicht reichen, bis tief in die Nacht vorm
       Bildschirm zu hängen – die Sucht sickert bis ins Büro.
       
       ## Eine neue Staffel ist wie eine Krankschreibung
       
       Hinzu kommt, dass es Portale wie Maxdome, Amazon Prime und Netflix
       ermöglichen eine ganze Staffel am Stück zu schauen. Serienmarathon oder
       „Binge Watching“, Komaglotzen, nennen die Fans das.
       
       Komaglotzen: Was früher höchstens mit „Star Wars“ oder „Herr der Ringe“
       möglich war, geht jetzt mit fast jeder Serie. Die erste Staffel der
       US-Serie „Fargo“ dauert mehr als 500 Minuten. Den Film hingegen, auf dem
       die Serie beruht, hat man nach 98 Minuten geschafft – und dann Zeit für
       anderes. Serien fressen Freizeit: Eine neue Staffel anzufangen ist nicht
       selten wie eine Krankschreibung, für Tage oder Wochen lebt man auf dem Sofa
       oder im Bett.
       
       Viele der erfolgreichen Serien haben eins gemeinsam. Während beim Tatort
       eine Folge für sich stehen kann, bauen die Folgen der meisten US-Serien
       aufeinander auf. Am Ende vieler Episoden steht ein Cliffhanger, die
       schlichte Frage: Was passiert als nächstes? Nur wer weiterschaut, kann
       ruhig schlafen – aber eben viel zu kurz.
       
       Dabei müssen Sozialleben und Serien kein Widerspruch sein. Serien können
       verbinden, man kann sich mit Freunden zu regelmäßigen Serien-Abenden
       verabreden. Und auf Partys kommt ohnehin jedes zweite Gespräch irgendwann
       auf „Game of Thrones“ oder „House of Cards“.
       
       Serien oder Sozialleben? Ist das überhaupt ein Gegensatz? Oder ergänzt sich
       die Episoden-Sucht ganz gut mit der unserer Freunde? Weiter gefragt: Ist es
       sogar in Ordnung, seine Freunde für die neueste Staffel links liegen zu
       lassen?
       
       Diskutieren Sie mit! Wir wählen unter den interessantesten Kommentaren
       einen oder zwei aus und veröffentlichen sie in der taz.am wochenende vom
       1./2. November 2014. Ihr Statement sollte maximal 400 Zeichen umfassen. Das
       sind zwei Twitter-Nachrichten. Es sollte mit Namen, Alter, einem Foto und
       der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Schicken Sie
       uns eine Mail an: [2][streit@taz.de]
       
       28 Oct 2014
       
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