# taz.de -- Die Streitfrage: „Es bleiben schwarze Augenränder“
       
       > Sie vernachlässige ihre Freunde durch einen Serienmarathon nicht, sagt
       > die CSU-Staatssekretärin Dorothee Bär. Nur ihre Gesundheit.
       
 (IMG) Bild: Sehr spannend, diese Serie.
       
       „Na, wie war dein Wochenende?“ „Och, ich habe die Wohnung gar nicht
       verlassen. Aber mir die erste Staffel von ,Orange is the New Black'
       reingezogen.“ Eine typische Unterhaltung im Herbst.
       
       Serien fressen Freizeit: Eine neue Staffel anzufangen ist nicht selten wie
       eine Krankschreibung, für Tage oder Wochen lebt man auf dem Sofa oder im
       Bett. Und trifft sich nicht mehr mit Freunden. Man muss sich entscheiden:
       Serie oder Sozialleben?
       
       „Meine Freunde vernachlässige ich durch einen Glotzmarathon nicht“,
       schreibt Dorothee Bär, Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und
       digitale Infrastruktur, in der taz.am wochenende vom 1./2. November 2014.
       „Das Einzige was bleibt, sind schwarze Augenränder vom Schlafmangel.“
       
       Elisabeth K. Paefgen ist Literaturwissenschaftlerin an der FU Berlin und
       forscht zu US-amerikanischen Fernsehserien. Sie findet nicht, dass sich
       Serien und Sozialleben ausschließen. Schließlich seien Serien nichts
       anderes als Fortsetzungsgeschichten, die man sich in früheren Zeiten eben
       erzählt habe. „Nichts macht mehr Vergnügen, als Serien gemeinsam zu schauen
       und anschließend beim Wein die Schicksale von Tony Soprano, Don Draper und
       Walter White so zu besprechen, als seien es gute alte Bekannte“, sagt
       Paefgen.
       
       In der Tat ist es heute nur eine Frage der Zeit, bis sich das Gespräch auf
       Partys um Serien dreht: „Das hätte jetzt aber auch Barney Stinson sagen
       können.“ „Ja genau! So wie in der Folge, als er diese Frau rumkriegte,
       indem er sich als Opa verkleidete...“
       
       Den Soziologen Eric Anton Heuser nervt dieser Serienmarathon: „Heutzutage
       wird beinahe alles individuell auf uns zugeschnitten: Partner auf
       Datingportalen, Werbung in sozialen Netzwerken, Lieblingsserien auf
       Videoplattformen. Dadurch verlernen wir, uns auf eventuelle
       Andersartigkeiten einzulassen. Freundschaften brauchen aber Toleranz.“ Im
       Ergebnis würden sich viele mit ihrer Lieblingsserie ins Bett verziehen,
       anstatt sich mit den Marotten ihrer Freunde rumzuschlagen.
       
       Peter Breuer, der auf Twitter täglich über 20.000 Follower mit seinen
       Sprüchen versorgt, ist ebenfalls skeptisch. Er findet die Vorstellung,
       2.790 Minuten vor dem Monitor zu sitzen, um „Breaking Bad“ zu schauen,
       beklemmend. „Die 194 Minuten in Titanic waren doch schon eine einzige
       Qual“, sagt er.
       
       Die Streitfrage der Woche beantworten außerdem der Berliner Abgeordnete
       Christopher Lauer, der Schauspieler Christian Berkel, die deutsche
       Buzzfeed-Chefredakteurin Juliane Leopold, Axel Schmitt von
       [1][Serienjunkies] und taz-Leser Pascal Tonnemacher - in der taz.am
       wochenende vom 1./2. November 2014.
       
       2 Nov 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.serienjunkies.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Laura Backes
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Streitfrage
 (DIR) Serie
 (DIR) Freizeit
 (DIR) Fernsehen
 (DIR) Christopher Lauer
 (DIR) Serien
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Borgen
 (DIR) Serie
 (DIR) Streitfrage
 (DIR) Podcast-Guide
 (DIR) Quentin Tarantino
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Pirat Lauers Streit mit dem Innensenator: Sieht so ein Clown aus?
       
       Der Innenstaatssekretär nennt den Piraten-Abgeordneten Christopher Lauer
       einen „offensichtlichen Polit-Clown“. Der will das nicht auf sich sitzen
       lassen.
       
 (DIR) Was uns alles fertigmacht: Binge Watching macht depressiv ...
       
       ... haben ForscherInnen festgestellt. Wirklich? Uns fällt da noch so
       einiges ein, was einen so richtig schlecht draufbringt.
       
 (DIR) 3. Staffel „Orange Is The New Black“: Knast ↔ Ghetto
       
       Am Freitag startet die neue Staffel der Netflix-Gefängnisserie.
       Rassistisch, finden Kritiker. Aber Knast ohne Rassismus – geht das?
       
 (DIR) Dänischer Erfolgsregisseur Ingolf Gabold: „Genau wie bei einem Orchester“
       
       Ingolf Gabold produziert dänische Erfolgsserien wie „Borgen“ und
       „Kommissarin Lund“. Vorher komponierte er Opern. Beides sei ähnlich, sagt
       er.
       
 (DIR) TV-Serie „Lilyhammer“: Sprachverwirrung in Lillehammer
       
       Bei Arte startet „Lilyhammer“, die Geschichte eines US-amerikanischen
       Mafioso im Zeugenschutz. Der Witz fehlt aber.
       
 (DIR) Die Streitfrage: Serien oder Sozialleben?
       
       Sie machen süchtig und dauern ewig: Serien fressen Freizeit – für Freunde
       bleibt da kaum noch Zeit. Ist das ein Problem oder einfach gemütlich?
       
 (DIR) US-Podcast-Serie „Serial“: 21 Minuten, die süchtig machen
       
       „Serial“ erzählt spannend und dramatisch die Story eines mysteriösen
       Mordes. Komisch, dass es das Format bisher noch nicht im Radio gegeben hat.
       
 (DIR) Kolumne Fernsehen: Jetzt schon Kult, das „Kult“-Verbot
       
       Kultserien, Kultshows, Kultfilme – das nervigste Wort der Welt gehört
       endlich auf den Index. Wann reagieren Politik und Verbraucherschutz?