# taz.de -- Kolumne Generation Camper: Nie mehr Nacht!
       
       > Es wurde Licht und irgendwann kam die Lichtverschmutzung. Naturschätze,
       > Kulturschätze und der schmale Grad der Utopie.
       
 (IMG) Bild: Das Ende der Polarnacht.
       
       Ein Utopist ist, der sich nichts Schlimmes dabei denkt, dass in einer
       besseren Zukunft "vier Monde die irdische Nacht erleuchteten, dass das Eis
       sich von den Polen zurückziehe, dass das Meerwasser nicht mehr salzig
       schmecke und die Raubtiere in den Dienst des Menschen träten". Genau
       genommen handelt es sich hier um einen "Frühsozialisten": Charles Fourier
       (1772-1837). Er träumte von Utopia.
       
       Heute haben wir die Bescherung: Die Erde ist erleuchtet.
       "Lichtverschmutzung" ist der Fachausdruck dafür. Man bekommt nachts kaum
       noch den Himmel zu sehen. Auch die Pole schmelzen. Leider schmeckt das
       Meerwasser bei Weitem nicht "limonadig", wie sich der Utopist erhoffte.
       Stattdessen droht der Klimakollaps.
       
       Zu Fouriers Zeit, um 1800 herum, steckte die Industrie noch in den
       Anfängen. Die Elektrifizierung kam erst 100 Jahre später. Es gab eine
       Milliarde Menschen. Heute sind es über sieben Milliarden. Und alle wollen
       Licht und frisches Wasser und, und …
       
       Warum ich so trübe grübele? In meiner Post geht es utopisch zu. Da befindet
       sich ein Katalonien-Reisetipp zum Sternbeobachtungszentrum im
       Montsec-Gebirge (südliche Pyrenäen). Stolz verweist der spanische
       Pressedienst auf das Gütesiegel "Starlight Tourism Destination" der Unesco,
       weil der Himmel über dem Gebirgszug zu den klarsten in ganz Spanien gehöre.
       Und ich stutze und frage mich: "noch" klar oder "schon wieder"? Aber
       einerlei. Wo Unesco draufsteht, stecken die Utopien von heute drin, nämlich
       das Gute zu retten und zu schützen, was vielleicht noch zu retten und zu
       schützen ist. Aus der Vergangenheit, aus Fouriers Zeiten. Und alles für die
       Zukunft. Und natürlich für Touristen, die die Muße und das Geld dafür
       aufbringen.
       
       Naturschätze, Kulturschätze. Und jetzt auch die klare Sicht zum Firmament.
       Der Blick zu den Sternen. Die Nacht. Wie es unter den Sternguckern auf der
       Serra del Montsec wohl zugeht? Candlelight statt Elektrizität?
       Nachtsichtgeräte statt Taschenlampen? Oder leuchten Mond und Sterne so
       hell, dass sie blenden? Man müsste mal hinreisen.
       
       22 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christel Burghoff
       
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